Kopernikus 6
kurz vor dem Zusammenbruch steht.“
Nachdem dieses Hindernis aus dem Wege geräumt war, fragte er sich, wie klug sein Einfall überhaupt war. Immerhin waren sie jedoch beide Geschels – sie hatten beide etwas gemeinsam, verglichen mit den elitären Naderiten, die auf der Erde die Fäden in der Hand hielten.
In weiter Entfernung stimmte die Erde zu, und die Sendungen wurden freigegeben. Sein direktes Signal konnten sie nicht zensieren, daher hielt sich die Station Baja widerwillig heraus.
„Wer spricht jetzt mit mir?“ fragte Turco, als die Verbindung zustande kam.
„Hier ist Leutnant William Porter vom Mond. Ich bin ein Pilot – übrigens kein Militärpilot. Ich höre, daß Sie eine Pilotenausbildung haben.“
„Gerade genug, um damit durchzukommen.“ Die Verzögerung betrug weniger als eine Hundertstelsekunde, sie war kaum spürbar.
„Sie wissen, daß ich hier bin, um Sie aufzuhalten, so oder so. Ich habe zwei Möglichkeiten. Die eine, die mir mehr zusagt, ist die, daß ich direkte Sicht auf Ihre Bohrlöcher bekomme und den Sprengladungen im Inneren das richtige Kodesignal durchgebe.“
„Mich umzubringen hilft Ihnen nichts.“
„Das ist auch nicht unsere Absicht. Der vordere Teil Ihres Felsens enthält ein Bohrloch mit einem Querschnitt von dreißig Metern. Dort entweichen die Explosionsrückstände langsamer als durch das hintere Bohrloch. Die gesamte Sprengkraft sollte dem Felsen genügend zusätzliche Geschwindigkeit geben, daß er die Erde um mindestens sechzig Kilometer verfehlt. Der Schaden wäre vernachlässigbar klein. Von Grönland aus wäre es ein wunderbarer Anblick. Wenn wir uns aber verrechnet haben oder falls die eine oder andere Sprengladung nicht hochgeht, dann muß ich mit dem vorderen Krater zusammenstoßen und die Sprengladung mit meinem Laderaum auslösen. Ich bin eine fliegende Megatonnenbombe, gerade stark genug, um den Felsen ein paar Kilometer weiter von der Erde weg ins All zu schleudern. Das hätte aber zu bedeuten, daß ich tot wäre und daß von mir nicht genug übrigbliebe, um mir eine Medaille anzuheften. Klingt nicht gut, hm?“
„Nicht mein Problem.“
„Nein, bestimmt nicht. Aber hören Sie mir zu, Schwesterchen …“
„Ich bin nicht das Schwesterchen eines Lakaien.“
Porter wollte eine Entgegnung hinausspucken, beherrschte sich aber. „Hören Sie zu, man befiehlt mir, sanft zu Ihnen zu sein, aber ich stehe unter Druck, also revanchiere ich mich. Ich sehe nicht ein, was das alles für einen Sinn hat. Falls Sie Ihren Willen bekommen, wird Ihre Sache dadurch um weiß Gott wie viele Jahrzehnte zurückgeworfen – denn sobald Sie außer Reichweite sind und Ihren Trumpf in die Luft gejagt haben, werden diese Kerle alles ableugnen und behaupten, es habe sich um fabrizierte Beweise und erpreßte Aussagen gehandelt – irgend etwas in der Art. Und wenn Sie sich zur Härte entschließen und mich damit zwingen, meine schmutzige Arbeit zu tun oder – da sei Gott davor – zuzulassen, daß Sie die Ihre tun –, dann sind wir unsere Heimatwelt los. Sie haben Psyche verloren, die noch immer gerettet und fertiggestellt werden kann. Alles wird verloren sein, bloß weil ein paar Menschen etwas sehr Niederträchtiges getan oder auch nicht getan haben. Na los, Süße. Das hat mit der Geschel-Weltanschauung nichts zu tun, und das wissen Sie auch.“
„Was ist schon unsere Weltanschauung? Unser Leben von Menschen bestimmen zu lassen, die nicht einmal imstande sind, ein Thermometer abzulesen? Unter den Naderiten haben die meisten Regierenden auf der Erde nicht einmal das technische Wissen, um..um … ich weiß nicht was. Um sich die verflixten Schuhe zuzubinden!
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