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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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hat­te er schließ­lich dar­auf er­wi­dert.
    Sein Hub­schrau­ber nä­her­te sich dem fla­chen Dach des rie­si­gen Mau­so­le­ums, das je­des an­de­re Ge­bäu­de der Stadt über­rag­te. Wie vor­her ver­ein­bart, gin­gen die an­de­ren bei­den Hub­schrau­ber zu­erst hin­un­ter und bom­bar­dier­ten die Ab­wehr. Das Ge­gen­feu­er kam un­re­gel­mä­ßig und un­ko­or­di­niert.
    Böen von Schmutz spritz­ten ge­gen den ein­tö­nig grau­en Him­mel über den Ab­hang, als der ge­pan­zer­te Jeep sei­ne Fahrt ver­lang­sam­te und schließ­lich am vor­de­ren Schüt­zen­gra­ben zum Ste­hen kam. Ei­ne Ex­plo­si­on schleu­der­te Schmutz und Stei­ne in die sti­cki­ge Luft und ver­wan­del­te die aus­stei­gen­den Män­ner in farb­lo­se Schat­ten. Einen Au­gen­blick lang be­trach­te­te der Fah­rer, White­head, den sich wie­der zu Bo­den sen­ken­den Staub. Die Was­ser­far­ben-Land­schaft bil­de­te sich jen­seits des plötz­lich auf­ge­ris­se­nen Kra­ters aufs Neue. Ein paar Mei­len ent­fernt lag ein ver­las­se­nes länd­li­ches Dorf aus schmuck­lo­sem Stein um ei­ne al­te, hin­ge­duck­te Kir­che. Dort drin­nen, nur er­leuch­tet durch ver­ein­zel­te Licht­strah­len, ruh­ten die Sym­bo­le un­an­ge­tas­te­ten Glau­bens, die Jahr­hun­der­te, bis zur Ver­trei­bung des tür­ki­schen Ein­flus­ses, zu­rück­gin­gen. Die Ma­ter Do­lo­ro­sa des Bal­kans, Iko­nen, große, ge­schmück­te Ker­zen und by­zan­ti­ni­sche Wand­tep­pi­che, al­les dem her­ein­bre­chen­den Krieg preis­ge­ge­ben. Über die Öde der Ber­ge zer­streut haus­ten die Flücht­lin­ge, Frem­de, un­be­greif­li­che Men­schen, die ihr Leid hin­nah­men, das in je­der Po­re ein­ge­ätzt war; vie­le Fa­mi­li­en tru­gen ih­re Träu­mer mit sich.
    Wi­der­wil­lig folg­te White­head den bei­den Of­fi­zie­ren die er­di­gen Stu­fen in den Schüt­zen­gra­ben hin­un­ter. Ein ari­scher Sol­dat in schmut­zi­ger Zi­vil­klei­dung sa­lu­tier­te, ließ sie vor sich her an den Stäl­len vor­bei zum Be­fehls­bun­ker ge­hen. White­head be­weg­te sich lang­sam, der Bo­den un­ter sei­nen Fü­ßen war schwam­mig, der Schmutz nur über­deckt durch La­gen von Sack­lein­wand. Ge­le­gent­lich stan­den Sol­da­ten in grau­en Grup­pen schlaff zu­sam­men und war­fen feind­se­li­ge Bli­cke um sich, die so ge­nau und treff­si­cher wa­ren wie die Ku­geln von He­cken­schüt­zen.
    „Der Krieg ist das ein­zig Be­stän­di­ge, das uns ge­blie­ben ist“, führ­te Cap­tain Grea­ves aus. Der Bun­ker war feucht. Schlecht be­leuch­tet von ei­ner nack­ten Glüh­bir­ne, die von der feucht-fle­cki­gen De­cke hing und mit ei­ner Au­to­bat­te­rie auf dem Kar­ten­tisch ver­bun­den war.
    „Die Ar­mee hat­te im­mer zwei Auf­ga­ben zu er­fül­len. Je­ne zu ver­nich­ten, die der Re­gie­rung au­ßer­halb der Lan­des­gren­ze nicht ge­nehm wa­ren, und eben­so je­ne zu ver­nich­ten, die es in­ner­halb der Gren­zen nicht wa­ren. Loya­li­tät ist käuf­lich. Aber zu wel­chem Preis? Wer be­zahlt die Ze­che?“ Die Ab­ge­sand­ten der meu­tern­den Di­vi­sio­nen zeig­ten sich un­be­ein­druckt.
    „Wir ver­lan­gen kei­ne Loya­li­tät zu den Re­gie­run­gen. Aber zum Über­le­ben der west­li­chen Kul­tur. Über­all in der Welt er­wa­chen die Träu­mer. Die po­li­ti­schen Kar­ten müs­sen neu ge­zeich­net wer­den, um sie den neu­en Macht­struk­tu­ren an­zu­glei­chen. Wir müs­sen si­cher­stel­len, daß un­ser Macht­block güns­tig dar­aus her­vor­geht. Das ist die grund­sätz­li­che Phi­lo­so­phie des Über­le­bens. Wenn wir un­ter den neu­en Be­din­gun­gen kon­kur­rie­ren und leis­tungs­fä­hig blei­ben wol­len, müs­sen wir so vie­le ih­rer Träu­mer-Ge­hir­ne er­wi­schen, wie wir kön­nen, be­vor sie er­wa­chen.“ Die Sol­da­ten sa­hen wie Bri­gan­ten aus, über­leg­te White­head. Sie hat­ten ih­re ei­ge­ne Phi­lo­so­phie des Über­le­bens her­aus­ge­fun­den.
    „Die Aus­wir­kun­gen der Träu­mer-Seu­che wa­ren dop­pel­ter Na­tur. Ein­mal be­fiel sie drei­vier­tel der Welt­be­völ­ke­rung und brach­te Stadt, Na­ti­on, In­dus­trie und Land­wirt­schaft zum Still­stand. Die Träu­mer

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