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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Rin­ger­griff zu um­klam­mern, falls es mich an­grei­fen soll­te. Es rühr­te sich nicht, aber ich fühl­te, wie sein Fleisch un­ter mei­nen Fin­gern krib­bel­te, und re­flexar­tig schau­der­te es mich eben­falls. Als ich si­cher war, daß das Null mir kei­ne Schwie­rig­kei­ten be­rei­ten wür­de, wand­te ich mich um und schob es vor mir her den Hang hin­auf.
    Es ge­horch­te mei­nem Stoß wi­der­stands­los, bis wir in die Nacht­bü­sche ein­dran­gen. Dann aber tau­mel­te es und gab einen blö­ken­den, un­ar­ti­ku­lier­ten Laut von sich. Die Pflan­zen ver­brann­ten es, sie saug­ten die Wär­me aus sei­nem Fleisch und rie­fen fri­sche Strie­men her­vor, die dort, wo die Haut an den Blät­tern kle­ben­ge­blie­ben war, wi­der­lich aus­sa­hen. Ach­sel­zu­ckend stieß ich es vor­an. Noch ein­mal blök­te es schwan­kend. Ich blieb ste­hen. Die Au­gen des Nulls wan­der­ten in mei­ne Rich­tung, und es wim­mer­te lei­se und schmerz­er­füllt. Ich fluch­te im stil­len we­gen der Zeit­ver­schwen­dung, aber den­noch ging ich vor­aus, bahn­te dem Null einen Weg und zerr­te es hin­ter mir her. Die Zwei­ge schlu­gen wir­kungs­los ge­gen mei­nen Ther­mo­an­zug, als ich sie zur Sei­te bog. Ge­le­gent­lich fuhr ei­ner zu­rück und klatsch­te ge­gen das Null, so daß es wim­mernd zu­sam­men­zuck­te, aber das Gröbs­te blieb ihm er­spart. Ver­schwom­men frag­te ich mich, wes­halb ich dies al­les tat. Warum willst du je­man­dem {et­was, ver­bes­ser­te ich mich ner­vös) Schmer­zen er­spa­ren, wenn du ihn (es) so­wie­so gleich tö­ten mußt? Was kann das schon für einen Un­ter­schied ma­chen? Ich stell­te die­se Fra­ge zu­rück und kon­zen­trier­te mich auf die Be­we­gun­gen mei­nes Kör­pers. Das Null war nicht schwer, aber es war auch nicht ge­ra­de leicht, es den Hang hin­auf­zu­schlei­fen, vor al­lem, wenn es al­le paar Me­ter stol­per­te und hin­fiel und ich es wie­der auf die Fü­ße stel­len muß­te. Nach kur­z­er Zeit brach mir der Schweiß aus, aber das war mir gleich­gül­tig, denn die Ak­ti­vi­tät be­schäf­tig­te mei­ne Ge­dan­ken, und ich woll­te mich nicht noch ein­mal die­sem tau­ben Ge­fühl aus­lie­fern, das sich spür­bar wie­der nä­her­te.
    Wir stie­gen berg­auf, bis wir uns et­wa zehn Me­ter über dem Gra­ben be­fan­den, in dem Hey­nith und Goth kau­er­ten. Hier schi­en ein gu­ter Fleck zu sein. Das Ge­büsch war fast brust­hoch, hoch ge­nug al­so, um den Kör­per des Nulls so zu ver­ber­gen, daß er auch aus der Luft nicht mehr zu se­hen war. Ich blieb ste­hen. Das Null prall­te blind ge­gen mich, es lehn­te sich an mich, und sein Atem ras­sel­te an mei­nem Ohr. Die Be­rüh­rung ließ mich vor Grau­en er­schau­ern. Ei­ne Gän­se­haut über­lief mei­ne Ar­me und Bei­ne und ver­brei­te­te sich über mei­nen gan­zen Kör­per. Ir­gend et­was rief ei­ne wis­pern­de Er­in­ne­rung in mir wach, doch ich igno­rier­te sie an­ge­sichts der auf­stei­gen­den Pa­nik. Mei­ne Schul­ter wand sich un­ter dem Ge­wicht des Nulls und schüt­tel­te es ab. Das Null rutsch­te ein Stück weit den Hang hin­un­ter, fast wä­re es ge­stürzt, doch es fing sich wie­der.
    Keu­chend be­ob­ach­te­te ich es. Die Er­in­ne­rung kehr­te zu­rück, un­auf­hör­lich na­gend. Dies­mal drang sie durch:
    Ma­son, der durch die von der See um­spül­ten Fel­sen von Ca­pe Iti­ca auf den war­ten­den Tor­pe­do­tau­cher zu­has­te­te, wäh­rend hin­ter ihm das Feu­er zum Him­mel schlug und die Schat­ten über­strahl­te. Ma­son, der nicht schnell ge­nug über ei­ne Klip­pe sprang, der zu lan­ge auf dem schar­fen Riff ba­lan­cier­te und sich all­zu deut­lich vom Him­mel ab­hob. Ma­son, der sich ruck­ar­tig straff­te, als der Fu­si­onss­trah­ler von den Ufer­klip­pen aus sei­ne Wir­bel­säu­le auf­lös­te und sein Fleisch wie Wachs zer­schmel­zen ließ. Ma­son, der in mei­ne Ar­me stürz­te, so daß ich fast in die Knie sank. Ma­son, schon tot, schwer in mei­nen Ar­men, schwer in mei­nen Ar­men. Ma­son, der mir ent­ris­sen wur­de, als die Bran­dung über uns zu­sam­men­brach und mich mit Gischt über­flu­te­te. Ma­son, der ver­sank, bis ich ihn nicht mehr se­hen konn­te, wäh­rend Hey­nith mich brül­lend zur

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