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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ein­ge­ras­tet wa­ren, be­weg­te sich die Sei­te selbst, ent­fal­te­te und öff­ne­te sich. In­ner­halb ei­ner Stun­de hat­te sie sich wie ein Schirm zu ei­nem Dach von zwei­ein­halb Qua­drat­ki­lo­me­tern aus­ge­brei­tet, ein Pa­ra­bol­spie­gel, der auf die ein­zi­ge nich­ti­so­lier­te Wand des Schmel­zers ge­rich­tet war. Schon jetzt be­gann die Wand in stump­fem Rot zu glü­hen.
    „Du bist lang­sam heu­te“, nör­gel­te er.
    „Es tut mir leid, Na­ka­mu­ra-san“, ant­wor­te­te sie, wäh­rend sie noch die Kunst­stoff­ta­feln nach Trä­nen oder Röh­ren­ver­schmut­zun­gen über­prüf­te. „Aber die Zen­tri­fu­ge wird jetzt ge­füllt, und der Vor­gang wird be­en­det sein, be­vor wir wie­der zu Hau­se sind.“
    Solch ein leich­tes Ge­wicht, aber er hat­te schon zu­viel zu tra­gen. Er brach aus­ein­an­der. Völ­lig. „Zu­hau­se?“ schrie er. „Zu­hau­se? Die­ser er­bärm­li­che, stau­bi­ge Ka­nin­chen­stall ein Zu­hau­se? Du Narr! Zu­hau­se, das ist ein Him­mel, der so hoch ist, so blau, daß er dich in sich hin­ein­zieht, und ein Wind, der auf dei­nem Rücken ki­chert, wäh­rend er dein ha­pi trock­net, und die feuch­te, schnup­pern­de Na­se ei­nes Reh­kit­zes und Fu­jiya­ma-san wie ei­ne Luft­spie­ge­lung am Ho­ri­zont. Du Ding ! Du fol­terst mich. Ich soll­te dich ver­kau­fen, dich weg­ge­ben. Ich wer­de dich aus dem Schiff wer­fen, du Schrott­hau­fen, ich …“
    Wie wahn­sin­nig tob­te er wäh­rend des gan­zen Rück­flugs. Die Zer­mal­mer stell­ten sich ab, als auch der letz­te Glut­bro­cken zu Staub zer­rie­ben wor­den war. Der Schmel­zer be­en­de­te sei­ne Ar­beit und zog sei­nen glän­zen­den Schirm wie­der ein. Die Zen­tri­fu­ge wir­bel­te wie wahn­wit­zig her­um. Und ein­ein­halb Ta­ge lang be­schäf­tig­te sich Mar­chi­an­na mit dem Verb wei­nen und sei­nen Im­pli­ka­tio­nen, da die Tat selbst ih­re Fä­hig­kei­ten über­schritt.
    Als ih­re Ba­sis ins Sicht­feld roll­te und Na­ka­mu­ra-san mit dem Brems­ma­nö­ver be­gann, sag­te er zu ihr: „Spring in die Ab­gas­röh­re der Re­ak­tor­mas­se!“
    „Aber das wird mich zer­stö­ren“, pro­tes­tier­te sie, ob­wohl sie da­mit be­gann, sich hin­un­ter zu den Ra­ke­ten zu be­we­gen. „Die Tem­pe­ra­tur, die Ge­schwin­dig­keit der Teil­chen …“
    „Ge­nau!“ fauch­te er. „Tu es!“
    Sie kam am Heck an. Be­täubt be­weg­te sie sich auf den Tod zu. Schon auf hun­dert Me­ter Ent­fer­nung be­wirk­te die Hit­ze, daß die au­to­ma­ti­schen Warn­an­la­gen Alarm schlu­gen. Auf­ge­reg­te Teil­chen ga­ben auf Mil­li­ar­den von Wel­len­län­gen, in Mil­lio­nen von Far­ben Pho­to­nen ab. Wie lan­ge wür­de sie durch­hal­ten – ei­ne Se­kun­de?
    „Bit­te“, bet­tel­te sie, „Ihr könnt doch nicht …“
    „Nein.“
    „Das ist falsch. Ihr braucht mich.“
    „Stirb, Ding !“
    Tief im In­ne­ren ih­res Schal­tungs­la­by­rinths klick­te ein Re­lais ein. Sie blieb ste­hen. Fünf­zig Me­ter von ihr stieg ein glü­hen­der Gas­rie­gel zu der Ober­flä­che hoch, die über ihr schweb­te. Sie dreh­te sich um und sag­te: „Nein.“
    „Oh.“ Das Funk­ge­rät blieb fünf­zehn Se­kun­den lang still, bis er hin­zu­füg­te: „In Ord­nung.“
    Sie lan­de­ten oh­ne wei­te­re Zwi­schen­fäl­le. Wort­los schritt er so­fort in sein Schlaf­zim­mer. Mar­chi­an­na folg­te ihm im re­spekt­vol­len Ab­stand von drei Me­tern. Als sei­ne Tür sich schloß, stell­te sie auf Com­pu­ta­ti­ons­ana­ly­se und seufz­te. Na­ka­mu­ra-san war zu na­he am un­wi­der­ruf­li­chen Wahn­sinn vor­bei­ge­schlit­tert. Die Ein­sam­keit war da­bei, ihn zu ver­nich­ten. Der ar­me Mann. Um hier drau­ßen zu über­le­ben, wo nicht ein­mal Ro­bo­ter al­lein zu­recht­ka­men, brauch­te er Hil­fe. Ei­ne Frau. So­fort.
    Sie be­tä­tig­te ih­ren ein­ge­bau­ten Chro­no­gra­phen. Sie hat­te ge­nug Zeit.
    Mit auf­ge­regt blin­ken­den Schein­wer­fern roll­te sie in den höh­len­ar­ti­gen La­ger­raum hin­ter der Re­pa­ra­tur­werk­statt, wo sich ein Fünf­zig­jah­res­vor­rat an Er­satz­tei­len, al­le fein säu­ber­lich in Kis­ten ver­packt, auf­türm­te. Na­ka­mu­ra-san wür­de ei­ne Frau be­kom­men,

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