Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
des As­te­roi­den zu dem hit­ze­ver­narb­ten Hektar hin öff­ne­ten, wo das un­an­sehn­li­che Schiff fest­ge­macht war. Sie rum­pel­te da­hin und sprang über die Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten. Das Gra­vi­ta­ti­ons­feld wur­de an die­sen Stel­len schwä­cher, und das be­deu­te­te, daß die Ab­la­ge­run­gen sich dort wie­der ver­dick­ten. Es war un­güns­tig, daß sich die Re­ak­tor­mas­se auf der Ram­pe ab­kühl­te und aus­kris­tal­li­sier­te. Bald wür­de sie sie wie­der ab­krat­zen müs­sen. Das wür­de sie, zu ih­rem Un­glück, von Na­ka­mu­ra-san fern­hal­ten, ob­wohl es ihm Freu­de be­rei­ten wür­de. Die Rei­ni­gung, nicht die Tren­nung. Wenn die Ober­flä­che zu rauh war, konn­te das Schiff beim Lan­den aus­ein­an­der­bre­chen.
    Es war ein mons­trö­ses Ding, bei­na­he wür­fel­för­mig, mit ei­ner Kan­te von fünf­hun­dert Me­tern. Von Röh­ren und Bol­zen über­zo­gen, da­zwi­schen lee­re Räu­me, hat­te die Ka­ra­kai Ma­ru ei­ne Vier­tel­tril­li­on Yen ge­kos­tet. Es wür­den noch wei­te­re zwan­zig Jah­re ver­ge­hen, be­vor sie sich amor­ti­siert hat­te.
    Na­ka­mu­ra-san fuhr in ei­nem Lift zur Brücke hin­auf, wo er sei­nen Schutz­an­zug aus­zie­hen wür­de und sich an sei­ner hemds­är­me­li­gen Um­ge­bung er­freu­en konn­te; sie be­stieg einen an­de­ren Lift, der sie zur Zen­tri­fu­ge be­för­der­te.
    Sie hat­te ge­ra­de die Kon­trol­len be­en­det, als die Stim­me in ih­rem Funk­ge­rät er­klang: „Ka­bel ab, Fu­si­ons­an­trieb an; fest­hal­ten!“
    „Ja, Herr“, er­wi­der­te sie und vi­brier­te dann in Re­so­nanz mit dem Schiff, das aus sei­nem Heck gas­för­mi­ge, über­er­hitz­te Re­ak­tor­mas­se aus­spie. Das Va­ku­um ver­hin­dert je­des Ge­räusch, doch sie stell­te sich oft vor, daß das Trieb­werk in ei­ner At­mo­sphä­re ge­brüllt, daß es auf­ge­heult und im Um­kreis von hun­dert Ki­lo­me­tern je­des Ohr be­täubt hät­te. Sie hielt sich ei­sern an ih­rer Hal­tes­tan­ge fest und be­ob­ach­te­te, wie ein Bol­zen einen Stern ver­deck­te; er zuck­te wie ein Si­gnal, an-aus, an-aus … „Die Zen­tri­fu­ge ist ab­ge­kühlt, Herr“, funk­te sie, als sie den As­te­roi­den weit hin­ter sich ge­las­sen hat­ten.
    „Dann bring den Zy­lin­der aus. Du weißt, was du zu tun hast.“
    Sein bar­scher Ton­fall ver­letz­te sie; dies war un­ge­wöhn­lich für ihn. Aber er hat­te es schwer im selbs­t­er­wähl­ten Exil im As­te­roi­den­gür­tel. Er leb­te am Ran­de des Nir­gend­wo, Mil­lio­nen von Ki­lo­me­tern von sei­nen Freun­den, von sei­nem Zu­hau­se ent­fernt. Sie wuß­te, wie ein­sam er war. Sie muß­te Zu­ge­ständ­nis­se ma­chen.
    Son­nen­licht, so fein wie Mor­gen­ne­bel, zog über ih­re Be­schich­tung. Ih­re Pho­to­zel­len sam­mel­ten und ver­wan­del­ten es eben­so si­cher in Le­ben wie die Haut ei­ner Na­mi­bech­se den Tau trinkt, der sich auf ihr ab­la­gert. Sie wähl­te ih­re Stre­cke so, daß sie die Schat­ten ver­mied. Auf­ge­la­de­ne Bat­te­ri­en ver­setz­ten sie in Hoch­stim­mung.
    Mit ei­ner Be­weg­lich­keit, die für ih­re Grö­ße und Ge­stalt er­staun­lich war, öff­ne­te sie die Hül­le der vier­zig Me­ter lan­gen Zen­tri­fu­gen­röh­re und funk­te den Kra­nen den Be­fehl, das ver­fes­tig­te Me­tall her­aus­zu­bug­sie­ren. Auf ih­rer letz­ten Heim­rei­se ein­ge­schmol­zen, in die Röh­re ge­gos­sen und ge­dreht, bis sich die ver­schie­de­nen Er­ze zu säu­ber­li­chen Me­tall­schich­ten von­ein­an­der ab­ge­son­dert hat­ten, war die­ses Stück die Aus­beu­te ta­ge­lan­ger har­ter Ar­beit.
    Sie rief die nied­ri­gen Trans­port­kar­ren her­bei und roll­te an das an­de­re En­de der Hal­le, wo sie den Schie­be­ver­schluß ih­res ein­ge­bau­ten La­sers öff­ne­te. Dann schloß sie sich an die Haupt­strom­zu­fuhr des Schiffs an. Ih­re Bat­te­ri­en wa­ren kräf­tig, doch das gie­ri­ge Licht­mes­ser wür­de sie sehr schnell leer sau­gen. Der Strom floß durch sie hin­durch.
    Aaah­hh … Sie woll­te sich zu­rück­wer­fen und den ru­hi­gen Ster­nen ih­ren Tri­umph ent­ge­gen­sin­gen, aber es gab noch so­viel zu tun. Sie ritt auf den sinn­li­chen Wel­len

Weitere Kostenlose Bücher