Kopernikus 6
hineinfuhr.
Als die Cyborgs zu ihrem Schiff zurückkehrten, erstaunt über die Ergebnisse ihrer Forschungen, fanden sie das Schiff nicht mehr vor. Sie mußten nun, zumindest für eine längere Zeit, auf diesem Planeten bleiben, der unaufhörlich seine Meteoriten ins All hinausschoß.
So sollte aus den Cyborgs durch einen Zufall, der aber nicht so groß sein konnte, bedenkt man die Masse der abgeschossenen Meteoriten, die sonderbare Zivilisation des Planeten mit den Meteoritenkanonen werden.
Rose-Marie Liebenfels Per aspera ad astra
Orbiter-Nr.: 138
Name: CARINA
Flugnummer: 89
Übermittlung: Funktelex
Leitweg: Space-Spiegel
Ort: Umlaufbahn geostationär
Datum: 17.10.2.007
G.erZeit: 12 Uhr 34’
Art: Bildschirm-Schnellausdruck
Text:
Liebe Mutter,
heute ist Dein Geburtstag. Vor zwei Jahren hast Du mich verlassen. Ein außerplanmäßiger Zwischenfall im Raumfährenverkehr mit Todesfolgen, lautete die unpersönliche Meldung. Was Dir wirklich zugestoßen ist, habe ich nie herausfinden können. Die Bonzen von der Astro-Versicherung schweigen wie tote Fische.
Vielleicht wärst Du heute stolz auf mich. Habe inzwischen als Astrolantin in einem orbitalen Pharma-Labor angemustert. Medikamente aus dem All; ein alter Hut, aber immer noch lohnend. Früher haben in einem solchen Produktionsmodul sieben Erwachsene gearbeitet. Jetzt schaffen wir hier zu zwölft. Unten nennen sie uns Astro-Bienen. Aber das ist nur der Neid, weil wir nach sieben Arbeitstagen – Start und Landung inklusive – sieben Relax-days vergütet bekommen. Außerdem erzielen wir derzeit die höchsten Fleischpreise – mit Knochen, versteht sich. Stell Dir vor, unsere Firma muß 700 Dollar pro Kilogramm Körpergewicht für uns bezahlen. Soviel kostet es nämlich, wenn wir auf einen Missionseinsatz in den Orbit geschossen werden. Der Nutzlastexperte stellte mich als idealen Astrolantinnentypus hin, weil ich bei 1.52 m Körpergröße 39 Kilogramm wiege und damit extrem ökologisch funktioniere.
Nach jeweils zwei Arbeitsstunden mit absolutem Redeverbot haben wir 30 Minuten Quatschpause wie eben jetzt. Die Unterhaltungen kreisen fast immer um das gleiche Thema: Soll man sich später einmal einen Kerl anlachen oder lieber zur Samenbank gehen; ein Retortenbaby adoptieren oder sich eine Mietmutter leisten? Du hast mich selbst ausgetragen und geboren. Und einen leiblichen Vater habe ich auch. Ich meine, einen Vater, der nicht anonym ist. Darauf bin ich mächtig stolz. Als ich Dich einmal fragte, was mein Pa für Dich eigentlich bedeutet, hast Du geantwortet: Er sei Dein gesundes Verhältnis. So etwas möchte ich auch einmal haben. Jetzt ist Papa leider nicht mehr gesund. Falls Du von dort, wo Du nun bist, die Geschichte nicht mitbekommen haben solltest, hier ist sie …
Zuletzt arbeitete Pa an einem Fließband in einer sogenannten bunten Reihe, wo spezialisierte Roboter Seite an Seite mit robotenden Spezialisten werken. „Von der Zeugung bis zum Schrott – Elektronik heißt der Gott“, sagte Paps immer. Die paar Männekens, die zwischen den Robotern arbeiten durften, hielten sich natürlich für etwas Besseres als ihre Maschinenkollegen. Dabei hatten die Arbeiter den Robotern nur eines voraus – auch wenn es bei ihrem Job nicht viel zu lachen gab, vermochten sie wenigstens zu lachen. Sie konnten stumm in sich hineingrinsen, munter aus sich herausbrüllen, ja sogar Tränen lachen. Und sei es über den dümmsten aller Witze. Alles, was die hochspezialisierten Maschinenbrüder zuwege brachten, bestand hingegen aus ein paar Öltränen, die eine Funktionsstörung signalisieren. Mein Vater
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