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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Feu­er, das wir ge­mein­sam ha­ben, um uns vor der Angst zu schüt­zen. Wär­me ist die ein­zi­ge Ant­wort auf die al­ten, kal­ten Fra­gen.
    So ging ich durch’s Le­ben, mein Jun­ge. Ich ha­be Feh­ler ge­macht und vie­les ge­tan, bin noch ganz schön her­um­ge­schubst wor­den, ha­be ein we­nig ge­liebt, und schließ­lich bin ich hier auf Kos ge­lan­det, um auf den Abend zu war­ten.
    Aber Nacht ist et­was Re­la­ti­ves. Sie en­det im­mer. Wirk­lich, denn selbst, wenn Sie nicht mehr da sind, um es zu se­hen, geht die Son­ne doch im­mer wie­der auf, und je­mand wird da sein, um es zu se­hen.
    Es ist ein schö­ner, wun­der­ba­rer Mor­gen.
    Es ist im­mer ein wun­der­ba­rer Mor­gen, ir­gend­wo, selbst an dem Tag, an dem Sie ster­ben.
    Sie sind noch jung – das trös­tet sie noch nicht.
    Aber Sie wer­den es ler­nen.

Hans-Die­ter Marx Cola mit Schuß

    Es war ein selt­sa­mer Zu­fall, der Frank Mel­ro­se die tod­si­che­re Chan­ce zur Ver­wirk­li­chung bür­ger­lich-mo­ra­lisch höchst ver­werf­li­cher, sei­nem ei­ge­nen Wohl­be­fin­den je­doch äu­ßerst zu­träg­li­cher Plä­ne of­fen­bar­te. Wenn man zwölf Jah­re sei­nes Le­bens im Knast ver­bracht hat, er­greift man die erst­bes­te Ge­le­gen­heit, um we­nigs­tens noch et­was da­von zu er­ha­schen, was ei­nem das miß­güns­ti­ge Schick­sal so lan­ge vor­ent­hal­ten hat. Al­ler­dings ist zu oft dann die er­faß­te Ge­le­gen­heit so win­dig, daß man bald wie­der dort sitzt, wo man her­ge­kom­men ist – hin­ter Schloß und Rie­gel.
    Für Frank Mel­ro­se je­doch schi­en sich ei­ne Mög­lich­keit zu of­fen­ba­ren, die ihm in der Tat ei­ne sor­gen­freie Zu­kunft ga­ran­tie­ren konn­te.
    Aber den Er­eig­nis­sen soll hier nicht vor­ge­grif­fen wer­den.
    Zu­nächst stell­te sich auch für ihn, als er sein ers­tes Bier in der Knei­pe ge­gen­über der Straf­an­stalt hin­un­ter­schüt­te­te, die Welt ziem­lich trost­los dar. Sei­ne bes­ten Freun­de sa­ßen al­le noch, und Fa­mi­lie hat­te er kei­ne mehr.
    Er wür­de na­tür­lich ver­su­chen, ei­ni­ge der al­ten Ver­bin­dun­gen wie­der­auf­zu­neh­men. Aber er war sich nicht so si­cher, ob man ihn über­all mit of­fe­nen Ar­men emp­fan­gen wür­de. Noch wa­ren längst nicht al­le Rech­nun­gen be­gli­chen.
    Frank hat­te das vier­zigs­te Le­bens­jahr ge­ra­de über­schrit­ten. Er war von mit­tel­großer Sta­tur, hat­te schüt­teres, dun­kel­blon­des Haar und ei­ne blas­se Ge­sichts­far­be, die mit sei­ner au­gen­blick­li­chen Her­kunft zu­sam­men­hing. Er trug ei­ne bil­li­ge Tre­vi­ra­kom­bi­na­ti­on, be­ste­hend aus ei­ner hell­grau­en Ho­se und ei­nem dun­kelblau­en Jackett. Ne­ben sei­nem Stuhl hat­te er einen klei­nen brau­nen Kof­fer ab­ge­stellt, der sei­ne we­ni­gen Hab­se­lig­kei­ten ent­hielt.
    Es war zehn Uhr mor­gens, und er war der ein­zi­ge Gast in dem dämm­ri­gen Lo­kal. Der Wirt brach­te ihm ein neu­es Bier und setz­te sich ne­ben ihn.
    „Du kommst von drü­ben?“
    Der Wirt nick­te zur An­stalt hin­über. Frank zog an sei­ner Zi­ga­ret­te und schwieg.
    „Hast du schon was, wo du hin­gehst? Ich hätt’ hier ’n paar Adres­sen. Sind Freun­de von mir. Die wür­den so ei­nem wie dir wei­ter­hel­fen. – Na ja, für die ei­ne oder an­de­re klei­ne Ge­fäl­lig­keit.“
    „Für Ge­fäl­lig­kei­ten hab ich zwölf Jah­re ge­ses­sen. Weil ich aus Ge­fäl­lig­keit das Maul ge­hal­ten hab!“
    Frank schüt­tel­te ab­leh­nend den Kopf.
    „Bist schwer sau­er, was?“ Der Wirt grins­te. „Bist du übers Ohr ge­hau­en wor­den? Bei mei­nen Freun­den ist so was nicht drin, klar!?“
    Er stand auf, trat hin­ter die The­ke und zapf­te sich selbst ein Glas.
    „Ich bin dir ehr­lich ger­ne be­hilf­lich. Wenn du kein’ hast, stehst du hier drau­ßen doch echt aufm Schlauch. Und dann bist du so und so bald wie­der drin.“
    Frank ging hin­über zum Au­to­ma­ten, wo er sich ei­ne wei­te­re Schach­tel Zi­ga­ret­ten zog. Dann kam er zum Tisch zu­rück und setz­te sich wie­der. Der Wirt bot ihm Feu­er an.
    Nach ein paar tie­fen Zü­gen frag­te er:
    „Du weißt al­so was für mich?“
    Der Wirt schlug ihm auf die Schul­tern.
    „Ich wüßt’ schon was! Du kannst dich so­gar

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