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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Hirn le­dig­lich als Com­pu­te­r­ein­heit für ei­ne bio­lo­gi­sche Ge­stalt be­nutzt. Da gibt es kei­ne in­di­vi­du­el­le In­tel­li­genz. Es wür­de kei­nen Un­ter­schied ma­chen. Im­mer wie­der sag­te ich mir: Es stirbt so oder so, aus ei­nem gan­zen Dut­zend von Grün­den. Es hat Schmer­zen. Es zu tö­ten wä­re ei­ne Gna­de.
    Ich hob das Mes­ser und leg­te es dem Null an die Keh­le. Lang­sam drück­te ich die Spit­ze hin­ein, bis sie sich ins Fleisch bohr­te.
    Die Au­gen des Nulls wan­der­ten nach un­ten und rich­te­ten sich auf die Klin­ge.
    Mein Ma­gen dreh­te sich um. Ich wand­te den Blick ab und schau­te über das Tal hin­aus. Ich spür­te, wie mei­ne sorg­fäl­tig er­schaf­fe­ne Welt rings um mich her er­beb­te und ver­schwamm. Ich fühl­te, daß ich wie­der­um kurz da­vor stand, auf ei­ne neue, bis da­hin un­ver­mu­te­te Ebe­ne des Ver­ständ­nis­ses ge­schleu­dert zu wer­den. Ich hat­te Angst.
    Die Schein­wer­fer des Vac­trans­por­ters blitz­ten zwei­mal auf.
    Ich fand mich am Bo­den lie­gend wie­der, ver­bor­gen un­ter den knor­ri­gen Bü­schen. Ich hat­te das Null mit mir her­un­ter­ge­zo­gen, oh­ne zu den­ken, hat­te es flach auf den Bo­den ge­drückt und sei­ne Ar­me auf den Rücken ge­bo­gen. Dies war das Si­gnal, daß Ren den Ruf des Or­bo­ters emp­fan­gen und im ent­spre­chen­den Co­de zu­rück­ge­funkt hat­te, um ihn zur Lan­dung zu brin­gen. Ich konn­te ihn vor mir se­hen, wie er grin­send in der ver­dun­kel­ten Ka­bi­ne saß und die In­stru­men­te be­dien­te.
    Ich stütz­te mich auf den Ell­bo­gen, riß mein Mes­ser hoch und hielt es in der Schwe­be, wäh­rend ich nach dem Über­gang vom Hals zum Rück­grat such­te, um es dort hin­ein­zu­sto­ßen. Wenn ich ihn (es) tö­ten woll­te, dann muß­te ich ihn (es!) jetzt tö­ten. In schnel­ler Fol­ge, wie ei­ne Dia­se­rie, wie einen lau­fen­den Com­pu­ter­aus­druck, sah ich: D’kot­ta … den Ka­det­ten … Ma­son … das Null. Er und es pur­zel­ten durch­ein­an­der. Er blieb ste­hen. Ich ließ das Mes­ser sin­ken. Ich konn­te es nicht tun. Er war ein Mensch. Je­der war ein Mensch.
    Moch­te es sein, wie es woll­te – ich hat­te mich ver­än­dert. Ich war nicht mehr der­sel­be.
    Ich sah auf. Ir­gend­wo dort oben, an der Gren­ze der At­mo­sphä­re, hing die glit­zern­de Samm­lung geg­ne­ri­scher Kräf­te mit dem Na­men „Raum­schiff“, von zier­li­cher Un­ver­wund­bar­keit wie ein ei­ser­ner Schmet­ter­ling. Es wür­de schwin­gend am Ran­de der „Rea­li­tät“ schwe­ben und nur den al­lerz­ar­tes­ten Kon­takt mit die­sem Kon­ti­nu­um hal­ten. Es hat­te einen Or­bo­ter ge­st­ar­tet, der hier in die­sem Tal mit dem Vac­trans­por­ter zu­sam­men­tref­fen soll­te. Der Or­bo­ter war rand­voll mit den Gen­kul­tu­ren, die man für die Er­schaf­fung von Hun­dert­tau­sen­den nicht­be­wuß­ter Klo­ne ver­wen­den konn­te, de­nen man Ver­hal­tens­mus­ter ein­prä­gen konn­te, um sie dann zu com­pu­ter­ge­steu­er­ten Sol­da­ten zu ma­chen. Grob, aber ef­fek­tiv. Der Or­bo­ter war be­la­den mit Mil­lio­nen win­zi­ger Me­tall­blö­cke, die un­ter ei­nem enor­men Druck auf­be­wahrt wur­den. Wenn man die­sen Druck auf­hob, wür­de ihr mo­le­ku­la­res Ge­dächt­nis sie zu ei­ner Viel­falt von Waf­fen re­kon­stru­ie­ren, die nur noch ei­ne Ener­gie­quel­le be­nö­tig­ten, um zu funk­tio­nie­ren. Mit an­de­ren Wor­ten: Der Or­bo­ter brach­te ei­ne rie­si­ge Ar­mee mit­samt ih­rem Kriegs­ge­rät, in ei­ner Form, die von ei­nem fünf­zehn Me­ter lan­gen Vac­trans­por­ter auf­ge­nom­men und nach Ur­heim ge­schafft wer­den konn­te, wo es Ma­schi­nen gab, um das Gan­ze ein­satz­be­reit zu ma­chen. Dies war die letz­te Chan­ce für das Kom­bi­nat, der Rücken­wind, den es zum Über­le­ben brauch­te. Ei­ne Rei­he von In­dus­trie­fir­men im Com­mon­we­alth, die dar­an in­ter­es­siert wa­ren, daß das Kom­bi­nat auf Welt über­leb­te, hat­ten die Sa­che fi­nan­ziert und ar­ran­giert. Die Fracht des Or­bo­ters war schon vor D’kot­ta zu­sam­men­ge­stellt und auf den Weg ge­bracht wor­den, als man sich aus­ge­rech­net hat­te, daß die­ser Nach­schub we­sent­lich da­zu

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