Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Cas­tel­li, die es Deutsch­land er­mög­licht hat­te, als ers­tes Land die Bom­be zu bau­en. Wir kön­nen nur Ver­mu­tun­gen dar­über an­stel­len, was ge­sche­hen wä­re, wenn Cas­tel­li, wie er es selbst ge­wollt hat­te, wei­ter­hin in der Ab­ge­schie­den­heit sei­ner Ge­burts­stadt ge­lebt und im ge­hei­men ge­ar­bei­tet hät­te …“
    „Was hältst du da­von, Tony?“ frag­te Wil­ly ki­chernd.
    „Das ist ver­rückt!“
    „Hmm“, er­wi­der­te Au­gen­braue. „Mir ge­fällt vor al­lem die Zei­le, daß sich die Ita­lie­ner nur da­zu eig­nen, über Äthio­pier zu herr­schen.“
    Der gut­mü­ti­ge Tony Ves­puc­ci wuß­te nicht recht, wie er auf sol­ches Ge­re­de rea­gie­ren soll­te, da­her lös­te er sei­ne Un­ge­wiß­heit mit ei­nem La­chen. „Du ver­gißt, daß Ita­li­en lan­ge Zeit über mehr als Äthio­pi­en ge­herrscht hat. Habt Ihr schon von der Pax ro­ma­na ge­hört?“
    „Na­tür­lich“, er­wi­der­te Wil­ly. „Ich ha­be die Ge­schich­te des Al­ter­tums stu­diert.“
    „Na al­so, Rom hat jahr­hun­der­te­lang den größ­ten Teil der Welt be­herrscht. Und Rom ist bloß ei­ne Stadt in Ita­li­en. Wenn ei­ne ein­zi­ge Stadt zu so was fä­hig ist – stellt Euch vor, wo­zu erst das gan­ze Land fä­hig wä­re!“ Ein New Yor­ker Stadt­po­li­zist, der in sei­ner blau­en Uni­form vor der Aus­la­gen­schei­be vor­bei­ging, hob grü­ßend den Gum­mi­knüp­pel vor Tony. „Und wißt Ihr“, fuhr der Fri­seur fort, nach­dem er den Gruß er­wi­dert hat­te, „man muß es die­sen Rö­mern las­sen – denn wie hät­ten sie die gan­ze Welt re­gie­ren kön­nen, wenn ein an­de­res Volk tap­fe­rer, mäch­ti­ger oder klü­ger als sie ge­we­sen wä­re?“
    „ Touché, Tony!“ rief Wil­ly und griff sich an den Nacken. „Ich glau­be, du hast mich ge­schnit­ten“.
    „Nein, aus­ge­schlos­sen. Seit mei­nen Lehr­jah­ren an der Fri­seur­aka­de­mie ha­be ich nie­man­den mehr ge­schnit­ten.“
    „Ach, wirk­lich?“ frag­te Au­gen­braue, senk­te die Stim­me und blick­te höchst be­deu­tungs­voll auf den nach hin­ten ge­lehn­ten Kör­per im ers­ten Stuhl.
    „Ach, der ist ganz in Ord­nung. Frag Wil­ly hier. Er weiß es. Er kam her­ein, als ich die­sen Herrn ra­sier­te, und ihm fiel nur plötz­lich ein, daß er noch et­was zu be­sor­gen hät­te, eil­te wie­der hin­aus und …“
    „Ja, ja. Ich kann be­zeu­gen, daß er da­mals ganz in Ord­nung war.“
    „Und au­ßer­dem“, fuhr Tony fort und ges­ti­ku­lier­te mit dem Ra­sier­mes­ser. „Du hast es nö­tig. Du siehst sel­ber aus, als ha­be dir ge­ra­de je­mand die Keh­le durch­ge­schnit­ten.“
    „Wirk­lich wahr, er hat recht!“ ent­geg­ne­te Wil­ly mit ei­nem Sei­ten­blick und ei­nem so deut­lich be­ton­ten Aus­druck des Ab­scheus, daß es ent­schie­den nach Un­höf­lich­keit aus­sah.
    Au­gen­braue blick­te auf die Hemd­brust hin­un­ter und be­merk­te, daß die ro­te Kra­wat­te, die er um­ge­bun­den hat­te, wirk­lich ei­ne ab­strak­te Ähn­lich­keit mit ei­nem Schwall Blu­tes aus der Hals­schlag­ader hat­te.
    „Wie un­ge­schickt!“ rief er aus, „Mei­ne Ent­schul­di­gung“ – er blick­te sich um, als wol­le er va­ge al­le An­we­sen­den ein­schlie­ßen – „al­len Be­trof­fe­nen“. Und mit lei­se­rer Stim­me: „Als du mich riefst, bin ich so schnell aus dem Haus ge­stürzt, daß ich in der Ei­le nicht dar­auf ge­ach­tet ha­be, was ich mir um­ge­bun­den ha­be …“
    Tony lang­te hin­un­ter und er­griff mit ei­ner Hand die Kra­wat­te na­he beim Kno­ten, wäh­rend er mit dem Ra­sier­mes­ser in der an­de­ren her­um­fuch­tel­te. „Är­gert dich dei­ne Kra­wat­te, schneid’ sie ab …“
    „He!“ stieß Au­gen­braue her­vor und „Mein Gott!“ Wil­ly, und je­der zuck­te un­will­kür­lich zu­sam­men, was Tony, der kei­ne der­ar­ti­ge Re­ak­ti­on er­war­tet hat­te, be­trächt­lich aus der Fas­sung brach­te. „In Ord­nung!“ rief Au­gen­braue, in­dem er sein über­rasch­tes Zu­sam­men­zu­cken ko­misch über­trieb. „In Ord­nung, ich neh­me zu­rück, was ich über die Ita­lie­ner ge­sagt ha­be.“ Er lach­te. Al­le drei lach­ten, auch Tony, der plötz­lich sehr ver­le­gen war. Er mach­te ein

Weitere Kostenlose Bücher