Kopernikus 6
und zwar schnell. Marchianna sang ein Freudenlied. Wenn sie die angemessenen Änderungen berücksichtigte, konnte sie dieselbe Schematik für die Frau verwenden, die sie für ihn benutzt hatte.
Gero Reimann Die Geschichte von dem schlafenden Programm des Meteoriten
Jahrhunderte- und jahrtausendelang war das Steinwesen, das von dieser menschlichen Benennung nie etwas wahrhaben würde, festgeschrieben in die Molekularstruktur eines Cristobalitkristalls, durch den Weltraum getragen worden, tief im Inneren eines Meteoriten.
Der Meteorit landete in vorgeschichtlichen Zeiten auf dem Planeten, den die Menschen erst sehr viel später als solchen erkennen und „Erde“ nennen sollten. Beim Aufprall zersprang der Meteorit. Aber der Aufprall vermochte nicht das Programm des Steinwesens zu reaktivieren. Es merkte nichts von der Zerstörung seiner Raumfähre.
Es merkte nichts, als nach 1,5 Millionen Jahren Menschen des Neolithikums das glänzende Metall, in dem es eingebettet war, aufhoben und versuchten, daraus Waffen abzuschlagen. Der Versuch mißlang. Das Metall erwies sich als zu hart.
Es merkte nichts, als 2000 Jahre später wiederum Menschen dieses Stück Metall anstierten und es zu bearbeiten versuchten. Enttäuscht warfen die Menschen den Metallbrocken in einen Fluß.
Der Fluß spülte den Brocken an ein Ufer. Der Wind und die Wellen schliffen und glätteten ihn.
Jahrhundertelang lag er am Flußufer, bis der Fluß eines Tages versiegte. In der Mitte des XX. Jahrhunderts fand ein Geologe den Metallklumpen und nahm ihn mit. Er lag nun einige weitere Jahrhunderte in der Steinsammlung eines Museums.
Doch in einem der verheerenden Kriege der Menschen zerfiel das Museum. Dann, Jahre später, spürte ein Metallsuchgerät den Brocken auf und brachte ihn zu einer Sammelstelle. Er wurde zusammen mit anderen Metallresten zu einer Legierung verarbeitet, die man auf die Außenstationen transportierte. Dort wurde er in einer Einheit, die Raumschiffe erstellte, in die Metallplatten eines Erkundungsschiffes eingearbeitet.
Dieses Schiff erkundete Hunderte von unbewohnten Planeten in verschiedenen Sternsystemen. Während all dieser Zeit im Raum bewahrte die Struktur des Cristobalitkristalls das Programm des Steinwesens in seiner ursprünglichen Form.
Im Jahr 5684 einer neuen Zeitrechnung landete das Erkundungsschiff auf einem kleinen Planeten, der um eine dunkelrote Sonne taumelte. Das Schiffstand in einem kahlen Krater, und erstaunt sahen die Cyborgs, die dem Schiff beigegeben waren, daß dieser Planet eine höhere Form der Organisation der Materie hervorgebracht haben mußte. Im Boden des Kraters waren riesige Rohre eingelassen. Oder waren es Türme? Aber die Tatsache, daß die Aufnahmen, die beim Anflug auf den Planeten gemacht worden waren, zeigten, daß die Türme oben offen waren, ließ die Cyborgs den Begriff Rohre für die länglichen, aufrechten Gebilde verwenden. Nach längerer Beobachtung erkannten die Cyborgs, daß in unregelmäßigen Intervallen große Kugeln aus den Rohren hinausgeschossen kamen, die im All verschwanden. Ein Teil der Cyborgs begab sich zur weiteren Erforschung der seltsamen Begebenheiten dieses Planeten auf seine Oberfläche. In einem Erkundungsfahrzeug fuhren sie dicht an eines der Rohre heran.
Zu dieser Zeit reaktivierte sich das Programm des Steinwesens. In einem rasenden Kernschmelzungsprozeß schmolz es das gesamte Schiff zu einer Kugel zusammen, die mit einer gleichsam gleitenden Bewegung aufstieg und, kurz innehaltend, mit rasender Geschwindigkeit in eines der Rohre
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