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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Ei­le trieb, und ich kämpf­te mich durch die brust­ho­he Bran­dung auf den Tor­pe­do­tau­cher zu …
    Das war es, wor­an das Ge­wicht des Null mich er­in­nert hat­te: Ma­son, schwer in mei­nen Ar­men.
    Ver­wir­rung und Angst und Übel­keit.
    Wie konn­te das Null mich an Ma­son er­in­nern?
    Kran­ke Wut ge­gen mich selbst, weil mein Geist Ma­son, so sanft wie der Traum­va­ter, den ich nie ge­habt hat­te, mit et­was so Ab­sto­ßen­dem wie dem Null ver­glei­chen konn­te.
    Wut strahl­te auf und ver­such­te, Scham und Schuld­ge­füh­le fort­zu­wi­schen.
    Ich konn­te es nicht er­tra­gen. Ich er­goß es über das Null.
    Knur­rend sprang ich vor, schüt­tel­te es wü­tend, bis der Kopf mit klap­pern­den Zäh­nen auf dem schwa­chen Hals hin und her tau­mel­te, ich pack­te es bei den Schul­tern und prü­gel­te es auf die Knie.
    Ich riß mein Mes­ser her­aus. Die Klin­ge blitz­te im Ster­nen­licht auf.
    Ich schlang mei­ne Hand um sei­ne Keh­le, um sei­nen Kopf zu­rück­zu­bie­gen.
    Sein Fleisch war warm. Ein Puls poch­te in mei­ner Hand­flä­che.
    Im nächs­ten Au­gen­blick war mei­ne Wut ver­flo­gen, und nur Übel­keit bleib zu­rück.
    Plötz­lich merk­te ich, wie kalt die Nacht war. Der schnei­den­de Wind drang bis in die Kno­chen.
    Es sah mich an.
    Ich neh­me an, ich hat­te Glück ge­habt. Wai­sen sind heu­te nicht mehr so ver­brei­tet wie frü­her – nicht in ei­ner Ge­sell­schaft, die die Fort­pflan­zung den La­bo­ra­to­ri­en über­ge­ben hat, aber es gibt sie mit ei­ni­ger Re­gel­mä­ßig­keit im­mer noch. Ich war der Sohn ei­nes un­ge­klon­ten Ju­ni­or-Obe­ren ge­we­sen, der in enor­me Kre­dit­schul­den ge­ra­ten, bank­rott ge­gan­gen und zah­lungs­un­fä­hig ge­wor­den war. Das Kom­bi­nat hat­te einen Klon von ihm ge­schnit­ten, des­sen Ar­beits­leis­tung die Bi­lanz sei­nes Kon­tos aus­glei­chen soll­te. Dann hat­te man die hö­he­ren Be­rei­che sei­nes Ge­hirns aus­ge­brannt und ihn in ei­ne der Straf­ab­tei­lun­gen für Nicht­be­wuß­te in den Kon­trol­lier­ten Be­zir­ken ge­steckt. Sei­ne Frau wur­de gleich­falls ge­klont, aber die Hirn­aus­bren­nung blieb ihr er­spart, und sie durf­te wie­der in der Ver­wal­tung ar­bei­ten, al­ler­dings auf ei­ner nied­ri­ge­ren Stu­fe. Ich, noch ein Ba­by, wur­de ein Mün­del des Staa­tes und kam in einen der Für­sor­ge­be­zir­ke. Stel­len Sie sich ei­ne end­lo­se Ket­te lei­ser Ge­räusche vor, oh­ne ho­he oder tie­fe Ab­wand­lun­gen, im­mer gleich­mä­ßig: MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM. So. An­ders las­sen sich die Jah­re in den Be­zir­ken nicht be­schrei­ben. Wir wur­den er­nährt, wir hat­ten es warm, wir ar­bei­te­ten an Fließ­bän­dern, wo wir mi­nia­tu­ri­sier­te Ge­rä­te zu­sam­men­setz­ten, wir wur­den elek­tro­nisch zum Schla­fen ge­bracht, und wenn wir er­wach­ten, wa­ren un­se­re Fin­ger be­reits mit je­nen mo­no­to­nen, rhyth­mi­schen Be­we­gun­gen be­schäf­tigt, die ge­lernt zu ha­ben wir uns nicht er­in­nern konn­ten, Be­we­gun­gen, die wir von frü­he­s­ter Kind­heit an je­den Tag mil­lio­nen­mal wie­der­holt hat­ten. Ein­mal täg­lich er­hiel­ten wir einen Rie­gel Nähr­kon­zen­trat und Vit­ami­ne. Ab und zu, in ge­nau be­rech­ne­ten Ab­stän­den, be­weg­te man uns, um den Mus­kel­to­nus auf­recht­zu­er­hal­ten. Als wir die Pu­ber­tät er­reicht hat­ten, ma­stur­bier­te man uns ge­le­gent­lich durch elek­tri­sche Sti­mu­la­ti­on, und das Sper­ma sam­mel­te man für die Sa­men­bank. Die Di­rek­to­ren des Be­zirks wa­ren nicht grau­sam; wir be­ka­men sie kaum zu Ge­sicht. Be­stra­fun­gen be­stan­den aus ma­schi­nel­len Schock­be­hand­lun­gen, sie wa­ren nie­mals streng und sehr sel­ten er­for­der­lich. Die Ver­wal­tung hat­te es nicht nö­tig, grau­sam zu sein. Al­les, was sie brauch­te, war MMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM. In ei­nem frü­hen Sta­di­um hat­te man uns, wahr­schein­lich mit­tels Schock und Sti­mu­la­ti­on, ge­lehrt, das rich­ti­ge Teil in den rich­ti­gen Schlitz zu schie­ben, wenn die Ge­rä­te vor uns vor­über­g­lit­ten. Das Spre­chen hat­te man uns nie­mals bei­ge­bracht, wenn­gleich sich un­ter uns ei­ne äu­ßerst be­grenz­te Spra­che aus

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