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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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moch­te dre­cki­ge Sprü­che nie lei­den. Und weil er da­bei nicht mit­misch­te, ver­such­ten ihn sei­ne Ge­nos­sen selbst zur Ziel­schei­be für ih­re Wit­ze zu ma­chen. Er aber pfiff dar­auf. Das fiel dem Ober­bon­zo der Ro­bo­ter auf. Es ent­wi­ckel­te sich zwi­schen ihm und Pa ei­ne Art Freund­schaft. Ei­nes Ta­ges ver­such­te Va­ter zwi­schen al­len Ro­bot­niks und Fach­ar­bei­tern Frie­den und Freund­schaft zu stif­ten. Er or­ga­ni­sier­te ei­ne klei­ne Ver­brü­de­rungs­fei­er. Sie be­gann mit ge­gen­sei­ti­gem Schul­ter­ge­klop­fe – Ro­bots be­rüh­ren Men­schen sonst nie. Dann folg­ten ein paar freund­li­che Rip pen­knuf­fe … Va­ter um­arm­te den großen stäh­ler­nen Bon­zo … der große stäh­ler­ne Bru­der um­arm­te Va­ter … und dann mach­te es lei­se knacks! Va­ters Wir­bel­säu­le war hin. Ei­ner von den Scherz­bold­kol­le­gen hat­te sich ein dre­cki­ges, mör­de­ri­sches Witz­chen er­laubt: Im Au­gen­blick der Um­ar­mung drück­te er die Tas­te für die Pa­ni­k­re­flex-Blo­ckie­rung, die dem Ro­bo­ter die Sen­so­ren lähmt. Und der Ro­bo­ter, der sich mü­he­los dar­auf pro­gram­mie­ren läßt, mit ro­hen Ei­ern Ball zu spie­len, brach Pa die Wir­bel­säu­le. Nun fährt Va­ti an sei­nen Ar­beits­platz mit ei­nem Roll­stuhl­ro­bo­ter, der ihm pünkt­lich al­le nö­ti­gen Arz­nei­en ver­ab­reicht, ihn füt­tert, ra­siert, in­stru­iert, ka­the­te­ri­siert usw. Seit­her ha­be ich Pa­pa nie mehr la­chen se­hen. Die Ro­bo­ter­crew aber be­hü­tet und ver­tei­digt ihn wie ein Ru­del Lö­win­nen ihr Jun­ges. Er ist der letz­te mensch­li­che Ar­beit­neh­mer an der bun­ten Fließ­band­stra­ße, den die Ro­bo­ter dul­den. Ich schme­cke das Salz ei­ner Trä­ne. (Til­ge den Satz per Lösch­tas­te.) Du hast mich zu­wei­len ei­ne sen­ti­men­ta­le Gans ge­schol­ten, Ma­mi. Weil ich aber Gän­se nur als Tief­kühl­kost und nicht le­ben­dig ken­ne, ver­ste­he ich bis heu­te nicht ge­nau, was Du da­mit mein­test.
    Der Com­pu­ter er­mahnt mich, mich kür­zer zu fas­sen. Aber ich muß mich we­nigs­tens ein­mal im Jahr mit je­man­dem aus­spre­chen dür­fen – und sei es per Te­lex in die Un­end­lich­keit.
    Zu­rück zu mei­nem Job. Je­de vier­te Frei­schicht müs­sen wir ab­wech­selnd in das Trimm-Mo­bil klet­tern, von we­gen Mus­kel­trai­ning. Fit für ‚Ma­de in Or­bit’ heißt die De­vi­se. Ei­ni­ge Kol­le­gin­nen las­sen – ge­gen einen Bo­nus – an­de­re für sich stram­peln und klet­tern lie­ber für 30 Mi­nu­ten in ih­ren Schlaf­sack. Dann se­hen man­che aus, als hät­ten sie sich er­hängt. Aber in un­se­ren Fle­der­m­aus­bet­ten hän­gen wir ja tat­säch­lich in Reih und Glied wie an ei­nem Flei­scher­ha­ken. Und all das, wäh­rend wir mit 28.500 km/h über dem Äqua­tor nach Os­ten ra­sen … und, von un­se­rem blau­en Pla­ne­ten aus ge­se­hen, doch im­mer nur lang­wei­lig an ei­nem Punkt her­um­hän­gen.
    Der Com­pu­ter warnt mich aber­mals, daß ich zu vie­le Wor­te ma­che. Für Wor­te gibt es eben noch kein ver­nünf­ti­ges Re­cy­cling-Sys­tem. Mein In­put lau­tet: Ich will Dir mit die­sem lan­gen Funk­te­lex ei­ne Freu­de ma­chen. Des­halb las­se ich es auch nicht via Nach­rich­ten­sa­tel­li­ten wei­ter­sen­den, son­dern zu den am höchs­ten schwe­ben­den Re­flek­tor-spie­geln, dem su­per­neu­en Space-Spie­gel-Sys­tem, ab­strah­len. Viel­leicht kom­me ich Dir da­mit ein biß­chen nä­her.
    Du hast heu­te Ge­burts­tag, lie­be Mut­ter. Ich wün­sche mir für uns al­le, daß je­der Mensch zwei En­gel zur Sei­te hät­te, einen schwar­zen und einen wei­ßen. Von hier oben se­he ich, daß in un­se­rem Uni­ver­sum selbst für zwölf Mil­li­ar­den En­gel Platz wä­re. Und in­mit­ten ei­ner Milch­stra­ße vol­ler En­gel­kom­mu­nen und all der im ei­si­gen Welt­raum da­h­in­ja­gen­den See­len stel­le ich mir ein irr­wit­zi­ges Schwar­zes Loch vor – die Ga­la­xie Got­tes. Der elek­tro­ni­sche Seel­sor­ger hat sich auch schon ein­zu­schal­ten ver­sucht. Aber er hat im­mer die­sel­ben Ol­die-Trost­sprü­che auf der Ton­schlei­fe. Au­ßer­dem lei­det er an Ma­schi­nen­asth­ma, das sich

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