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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Nicht durch Na­tur­ge­set­ze oder über­na­tür­li­che Gott­hei­ten, son­dern durch die Macht des mensch­li­chen Wil­lens über das Schick­sal er­kämpft der Mensch ei­ne bes­se­re und hoff­nungs­vol­le­re Zu­kunft.“ Sei­ne zy­ni­sche Be­red­sam­keit hat­te ihm im­mer großen Spaß be­rei­tet. „Es han­delt sich da­bei um ei­ne Phi­lo­so­phie, für die Hoff­nung nichts Un­mög­li­ches dar­stellt. Der ent­ge­gen­ge­setz­ten Sicht, daß die Ge­schich­te zu­fäl­lig, zy­klisch, oh­ne Ziel oder Be­stim­mung ver­läuft, als ei­ne end­lo­se Fol­ge und In­sze­nie­rung von ver­gan­ge­nen Macht­spie­len, Krie­gen und Ty­ran­nei­en, bis die Welt zu­grun­de geht, fehlt so­gar der My­thos der Hoff­nung.“ Als der­art va­ge Idea­lis­ten, grü­bel­te Tang­he, leis­te­ten sie ziem­lich gu­te Ar­beit im Mau­so­le­um. Wäh­rend die Se­kun­den ver­flo­gen, fühl­te er in­tui­tiv, wie die Ver­tei­di­gungs­trup­pen sich jen­seits der Mau­ern un­ver­züg­lich sam­mel­ten, um die ein­ge­drun­ge­nen Trup­pen zu­rück­zu­wer­fen. Er spür­te ein dump­fes Ge­fühl in der Ma­gen­ge­gend.
    „Zu­nächst ein­mal ist die Träu­mer-Seu­che kei­nes­wegs als Na­tur­er­eig­nis an­zu­se­hen“, fuhr der Vor­tra­gen­de fort. „Es hat da ei­ni­ges Ge­re­de ge­ge­ben, die Na­tur re­ge­le so das An­wach­sen der Be­völ­ke­rung. Es gibt auch Ge­rüch­te über star­ke UFO-Ak­ti­vi­tä­ten in der Ant­ark­tis kurz nach Aus­bruch der Seu­che. Al­le Be­rich­te sind un­zu­sam­men­hän­gend, was auf den in­sta­bi­len Zu­stand der so­zia­len Be­din­gun­gen in die­ser Zeit zu­rück­zu­füh­ren ist. Es sind eben­so Ge­rüch­te über au­ßer­ir­di­sche Raum­flot­ten auf­ge­taucht, die rie­si­ge un­ter­ir­di­sche Städ­te un­ter den Eis­kap­pen er­rich­ten, von wo sie die Res­te der mensch­li­chen Zi­vi­li­sa­ti­on in Be­sitz zu neh­men ge­den­ken.“
    Die Zu­hö­rer­schaft, et­wa drei­ßig bunt zu­sam­men­ge­wür­fel­te Aka­de­mi­ker, rea­gier­ten auf die Aus­füh­run­gen oh­ne ein An­zei­chen von Hu­mor.
    „Der­ar­ti­ge Ge­rüch­te kön­nen selbst­ver­ständ­lich aus­ge­klam­mert wer­den, aber es bleibt die Fra­ge: Warum ge­sch­ah es? Wel­che In­tel­li­genz, so­fern es sich um ei­ne sol­che han­delt, hat die Din­ge in Be­we­gung ge­bracht? Ist ähn­li­ches schon in der Ver­gan­gen­heit ge­sche­hen – und ver­ant­wort­lich zu ma­chen für das Aus­ra­die­ren frü­he­rer, prä­his­to­ri­scher Zi­vi­li­sa­tio­nen? Er­eig­net es sich wie­der?“
    „Al­so gött­li­che Ein­mi­schung?“ warf Tang­he mit dem ihm ei­ge­nen Zy­nis­mus ein, der sei­nen Cha­rak­ter präg­te, seit er – lan­ge vor der Träu­mer-Seu­che durch die För­de­rung von Bo­den­schät­zen aus dem Mee­res­bo­den – nach welt­wei­tem An­se­hen und Reich­tum griff.
    „So­weit es sich fest­stel­len läßt, tauch­te die Seu­che mit nur ge­rin­ger re­gio­na­ler Ab­wei­chung, die einen an­de­ren Schluß nicht zu­läßt, völ­lig zu­fäl­lig auf und ver­lief un­ab­hän­gig von Na­tio­na­li­tät, Ge­schlecht, Blut­grup­pe, Er­näh­rung …“
    „Leb­te mit ihr fast acht­zehn Mo­na­te in ei­ner Kel­ler­woh­nung in Hamps­tead zu­sam­men. Es war ei­ne ziem­lich gu­te Zeit. Wir gin­gen viel am Fluß spa­zie­ren, schau­ten uns Son­nen­un­ter­gän­ge an, la­gen zi­ga­ret­ten­rau­chend im Bett, tran­ken Kaf­fee, hör­ten Tris­tan und Isol­de aus dem Kof­fer­ra­dio, sol­che Sa­chen eben. Un­se­re Be­zie­hung spiel­te sich zwi­schen Kaf­fee­satz und schmut­zi­gen La­ken ab. Schließ­lich war ich da­mals auch erst in den frü­hen Zwan­zi­gern.“
    Der Sprüh­re­gen hat­te auf­ge­hört, die feuch­te Stra­ße glit­zer­te noch von den Trop­fen. Die schmuck­lo­sen, mit tief her­un­ter­ge­zo­ge­nen Dä­chern be­deck­ten Häu­ser ho­ben sich drei­di­men­sio­nal ge­gen den Him­mel ab. Es war bei­na­he schön. White­head sprach sanft in ei­ner Spra­che mit der Frau, die sie wahr­schein­lich nicht ver­stand, wäh­rend das vol­le Aro­ma des Kaf­fees von dem sau­be­ren und or­dent­li­chen Si­de­board her­über­zog. Sei­ne Au­gen spie­gel­ten sich in den

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