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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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wie ein Wel­len­rei­ter im Was­ser, im­mer Her­rin ih­rer selbst.
    Ziem­lich we­nig Uran dies­mal … viel­leicht ei­ne mil­li­me­ter­dün­ne Kap­pe auf ei­nem Zy­lin­der, der fünf Me­ter im Um­fang maß. Sie funk­te einen klei­nen Trans­port­kar­ren in Stel­lung, stell­te ih­re Fil­ter ein, und ein Punkt brann­te glei­ßend auf der glat­ten Ober­flä­che des Zy­lin­ders. Lang­sam be­weg­te er sich, her­um­ge­dreht von den vor­sich­ti­gen Hän­den der Krä­ne. Sie lieb­te die­se Tä­tig­keit, die­ses Kom­man­die­ren und Ko­or­di­nie­ren, die­ses Durch­schnei­den von Me­tall, wie ein Metz­ger sei­ne Sa­la­mi durch­sä­belt. Der Trans­port­kar­ren fing das Uran ein, als es, vom Rest ab­ge­son­dert, frei schweb­te, ver­stau­te es und brach­te es un­auf­ge­for­dert an den Ort, wo es, in Blei­plat­ten ein­ge­legt, war­ten wür­de. Wenn ei­ne vol­le Schiffs­la­dung bei­sam­men war, wür­den sie sie den Gra­vi­ta­ti­ons­berg zur Er­de hin­un­ter­rol­len, in die Auf­fang­net­ze ei­nes L5-Ber­gungs­teams. Es wür­de ge­wo­gen und be­zahlt wer­den, und Na­ka­mu­ra-san wür­de sei­ne Schiffs­schul­den um die­sen Be­trag ab­be­zahlt ha­ben.
    Ar­mer Na­ka­mu­ra-san, dach­te sie, wäh­rend sie da­r­an­ging, die nächs­te Schicht zu be­ar­bei­ten. Er war so weit von Zu­hau­se ent­fernt, daß er sei­ne Welt nicht oh­ne Te­le­skop er­bli­cken konn­te, daß er sie oh­ne astro­no­mi­schen Rech­ner nicht ein­mal fin­den konn­te. Das Wort Mit­leid war in einen von Mar­chi­an­nas Vo-Chips ge­stopft wor­den; sie kann­te sei­ne Be­deu­tung, aber sie konn­te das Ge­fühl nicht nach­emp­fin­den. Sie wünsch­te, daß sie das könn­te, denn ihr Herr war wirk­lich be­mit­lei­dens­wert.
    Ein ein­sa­mer Exilant, der nur einen Ro­bo­ter als Ge­sell­schaft be­saß. Und nicht ein­mal einen klu­gen oder in­ter­essan­ten, dach­te sie in ei­nem Au­gen­blick der Selbst­ab­scheu. Ihr Herr brauch­te viel­mehr sei­de­nes Haar, per­len­des La­chen, war­me, duf­ten­de Haut … mit an­de­ren Wor­ten: ei­ne Ehe­frau. Was er be­saß, das war hin­ge­gen ei­ne völ­li­ge Ab­hän­gig­keit von Ma­schi­nen, die je­den Aspekt sei­nes Über­le­bens be­stimm­ten, von der Luft, die er at­me­te, über den An­zug, den er trug, bis zu der Rich­tung, in die er die Ka­ra­kai Ma­ru steu­er­te. Was nicht hei­ßen soll­te, daß er in Ge­fahr schweb­te, son­dern daß die ste­ri­le Vor­aus­seh­bar­keit sei­ner Um­ge­bung Säu­re auf sei­ne kris­tal­le­ne See­le träu­fel­te. Er war ein Mensch, und um wirk­lich ein sol­cher zu sein, be­durf­te er der Er­wei­te­rung durch die schwer faß­ba­ren (il­lu­sio­nären?) Wirk­lich­kei­ten an­de­rer Men­schen, nicht der Zer­set­zung und Be­drückung durch Kupp­lun­gen und Mo­to­ren und In­te­gral­schal­tun­gen.
    Et­wa sechs­und­drei­ßig Stun­den spä­ter knis­ter­te ihr Funk­emp­fän­ger. „Bist zu jetzt fer­tig?“
    „Hail“ Auf­ge­wühlt lenk­te sie sei­ne Fra­ge in ih­ren ein­ge­bau­ten Stimm­be­to­nungs­ana­ly­sa­tor. Die Zu­sam­men­fas­sung blink­te R EIZ­BAR , wäh­rend die Charts mit den Emo­ti­ons­kom­po­nen­ten ei­ne Lis­te auf­rei­h­ten: Ä RGER . D EPRES­SI­ON . V ER­EIN­SA­MUNG . F URCHT . S ELBSTZWEI­FEL … In­ner­halb ei­ner Zwan­zigs­tel­se­kun­de ver­voll­stän­dig­ten sie die Lis­te, und der Psy­cho-Chip gab ei­ne Rei­he the­ra­peu­ti­scher Re­ak­ti­ons­vor­schlä­ge von sich: B RING I HN Z UM S PRE­CHEN . U NTER­STÜT­ZE M ORA­LISCH . B LEI­BE I NTER­ES­SIERT , A BER E NT­HAL­TE D ICH E IN­ER W ER­TUNG … Ei­ne Zehn­tel­se­kun­de war ver­gan­gen.
    „Komm so­fort hoch!“
    „Hai.“ Ein Not­fall, wun­der­te sie sich, doch als sie das Mo­ni­tor­netz des Schiffs an­zapf­te, lau­te­te die Ant­wort: nein. Al­le An­zei­ger leuch­te­ten grün, al­le Wer­te wa­ren nor­mal. Nur sei­ne Stim­mung … ar­mer Mann. Ich muß ihn glück­lich ma­chen.
    Sie er­reich­te die Brücke und ging durch die ex­trab­rei­te Luft­schleu­se hin­durch. Die Tür quietsch­te im Ul­tra­schall­be­reich, als sie sich bei­sei­te schob. Sie blieb kurz ste­hen, um ihr ein we­nig Schmier­mit­tel ein­zu­sprit­zen. „Ich

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