Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
Stie­fel gna­den­lo­se Fun­ken aus der Ober­flä­che Ih­res Geis­tes schla­gen, und Sie wis­sen, daß gleich der Tod vom Him­mel fal­len wird und es kei­ne Mög­lich­keit gibt, sich bei­sei­te zu win­den – dann kann Ih­nen das War­ten ganz schön lang wer­den. Mi­nu­ten wer­den zu Stun­den, und Stun­den wer­den zu un­vor­stell­ba­rem Grau­en. Ad­die­ren Sie ge­nü­gend Grau­en, be­rech­nen Sie die Sum­me der schup­pi­gen Ra­chen, und Sie ha­ben die an­dert­halb Ta­ge, die ich in ei­nem Tal in den Mönchs­ber­gen auf Welt ver­brach­te. Bei­na­he wä­ren es die letz­ten an­dert­halb Ta­ge ge­we­sen, die ich über­haupt ir­gend­wo ver­brach­te.
    Es war nur we­ni­ge Stun­den nach D’kot­ta. Über­all herrsch­te Cha­os, nie­mand wuß­te ge­nau, was ge­sch­ah, die ge­sam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on war zu­sam­men­ge­bro­chen. Ich war da­mals selbst ein jun­ger Hüp­fer, ich ar­bei­te­te mit den Quä­sto­ren im Feld, ein ge­hetz­ter Kri­mi­nel­ler. Nie­mand wuß­te, was das Kom­bi­nat als nächs­tes tun wür­de, wir wuß­ten nicht, was wir als nächs­tes tun wür­den, Trupps hetz­ten wild und plan­los von ei­nem Ort zum an­de­ren – Pa­nik und Auf­ruhr auf dem gan­zen Pla­ne­ten, selbst in den Kon­trol­lier­ten Be­zir­ken.
    Und D’kot­ta in den Mönchs­ber­gen war ein sieb­zig Mei­len lan­ger Strei­fen rau­chen­den Wahn­sinns un­ter bro­deln­den Schir­men von Qualm, die die Asche vom Bo­den in die Stra­to­sphä­re und wie­der her­un­ter­wir­bel­ten. Des Nachts pul­sier­te es von ge­schmol­ze­nem Schaum, häß­lich wie ei­ne auf­ge­schnit­te­ne Bla­se, und in dem Licht wa­ren die Wol­ken­bän­ke über den gan­zen Ho­ri­zont hin­weg Hun­der­te von Mei­len sicht­bar. Die­ses wi­der­li­che Leuch­ten lös­te schließ­lich so­gar un­ter den Zom­bies in den Be­zir­ken ei­ne Pa­nik aus, wahr­schein­lich die ers­te star­ke Emo­ti­on ih­res Le­bens.
    Es war nicht leicht ge­we­sen, die Er­geb­nis­se der Schlacht zu­sam­men­zu­fas­sen. Wir glaub­ten, daß wir im Vor­teil wa­ren, daß das Kom­bi­nat kurz vor dem Zu­sam­men­bruch stand, aber si­cher war sich kei­ner von uns. Falls sie nicht so dicht da­vor­stan­den, in die Knie zu ge­hen, wie wir dach­ten, dann war dies wahr­schein­lich un­ser En­de. Die Quä­sto­ren hat­ten den größ­ten Teil ih­rer ge­hor­te­ten Kräf­te in D’kot­ta er­schöpft, und wir konn­ten dem Kom­bi­nat mit Si­cher­heit nicht noch här­ter zu­set­zen. Wenn sie die­sen Schlag ver­kraf­te­ten, dann wür­den sie uns aus­hun­gern kön­nen.
    Per­sön­lich sah ich ei­gent­lich nicht, wie ir­gend je­mand das ver­kraf­ten soll­te. Ich hat­te al­les mit an­ge­se­hen, und es hat­te mich ge­wal­tig er­schüt­tert. Es gibt den al­ten Aus­druck „die Angst vor Gott in je­man­dem we­cken“. Das war es, was D’kot­ta bei mir ge­tan hat­te. Einen Gott gab es nicht mehr, aber ich hat­te ge­se­hen, wie der Him­mel Feu­er er­brach und die Er­de weit aus­ein­an­der­riß, und als Er­satz war das ein­drucks­voll ge­nug ge­we­sen. We­ni­ge Men­schen ha­ben je­mals be­grif­fen, wie dicht das Kom­bi­nat und die Quä­sto­ren da­vor­ge­stan­den hat­ten, Welt ge­mein­sam zu ver­nich­ten, da­mals in D’kot­ta.
    In je­ner Nacht kau­er­ten wir – der Trupp und ich – auf den ho­hen Fels­bas­tio­nen des höchs­ten der Mönchs­ber­ge, weit ge­nug ent­fernt, wie wir hoff­ten, von al­lem, was auf uns her­ab­fal­len konn­te. Zwi­schen uns und der rol­len­den Sa­van­ne, wo noch vor we­ni­gen Mi­nu­ten die Stadt D’kot­ta ge­le­gen hat­te, er­streck­ten sich zwan­zig Mei­len fla­ches, knor­ri­ges Vor­ge­bir­ge, aber wir la­gen auf dem Bauch und fühl­ten, wie der Bo­den sich hob und zit­ter­te wie ein kran­kes Tier, und der Fels war heiß, wenn man ihn be­rühr­te, als hät­te er Fie­ber.
    Wir hät­ten uns noch wei­ter zu­rück­zie­hen kön­nen, hät­ten uns wei­ter zu­rück­zie­hen sol­len, aber wir muß­ten es uns an­se­hen. Das war be­schlos­sen wor­den, oh­ne daß je­mand et­was ge­sagt hät­te und oh­ne daß es in Fra­ge ge­stellt wor­den wä­re. Es war un­mög­lich, es sich nicht an­zu­se­hen. Kei­ner von uns hat­te auch nur im Traum

Weitere Kostenlose Bücher