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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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hoch­fährt, un­ter dem to­sen­den Ge­brüll von zehn Mil­lio­nen bren­nen­den Käl­bern: ei­ne damp­fen­de Klaue aus Fels und schwar­zer Er­de, die den Him­mel auf­rei­ßt. Und jetzt, rasch, stel­len Sie sich vor, wie das an­gren­zen­de Land in die Tie­fe stürzt, hin­ab­sinkt wie ein Stein in ei­nem Teich, wie der Leib der Er­de Hun­der­te von Me­tern weit auß­reißt und al­les ver­schlingt und zu Staub zer­mahlt. Und dann, fast zu schnell für das Au­ge, stel­len Sie sich vor, wie Berg und Kra­ter sich um­keh­ren, wie der Berg mit ei­nem­mal zu­sam­men­stürzt und den Fuß der al­ten Mönchs­ber­ge mit ei­ner Flut­wel­le von Ge­stein um­spült, um dann in ei­nem tie­fen Schlund zu ver­sin­ken, und wie sich zur sel­ben Zeit die nie­der­bre­chen­de Er­de am Grun­de des an­de­ren Kra­ters um­kehrt und erup­tiv in die Hö­he jagt, wie ei­ne be­ben­de Faust aus Ge­röll. Und es kehrt sich wie­der um und im­mer wie­der, als sä­he man stän­dig den­sel­ben Film­strei­fen, der un­un­ter­bro­chen vor und zu­rück läuft. Und das mul­ti­pli­zie­ren Sie mit ei­ner Mil­li­on und brei­ten es aus, bis al­les, was Sie se­hen, von hier bis zum Ho­ri­zont, zu ei­nem Brei aus bro­deln­dem Fels ge­wor­den ist. Se­hen Sie’s vor sich? Nicht ein­mal ein Zehn­tel da­von.
    Feu­ri­ge Der­wi­sche zo­gen durch das Cha­os, ver­schmol­zen wir­belnd mit­ein­an­der. Hier und da brann­te die Ex­plo­si­on ei­ner tak­ti­schen Nu­klear­waf­fe ein Loch in die Nacht, ein kur­z­es, in­ten­si­ves Auf­flam­men und gleich wie­der ver­schluckt, wie ein fins­te­rer Schnee­sturm ei­ne Ker­zen­flam­me ver­schlingt. Ein­mal traf ei­ne sol­che Nu­klear­ex­plo­si­on mit­ten in einen auf­wärts ra­sen­den Ge­röll­berg, und es sah aus, als ex­plo­dier­te ein Feu­er­werks­kör­per in ei­nem schau­keln­den Ge­trei­de­sack.
    Die Stadt selbst war ver­schwun­den. Al­les, was Men­schen ge­macht hat­ten, war spur­los un­ter­ge­gan­gen, und wir sa­hen nur noch den stei­ner­nen Mahl­strom. Auch der Fluß Del­va war nicht mehr da; er war blitz­ar­tig ver­dampft. Ei­ne Zeit­lang sa­hen wir noch den tro­ckenen Schlund des Fluß­betts, das sich durch die Ebe­ne wand, aber dann hob sich der Bo­den und lösch­te auch dies aus.
    Es war un­vor­stell­bar, daß dort un­ten noch et­was le­ben soll­te. Es leb­te auch nicht mehr viel. Nur die Über­res­te der schwe­ren Waf­fen­bat­te­ri­en bei­der Sei­ten hat­ten über­lebt, für uns un­sicht­bar in all dem Cha­os. Im­mer noch ge­schützt hin­ter star­ken Pha­sen­wän­den und Streu­schir­men schlu­gen sie blind­lings auf­ein­an­der ein – das Kom­bi­nat mit tak­ti­schen Nu­klear­waf­fen, auf die die Quä­sto­ren rea­gier­ten, in­dem sie den Dis­kon­ti­nui­täts-Pro­jek­tor hoch­schal­te­ten. Und die Quä­sto­ren­tech­ni­ker be­te­ten, daß er von ei­nem Zu­falls­tref­fer ver­schont blei­ben mö­ge – und es war ein Land­for­mungs­ge­rät und ei­gent­lich über­haupt kei­ne „Waf­fe“, aber das Kom­bi­nat war dar­auf nicht im ge­rings­ten vor­be­rei­tet ge­we­sen und er­litt des­halb furcht­ba­re Ver­lus­te.
    Al­les be­gann zu fla­ckern, Fle­cken der Sa­van­ne leuch­te­ten hier und dort auf und ver­schwam­men, wur­den auf ei­ne zu­cken­de, un­re­gel­mä­ßi­ge Wei­se scharf und un­scharf, als wür­de der Film­strei­fen durch einen von Krämp­fen ge­pei­nig­ten Pro­jek­tor lau­fen. Zu­nächst glaub­ten wir, es lä­ge an den durch die Feu­er her­vor­ge­ru­fe­nen Hit­ze­stru­del, aber dann nah­men Fre­quenz und Tem­po des Fla­ckerns dras­tisch zu, es wur­de im­mer schnel­ler, bis es un­mög­lich war, ir­gend et­was län­ger als ei­ne Se­kun­de im Au­ge zu be­hal­ten. Das wei­te Feld ver­wan­del­te sich in ein irr­wit­zi­ges Ka­lei­do­skop aus wo­gen­den, wech­seln­den For­men und Farb­mus­tern, die von ei­nem Ho­ri­zont zum an­dern reich­ten. Es war un­mög­lich, län­ge­re Zeit hin­zu­schau­en. Un­se­re Au­gen schmerz­ten, und wir wa­ren von ei­ner öli­gen, un­er­klär­li­chen Pa­nik er­füllt, die wir auch spä­ter nie­mals in Wor­te fas­sen konn­ten. Wir wand­ten den Blick ab und fühl­ten, wie ei­ne un­be­stimm­te Angst

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