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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ihm.
    Sie wech­sel­ten die Er­schei­nungs­for­men und Stim­men, schick­ten je­des Mal einen neu­en Ver­tre­ter ih­rer In­ter­es­sen zu ihm, wähl­ten je­weils an­de­re Wor­te. Sei­ne Auf­trag­ge­ber ha­ben sich nie wie­der­holt. Nur der In­halt ih­rer Bot­schaft war der glei­che. Wort­los wur­de ihm der je­wei­li­ge Auf­trag er­teilt. Es be­durf­te kei­ner münd­li­chen De­tails, denn die not­wen­di­gen Da­ten spie­gel­ten sich in sein Ge­dächt­nis ein.
    Sie wech­sel­ten die Er­schei­nungs­for­men und die Stim­men, ob­wohl er sie we­der ge­se­hen noch ge­hört hat. Die wort­lo­sen Stim­men, die un­sicht­ba­ren Ges­ten ent­ste­hen und ver­ge­hen in sei­nem Be­wußt­sein, wäh­rend er die Au­gen ge­schlos­sen hält.
    Je­der ein­zel­ne der zahl­rei­chen Auf­trä­ge er­reich­te ihn auf die glei­che Wei­se. Er hat die­se Form des Kon­tak­tes wi­der­spruchs­los ak­zep­tiert, denn er be­greift sich nur als Teil ei­nes grö­ße­ren Zu­sam­men­hangs und sein Han­deln nur als den Ver­such, sich sinn­voll in das Ge­sche­hen ein­zu­bin­den. Er ist letzt­lich ein Su­chen­der, der sich von der Hoff­nung er­nährt, ein Ziel zu fin­den und es als sein ei­ge­nes Ziel zu er­ken­nen.
    Er ist Jä­ger.
    Der Span­nungs­bo­gen, der sich in sei­nem Kör­per auf­baut, über­win­det die räum­li­chen Gren­zen, schlägt über in den Um­raum und bin­det ihn ein in die Land­schaft, in die er sich duckt, die ihn deckt.
    Sei­ne Ge­dan­ken sind eben­so ru­hig wie sein Kör­per. Er hat sei­ne Gren­zen ver­scho­ben, macht den Um­raum zum Teil sei­nes Kör­pers, in­dem er den Zu­stand an­nimmt. Je­de kleins­te Be­we­gung wird re­gis­triert. Er prüft die Be­we­gun­gen, die Ge­räusche, die Ge­rü­che.
    Es ist ein nor­ma­ler Auf­trag, der vor ihm liegt. Es ist ein rei­ner Rou­ti­ne-Job, der sich durch nichts von den an­de­ren er­folg­rei­chen Jobs un­ter­schei­den wird. Er bläht sei­ne Na­sen­flü­gel und schlürft be­däch­tig den kla­ren Ge­ruch auf, in des­sen vol­ler Er­dig­keit er die cha­rak­te­ris­ti­sche Mi­schung aus Ela­stic­öl und ver­brann­tem Pul­ver wahr­nimmt. Es ist der in­di­vi­du­el­le Ge­ruch sei­ner Waf­fe.
    Die S 69 liegt si­cher in sei­nen Hän­den. Der Lauf weist in die Rich­tung, aus der er sein Ziel er­war­tet, wäh­rend die flei­schi­gen Blatt­bü­schel an den Zwei­gen, den Äs­ten, den Bäu­men über ihm des­in­ter­es­siert in der ih­nen ei­ge­nen, kon­zen­trisch schlin­gern­den Be­we­gung die Zeit über­brücken.
    Die Au­to­ma­tic in sei­nen Hän­den ist in die­sem be­son­de­ren Au­gen­blick zu ei­nem Teil sei­nes Kör­pers ge­wor­den, und ih­re töd­li­che Kraft ist ein Teil sei­ner ei­ge­nen Kraft. Die Haut hat die Prä­zi­si­on ab­sor­biert, mit der das Pro­jek­til in die ex­akt zu­ge­wie­se­ne Rich­tung ge­schleu­dert wird, um das Ziel zu tref­fen, um das Le­ben zu ver­nich­ten.
    Sei­ne pul­sie­ren­de Haut fängt die Käl­te des Me­talls auf; es ent­steht ei­ne ge­mein­sa­me mitt­le­re Tem­pe­ra­tur in die­sem Au­gen­blick höchs­ter Kon­zen­tra­ti­on. Me­tall, Plas­tik, Fleisch und Blut sind mit­ein­an­der ver­schmol­zen zu ei­ner ein­zi­gen Funk­ti­on, sind fest­ge­legt, er­fül­len den ge­mein­sa­men Auf­trag und wer­den ih­rer Be­stim­mung ge­recht, näm­lich zu su­chen, zu fin­den, zu fi­xie­ren und zu tref­fen.
    Sein Blick glei­tet weich durch die Blatt­fä­cher, die sich vor ihm ver­schrän­ken, er streift über die stil­le Lich­tung und tas­tet den Rand ab, der den nied­rig be­wach­se­nen Strei­fen säumt. Er ist we­der er­staunt noch er­regt, als er end­lich den Schat­ten wahr­nimmt, der sich vor­sich­tig aus dem Schutz des Dun­kels löst. Er hat die­se frem­de Ge­stalt er­war­tet, die zö­gernd her­vor­tritt, die un­si­cher ist, oder vor­sich­tig, oder miß­trau­isch.
    Der dich­te, dun­kel­grü­ne Pflan­zen­tep­pich, der die Lich­tung dicht am Bo­den über­zieht, ver­harrt trä­ge und be­we­gungs­los un­ter dem gel­ben Schräg­licht der Son­ne. Al­les hält den Atem an.
    Er er­war­tet sein Op­fer.
    Die Hel­lig­keit streift über sei­nen ge­duck­ten Kör­per hin­weg, er sieht mit dem Licht, der an­de­re sieht

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