Kopernikus 6
auftreiben ließen.
Als Colonel Crisbys Großvater 1802 den Majorsrang erreichte, sagte er dem Atlantik in Charleston, South Carolina, Lebewohl und schlug sich westwärts in die Wälder. Als er zum Stehen kam, befand er sich mitten im Gebiet der Chickasaw, wo er eine Handelsstation aufmachte und den Indianern zeigte, was Sklaven sind.
Und es erging ihm wohl, und er zeigte Colonel Crisbys Vater, der dann nach South Carolina ausschickte und alles herbringen ließ, was seinem Vater gehörte. Alles – Sklaven, Wagen, Pferde, Rinder, Perlhühner, Pfauen und Dodos, die von jedermann für eine fürchterlich häßliche Geflügelsorte gehalten wurden; einer seiner seefahrenden Onkel hatte sie im Jahre 1721 einem französischen Handelsfahrer abgekauft. (Ich nahm an, daß es sich hier um weiße Dodos von Réunion handelte, wenn sie nicht aus einer noch älteren Herde stammten. Der Dodo von Mauritius war zu jener Zeit schon ausgerottet.)
Das ganze Zeug wurde nach Westen gebracht, zu der Handelsstation inmitten der Chickasaw-Nation. (Die Stämme in der Umgebung gehörten zum Bündnis des Tanzenden Kaninchens.)
Und Colonel Crisbys Vater erging es wohl, und auch den Perlhühnern und den Dodos. Und dann kam Andrew Jackson und trieb die Tanzenden Kaninchen davon, über den Trail der Tränen in den Himmel von Oklahoma. Und Colonel Crisbys Vater zeugte Colonel Crisby, ließ den Handelsposten in den Händen anderer zurück und verlegte seine Pflanzung noch weiter westwärts nach McComb.
Allen erging es wohl, bis auf Colonel Crisbys Vater, welcher verstarb. Und auch die Dodos vermehrten sich, wenn man von gelegentlichen Verlusten durch mordlustige Wiesel und eierstehlende Hunde absieht.
Dann kam Opa Gudger seines Wegs, ein Prototyp für die Rolle des Simon Legree, und er übernahm die Pflanzung, während Colonel Crisby zehn Kompanien zusammenstellte und davonzog, um im Krieg für die Unabhängigkeit des Südens zu kämpfen.
Colonel Crisby kam früher als die meisten zur McComb-Pflanzung zurück, er jedoch hatte einen Großteil jener Salve aufgefangen, die seinen Kommandanten, General Beauregard Hanion, während der Belagerung von Vicksburg auf einem Felsenvorsprung ereilt hatte.
Er war nicht tot, aber einen Monat lang trieb sich der Tod dort herum wie ein wohlerzogener Schuldeneintreiber. Der Colonel siechte dahin, wurde ganz unvermittelt verrückt, und in der Woche, bevor er starb, ließ er alle seine Sklaven frei (der Krieg dauerte danach noch zwei Jahre). Jetzt, da er keine Sklaven mehr hatte, brauchte er auch keinen Aufseher mehr.
Hier folgt nun der Faulkner-Teil der Geschichte, geradewegs aus As I Lay Dying: wie die Gudger-Familie in die Gegend von Water Valley zurückkehrt (bevor es dort ein Water Valley gab), wie sie an demoralisierten, heruntergekommenen und entwurzelten Leuten aus dem Süden vorbeizieht und ihre Dodos vor sich hertreibt. Denn Colonel Crisby hatte sie seinem früheren Aufseher für treue Dienste geschenkt. Weiter folgt die Geschichte von der blutigen Ermordung Opa Gudgers durch die Hände der Freedman-Miliz im Aufstand des ersten Klan und von den leidvollen Prüfungen Daddy Gudgers in den Jahren zwischen 1880 und 1910, als er zwischen vier und vierunddreißig Jahre alt war.
Alma und Annie Mae waren die zweite und die fünfte aus Daddy Gudgers Nachkommenschaft, geboren im Abstand von drei Jahren. Es scheint, daß sie einander haßten, seit Alma zum ersten Mal in Klein-Annie Maes Wiege geschaut hatte. Sie waren Kinder von Daddy Gudgers zweiter Frau (die erste hatte er in seiner Verzweiflung umgebracht), und ihr Vater machte schon seine sechste Karriere. Er war
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