Kopernikus 7
Weltkrieg gewonnen! Wie gefällt dir das?“ Und er kicherte erneut voller Wohlbehagen.
Tony, der den Kopf des Kunden mit der einen Hand festhielt, begann mit dem Rasiermesser in der anderen den Nacken auszurasieren, wobei er zweifelnd den Kopf schüttelte. „Ich weiß nicht. … Du solltest froh sein, daß sie nicht gewonnen haben. Du bist doch jüdischer Abstammung, nicht wahr, Willy? Nun, die Deutschen – Entschuldigung, ich sollte sagen, die Nazis –, die Nazis sind mit den Juden äußerst brutal umgesprungen. Du hast doch von diesen Lagern gehört, die man gleich nach dem Krieg entdeckt hat? Da hast du es. Wenn die Deut … die Nazis in dieses Land gekommen wären, hätten sie vermutlich dich und alle deine Angehörigen weggeräumt. Du hast also Glück gehabt. Vielleicht haben wir alle Glück gehabt und wissen es bloß nicht.“
„Nun ja“, sagte Augenbraue, „ du bist natürlich dieser Ansicht, Tony“.
Tony hielt mit dem Rasiermesser mitten in der Luft inne, als wollte er die Bedeutung dieser Bemerkung ergründen. „Ja, natürlich“, erklärte er mit Entschiedenheit und doch mit einer anhaltenden Spur von Zweifel, „natürlich bin ich froh, daß die Nazis verloren haben. Du kannst mir glauben, ich habe Geschichten von einigen der Sachen gehört, die sie angestellt haben, daß sich dir die Haare auf dem Kopf aufstellen würden. Ich glaube, wir haben richtig gehandelt, ich meine England und Amerika, daß wir gegen sie Krieg geführt haben.“
„Jawohl“, stimmte Willy zu, „wir können dankbar sein, daß Deutschland und Japan so unrühmlich besiegt wurden. Aber hör bloß zu.“ Und er las aus seiner Zeitschrift vor, die, da sie nur Kleinformat hatte, in seiner großen Hand beinahe verschwand:
„Der Krieg verlief für die Deutschen günstig. Natürlich. Denn sie waren die ersten mit einer einsatzbereiten Atombombe. Die Bombe war es, die die Wende brachte, als das Dritte Reich vor dem Untergang zu stehen schien. Die amerikanischen und russischen Armeen standen bereits unmittelbar vor den Toren Berlins, als …“
„Wo ist es denn bloß?“ sagte Willy und überflog einen oder zwei Absätze. „Aha, da habe ich es schon:
Das Nazi-Oberkommando erwog tatsächlich, die Bombe mit den japanischen Verbündeten zu teilen, entschied sich aber dann aus einleuchtenden Gründen dagegen …
Und jetzt kommt das Beste:
Zu einem waren die Deutschen jedoch absolut entschlossen, das furchtbare Geheimnis nicht mit ihren Freunden im Süden zu teilen. Hitler formulierte es kurz und bündig: ‚Dem italienischen Volk fehlt es an Mut, an Durchschlagskraft, an der Fähigkeit zu befehlen und an Organisationstalent. Das Blut der Italiener ist unrein, und ihre Psyche ist ein Saustall. Sie sind ein unbedeutendes Volk, das sich bloß dazu eignet, über Äthiopier zu herrschen. Ihnen die Bombe zu überlassen, wäre dasselbe, wie einem Kind ein Gewehr in die Hand zu drücken. Die lautersten Motive, darunter der Selbsterhaltungstrieb, erfordern es, daß wir ihnen nicht nur nicht die Waffe geben, die wir arischen Völker so triumphal der Natur abgerungen haben, sondern daß wir auch unverzüglich entscheidende Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, daß sie sich nie auch nur eines Teils des Geheimnisses bemächtigen.’
In der Arroganz und dem Siegesrausch, die dem Sieg des Dritten Reiches folgten, soll Hitler diese Bemerkungen zu Mussolini persönlich gemacht haben. II Duce war vor Wut außer sich. Hitlers Bemerkung über die Waffe, die ‚wir arischen Völker … der Natur abgerungen haben’, brachte ihn besonders auf denn es war Hitlers Dienstverpflichtung – seine buchstäbliche Entführung – des brillanten theoretischen Physikers Gabriello
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