Kopernikus 6
Enthaltsamkeit gemartert, ihm da einen Streich spielen wollte.
Als die gute Fee das Zimmer wieder verlassen hatte, erhob er sich erneut. Er sah sich in dem Raum um. Seine Bettnachbarn ‚schliefen’ noch immer. Jetzt fiel ihm auch auf, daß seine barmherzige Samariterin die beiden gar nicht beachtet hatte.
Aber er wunderte sich nicht lange darüber, sondern versuchte, seine Kleider wiederzufinden. Man hatte ihn in ein lebensechtes Krankenhausnachthemd gesteckt. Und damit wollte er selbst in dieser Spielzeugwelt nicht umherwandeln.
Frank öffnete den in die Wand eingelassenen Kleiderschrank. Dort fand er zwar nicht seine eigene Garderobe, aber immerhin doch einen ganz passablen Anzug und ein Oberhemd. Was ihm fehlte, war Unterwäsche. Solche Utensilien benötigten die Besucher dieser Miniwelt ja offensichtlich nicht. Da würde er sich irgendwie behelfen müssen.
Als er dann das Krankenzimmer erneut verließ, begegnete ihm auf dem Gang wieder jene adrette Schwester. Sie sah noch immer zum Anbeißen aus: halblange blonde Haare unter einem weißen Häubchen, ein ausgesprochen hübsches Gesicht und eine phantastische Figur. Ihren Schöpfern war da ein perfektes Meisterwerk gelungen.
Frank fühlte in sich die Versuchung aufsteigen, sie in die Wange zu kneifen. Und er tat es. Gleich darauf fand er sich verdutzt am Boden wieder, denn die hübsche Person hatte ihm eine gewaltige Ohrfeige versetzt.
Hoch erhobenen Hauptes schritt sie von dannen. In diesem Falle, fand Frank, ging der Perfektionismus der Erschaffer der Miniaturwelt doch entschieden zu weit.
Er erhob sich und suchte den Ausgang.
Eine Stunde später saß er in dem kleinen Häuschen am Waldrand bei einer letzten Flasche Bier und dachte über seine Situation nach. Es mußte ganz einfach einen Weg geben, an Nahrungsmittel zu kommen, ohne PLAYLAND zu verlassen zu müssen.
Nach einer weiteren Stunde intensiven Nachdenkens war ihm schließlich eine vage Idee gekommen, und er machte sich sofort daran, die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung auszuforschen. Er stieg in den Wagen, den er sich zuvor organisiert hatte. Durch einen einfachen Knopfdruck im Inneren konnte man die Computerautomatik außer Kraft setzen und das Fahrzeug selbständig steuern.
Frank fuhr in die Randzone der riesigen Anlage. In einiger Entfernung konnte er die für ihn wolkenkratzerhohe Umzäunung erkennen. Je mehr er sich dem Hauptgebäude näherte, desto häufiger wurde der Zaun durch Lücken unterbrochen, in die Imbißstände eingefügt waren.
Er hielt an und stieg aus. Mit der Straße endete die Miniaturwelt. Links war noch die perfekt nachgebildete Landschaft, rechts fand sich normales Gras und Unkraut, das für Frank jetzt allerdings mehr als mannshoch war.
Nur selten fuhr ein Wagen vorbei, da dieser Teil der Anlage von den Besuchern kaum noch eingesehen werden konnte.
Frank setzte sich in Bewegung, und nach fünf Minuten stand er in einem kleinen Lagerhof hinter einem der Imbißstände. Natürlich waren für ihn jetzt die Ausmaße riesig. Er selbst hingegen mußte auf einen zufälligen Beobachter nicht größer als eine Ratte wirken.
Kurze Zeit später hatte er entdeckt, was er suchte. Er kletterte auf einen der dort lagernden Kartons. Zum Glück war der geöffnet. Was er sah, ließ seine Hoffnung steigen, nicht verhungern zu müssen. Eine Tüte Kartoffelchips lag neben der anderen. Wenn man von seiner augenblicklichen Größe ausging, dann mußte solch eine Tüte mehrere Tage für seine Ernährung reichen.
In anderen Kartons entdeckte Frank weitere nahrhafte Leckereien. Außerdem fand er Getränkedosen. Und in einem Eimer schwammen
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