Kopernikus 6
und Frank blieb mitten in einem Stau stecken. Immer wieder sah er nervös auf seine Uhr.
Er wußte nicht, wann der Zeitpunkt eintreten würde, an dem der Wagen umkehren und das Parkhaus der großen Stadt ansteuern würde.
Es blieb eine Viertelstunde bis zum Ablauf der Fahrtzeit, als er endlich die freie Landstraße erreicht hatte.
Er bog gerade auf den verträumten Marktplatz ein, als ein Lämpchen rot am Armaturenbrett aufzublinken begann. Das war ihm früher nicht aufgefallen. Aber er ahnte, daß es das Zeichen war, wonach gleich die Fernsteuerung den Wagen übernehmen würde.
Und dann verließ ihn jegliche Hoffnung, als er sah, daß sein Parkplatz von einem anderen Fahrzeug besetzt war – die einzige Stelle, die es ihm ermöglichen konnte, wieder in die Miniaturwelt zurückzukehren.
In einem Akt der Verzweiflung steuerte er mit Höchstgeschwindigkeit auf den fremden Lieferwagen zu. Der Zusammenprall war fürchterlich. Frank wurde aus dem Wagen geschleudert und blieb blutend und besinnungslos auf dem Pflaster vor der Trinkhalle liegen.
Im gleichen Moment sprang in der Simulationshalle Leo in panischem Entsetzen von der Fahrzeugattrappe zurück, vor der er auf Frank Melrose gewartet hatte. Denn plötzlich verformte diese sich unter lautem Krachen vor seinen Augen, sprang aus den Rollen, schleuderte quer durch die Halle und zerschellte endgültig an der gegenüberliegenden Wand. Von dem Insassen fehlte jegliche Spur.
Als Frank erwachte, fand er sich in einem sauberen, weißbezogenen Bett wieder. Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte ihm, daß er in einem Krankenhauszimmer lag. Links und rechts von seinem stand jeweils ein weiteres Bett. Die darin liegenden Patienten schienen gerade zu schlafen.
Er versuchte, seiner Erinnerung nachzuhelfen. Die letzten Sekunden vor dem Aufprall fielen ihm wieder ein. Was aber war dann geschehen?
Die nächsten Minuten bereits brachten ihm Aufklärung. Die Tür des Raumes wurde geöffnet, und eine adrette Schwester betrat das Zimmer. Sie kam an sein Bett und nahm seinen Arm, wohl, um den Puls zu fühlen. Ihre Hand war eiskalt und mit einer Plastikhaut überzogen.
Als sie das Zimmer wieder verlassen hatte, versuchte Frank aufzustehen. Er betastete seinen Körper, um herauszufinden, ob irgendwelche Knochen gebrochen waren. Das schien nicht der Fall zu sein. Dennoch fühlte er sich völlig erschlagen.
Als er in einen Spiegel sah, blickte ihm ein blutverschmiertes Gesicht entgegen.
Er trat hinaus auf den Gang, wo Schwestern und Ärzte geschäftig hin und her eilten. Gegenüber befand sich eine Tür mit der Aufschrift „Bad.“
Zwar kam nur kaltes Wasser aus den Leitungen; aber Frank duschte lange und ausgiebig, bis er langsam wieder einen klaren Kopf bekam.
Später legte er sich zurück auf sein Bett und überlegte, was jetzt wohl zu tun sei. Er durfte sich in nächster Zeit ‚draußen’ nicht sehen lassen. Diese Erkenntnis verdeutlichte ihm gleichzeitig sein Hauptproblem. Er mußte zusehen, hier auf dem Gelände eine Ernährungsgrundlage zu finden.
Wasser war reichlich vorhanden. Aber seine Lebensmittelvorräte waren nur noch für drei Tage berechnet. Das Angebot in den Supermärkten dieser Anlage hatte er bereits früher untersucht. Alle angebotenen Delikatessen hatten sich leider als Attrappen herausgestellt.
Wieder betrat die Schwester den Raum, und wieder fühlte sie seinen Puls. Sie war ja wirklich ein süßes Ding, aber leider eiskalt, im wahrsten Sinne des Wortes. Oder hatte sie da gerade geblinzelt?
Frank schüttelte den Kopf. Seine Ermattung erzeugte schon Halluzinationen bei ihm. Vielleicht war es aber auch seine Phantasie, die, durch lange
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