Kopernikus 6
herausspritzenden Blutes. Dann hatten sie die verwaisten Liftschächte erreicht, und als eine weitere Explosion das Mausoleum schwanken ließ, wurden sie bereits zum Dach emporgetragen.
Eine erschöpfte Kommandotruppe, stationiert auf der anderen Seite der Erde, ergoß sich in die plötzlich auftauchende Luft und lief über das eintönige Betonfeld auf die ungeduldig wartenden Hubschrauber zu. Dann verlor sich der Monolith unter ihnen.
„Lokaler Angriff“, übertönte Benyon die Motoren. „Sie bombardieren das Mausoleum, versuchen es zu zerstören. Das Ding wurde gebaut, um selbst atomaren Angriffen standzuhalten, aber sie legen ganz schön los mit den Langstreckenraketen.“
Dem Hubschrauber, der den Träumer Aldous an Bord hatte, dessen Rettung der Angriff galt, folgten seine zwei Kameraden, die Steuerungen waren auf den Rückflug eingestellt. Tanghe fühlte sich elend.
Malte Heim Kloniade
D’Albert entdeckte die Wunde, als er sich rasierte.
Er beugte sich näher zum Spiegel und betrachtete entsetzt die kleine, feucht-rosa schimmernde Vertiefung in seinem linken Ohrläppchen.
Obwohl er erst eine Seite seines Gesichtes von Haaren befreit hatte, unterbrach er die Rasur und eilte im Schlafanzug aus dem Haus. Das Frühstück holte er im Helicar nach.
Die Anwaltspraxis des Muller-Klons war in einem Hochhaus inmitten des Geschäftsviertels von Bigger Nork untergebracht. D’Albert betrat die mit imitiertem Marmor ausgekleidete Empfangshalle und eilte in den Gravinoster. Im zweiten Stock verließ er den Lift und rannte den Flur entlang, bis er die Tür mit der Aufschrift Muller I-III, Jura-Klon gefunden hatte.
Er stieß sie auf und ging geradewegs auf den imposanten Schreibtisch des dreifachen Anwalts zu.
Einer der Muller-Ableger saß dahinter und seufzte.
„Darf ich Ihnen Cordigit anbieten?“ fragte d’Albert höflich und griff in die Brusttasche seines Schlafanzugjacketts.
„Lassen Sie nur, ich bin im Dienst und fühle mich davon abgesehen ganz wohl.“
„Würden Sie mir verraten, weshalb Sie geseufzt haben?“
„Es schmerzt mich, daß ich Sie nicht willkommen heißen kann.“
„Gehört das zu den Regeln des Hauses?“
„Es wäre nicht anständig. Sie haben Ihren Besuch nicht avisiert, mein Herr. Wie heißen Sie überhaupt?“
„D’Albert“, sagte d’Albert und deutete eine Verbeugung an.
„Wie sind Sie an meinem Vorzimmerklon McNulty vorbeigekommen?“
„Ich habe kein Vorzimmer bemerkt.“
„Es sind aber vier Stück vorhanden“, schmollte Muller. „Sie sind alle von Miss McNulty und ihren Ablegern besetzt. Das größte von ihnen ist erst vorige Woche neu renoviert worden.“
„Renoviert“, sagte d’Albert automatisch.
„Wie bitte?“
„Sagen Sie einfach ‚renoviert’. Das ‚neu’ ist überflüssig, da ‚renoviert’ bereits ‚erneuert’ heißt.“
„Interessant. Welche Sprache?“
„Lateinisch.“
„Aha. Sie wünschen?“
„Vielleicht sollte ich zuerst Ihren Vorzimmerklon besuchen.“
„Nein, lassen Sie nur, das würde uns nur aufhalten. Was ist Ihr Anliegen?“
„Ich möchte, daß Sie einen Diebstahl aufklären.“
Als wäre dieses Wort ein geheimes Kommando gewesen, öffneten sich in diesem Augenblick die rechte und die linke Seite des Muller-Schreibtisches, und es kamen, zu Beginn noch leicht gebückt, aber schon nach wenigen Schritten in aufrechter Haltung, zwei Männer heraus, die sich in Aussehen und Kleidung nicht im geringsten von dem ersten Muller unterschieden.
Sie setzten sich auf zwei Hocker, die den Besuchersessel, auf dem d’Albert saß, in geringem Abstand flankierten. Dann sahen sie D’Albert aufmerksam an.
D’Albert stand auf, ging um den
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