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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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schlamm­grü­nen Au­gen be­lebt, sei­ne sche­cki­gen Som­mer­spros­sen weg­ge­tönt und sein flie­hen­des Kinn mit Licht­schrei­ber­stri­chen auf dem Schirm ver­bes­sert.
    Da­mals, in den ers­ten Ta­gen bei CBA, ha­be ich an Max und sei­nem Image kaum je­mals her­um­ge­macht.
    Für Max’ Er­öff­nungs­nacht auf der Bun­des­röh­re ver­ließ ein Gleit­bus sei­ne Bahn. Es war ein Un­fall, der für Max, der die Be­richt­er­stat­tung so­fort selbst über­nahm, wie maß­ge­schnei­dert war.
    „Es pas­siert ge­ra­de!“ flüs­ter­te Max. „Wir sind li­ve in Cin­cin­na­ti. Vor we­ni­gen Se­kun­den hat ein Trans­Con-Bus mit ein­und­drei­ßig Pas­sa­gie­ren sei­nen Richt­strahl ver­lo­ren. Un­ter uns brennt ge­ra­de ein Fu­sel­treib­stofftan­ker, 75.000 Li­ter sind aus­ge­lau­fen. Dort vorn hat der Bus den Drei­rad-Ford zer­quetscht. Ihr könnt die auf­ge­fah­re­nen Fahr­zeu­ge hin­ten se­hen, acht­und­zwan­zig Stück. Der Fu­sel­treib­stoff ist hoch­ge­gan­gen. Dort, da, da vorn zie­hen sie ge­ra­de Ver­letz­te aus dem Wrack …“
    Drei Schwe­be­ka­me­ras der CBA wa­ren be­reits zur Stel­le, um die Über­tra­gung durch un­se­ren ei­ge­nen CBA- Hoch­sichtsa­tel­li­ten zu er­gän­zen. Man konn­te den letz­ten Funk­spruch des Pi­lo­ten kurz vor dem Un­fall hö­ren: „Hey! Cin­cy, bin von der Gleit­spur ab …“ (ei­ne an­de­re Stim­me, ver­zwei­felt) „He, Naz, bleib auf der Spur …“ (Pi­lot) „klemmt, kann nicht auf Hand­steue­rung schal­ten … Jun­ge! …“ (Cin­cy-Mo­ni­tor) „neue Rou­te auf Hand­steue­rungs­spur …“ (Pi­lot) „Cin­cy, auf­hö­ren … ver­flucht … laßt los, ver­dammt, der Fluß da …“ (nicht iden­ti­fi­zier­te Stim­me) „… Mmmmmmmmmmmmmmmmmmmm!“ Max lehn­te sich vor. Ihr habt euch vor­ge­lehnt und durch mei­ne Zeit­lu­pen­wie­der­ga­be den Sturz des Bus­ses mit­ge­fah­ren, ihn durch die Au­gen von Max ge­se­hen, in der Hit­ze der Ma­gne­si­u­m­ex­plo­si­on.
    „Wer ist tot?“ frag­te Max. „Ist das ei­ner von euch?“ Dröh­nend: „Wer sind Sie? Wie hei­ßen Sie?“ wie Got­tes Stim­me vom Him­mel her­ab auf ei­ne Frau, auf ein ver­kohl­tes Kind, am Ufer des Ohio zu­sam­men­ge­kau­ert. „Ken­nen Sie die Na­men der an­de­ren Leu­te, die noch im Bus sind?“
    „Ich bin Max­well Todd, Sie sind jetzt li­ve auf den CBA-Nach­rich­ten.“ Und er stell­te die Fra­ge, die ihr von ihm hö­ren woll­tet: „Es heißt, dei­ne Mut­ter sei tot. Wie fühlst du dich?“
    Wir ha­ben einen So­fort-Niel­sen von 51,50 er­reicht, 324 Mil­lio­nen Röh­ren­fah­rer ge­gen die 22 an­de­ren Sa­tel­li­ten­net­ze, al­le mit Schwe­bel­in­sen, al­le mit Li­ve-Be­rich­ten. Max Todd war es, der den Un­ter­schied aus­mach­te. Mit tan­zen­den Au­gen brach­te er die Nach­rich­ten­ka­bi­ne in Auf­ruhr. Er box­te mich auf den Arm und sag­te: „Gib mir einen aus, Sid! Was für ein Blitz­start! Ich ge­he hoch, ich flie­ge!“ Sein Ge­sicht glüh­te noch im­mer von der Rö­te des Ge­fühls­felds. Er knuff­te mich und lä­chel­te. Er wuß­te, daß ich wü­tend war. Wir hat­ten euch ge­fähr­lich hoch­ge­kit­zelt. Wie Sha­drach hat­ten wir euch in den lo­dern­den Hoch­ofen ge­schickt, in das Blü­ten­meer der Fu­sel­treib­stoff flam­men. Wir hat­ten euch die Hit­ze spü­ren und at­men las­sen, hat­ten euch zu ei­ner Schar ver­kohl­ter Lei­chen ge­macht und euch am Schluß wie­der auf­er­ste­hen las­sen.
    Ich wuß­te von An­fang an, daß bei Max ein Stück fehl­te. Er be­saß über­haupt kei­nen Sinn für Mo­ral. Er wer­te­te nicht zwi­schen Gut und Bö­se. Schon bald mach­te ich den miß­glück­ten Ver­such, mit Mor­rie Bloom, dem Nach­rich­ten­chef der CBA, dar­über zu spre­chen.
    „Und wen in­ter­es­siert in die­sem Ge­schäft Gut und Bö­se?“ frag­te Mor­rie, ei­ne Zi­gar­re mit An­tikar­zi­nom­fil­ter im Mund. „Wenn er ver­biegt, wenn er ver­än­dert, wenn er die Tat­sa­chen ver­dreht, wer soll das denn mer­ken? Ich mag den Jun­gen. In ei­ner Wo­che sind wir schon drei Kom­ma zwei hö­her als Pro­Ser­ve ge­kom­men. Drei Kom­ma zwei ist mir Gut und Bö­se ge­nug.“ Er ziel­te mit der Zi­gar­re auf mich und ver­lor da­bei Asche. „Du hast ihn

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