Kopernikus 6
bemerkte er einen flotten Sportwagen im Rückspiegel. Frank sah auf seine Uhr. Er wußte, daß sein Zeitplan jetzt nicht durcheinandergeraten durfte.
Er hatte sich seinen Wagen vorbestellt. Für die pünktliche Reservierung hatte er zwar noch einen Hunderter mehr hinblättern müssen. Aber diesen Betrag war ihm die Sache selbstredend wert.
Mit quietschenden Reifen bog er auf den Parkplatz vor dem PLAYLAND-Gebäude ein. Er stoppte vor dem Portal und stürzte in die Eingangshalle, nachdem er die Tasche mit dem Geld aus dem Kofferraum gerissen hatte.
Frank hatte seinen Plan sorgfältig vorbereitet. Soweit es ging, hatte er Lebensmittel und Getränke mit ‚seinem’ Wagen in die Miniaturstadt transportiert. Dort hatte er sich ein Haus neben dem Kino ausgesucht.
Der Perfektionismus der Erbauer dieser Miniwelt ging so weit, daß sie die Häuser sogar im Inneren ausgebaut und mit Mobiliar versehen hatten.
Als ob es einem der Besucher von dem Stelzenweg aus möglich gewesen wäre, durch die winzigen Fenster in die Gebäude zu blicken.
Diesen Vorteil machte Frank sich zunutze. Nachdem er festgestellt hatte, daß die ‚Wohnung’ im zweiten Stock lediglich von zwei ‚Personen’ bewohnt war, hatte er sich dort häuslich eingerichtet.
Jetzt eilte er durch die Sperre hin zum Informationsschalter und zeigte seinen Reservierungsschein. Die Dame in Grün reichte ihm einen Schlüssel über den Tresen.
Frank sah sich um. Er entdeckte zwei Männer, die er vorher hinter den Scheiben des ihn verfolgenden Wagens gesehen zu haben glaubte. Sie standen vor der Sperre an einer der Kassen, beobachteten ihn aber dabei genau.
Er grinste vor sich hin und stieg in ‚seinen’ Wagen. Als er die Tür schloß, eilten die beiden gerade durch die Sperre.
Sie würden jetzt an dem Simulationsmodell Aufstellung nehmen und eine Stunde auf ihn warten; denn von außen konnte der Wagen nicht geöffnet werden, solange er besetzt war. Nach einer Stunde würden sie beginnen, sich Gedanken zu machen. Und wenn sie dann entdeckt hatten, daß er sich nicht mehr in dem Fahrzeug befand, würden sie in Panik geraten.
Frank steuerte den Wagen aus der Stadt heraus seinem Ziel entgegen, wo er für einige Zeit unterzutauchen gedachte. Auf einer Bank am Brunnen unter den mächtigen Kastanien wartete er dann, bis dieses rätselhafte Wunderwerk zu seinem Ausgangspunkt entschwand.
Das Leben in PLAYLAND stellte sich als gar nicht so unangenehm heraus. Zuerst mußte er sich allerdings an die unpersönlichen Gestalten gewöhnen, die, einmal programmiert, eine Rolle spielten, die sie Woche für Woche wiederholten. Wenigstens taten sie nicht Tag für Tag dasselbe. Wahrscheinlich wäre er dann doch recht bald ihrer Umgebung entflohen.
Den ersten Abend hatte Frank mit einer Flasche Bier vor dem Fernsehapparat verbracht, den es hier sogar gab und der das ganz normale Programm bot. Die Tasche mit dem Geld hatte er neben sich deponiert. In den nächsten Tagen würde er ein Versteck suchen – für alle Fälle.
Später war er eingenickt. Plötzlich hatte sich die Tür geöffnet. In panischem Schrecken fuhr er aus dem Schlaf. Ein Mädchen stand in der Tür. Es schien ihn aber gar nicht zu bemerken. Mit mechanischen Schritten ging es zu einem der Betten und legte sich darauf nieder – völlig angekleidet.
Zu weit ging der Perfektionismus nun doch nicht.
Nach einigen Tagen hatte Frank sich dann solch ein Wesen, als es ‚schlief, einmal genauer betrachtet. Unter einer Plastikhaut war ein mechanischer Körper zu spüren gewesen, der während seiner Ruhepause wohl wie ein Akkumulator aufgeladen wurde.
Dennoch war Frank erstaunt über die Menschenähnlichkeit dieser Roboter.
Weitere Kostenlose Bücher