Kopernikus 7
verliere. Du sagst mir immer wieder, daß ich verlieren werde. Du hilfst mir zu verlieren, weil du mich mit dir streiten läßt, obwohl ich schlafen sollte. Was, zum Teufel, hat sich geändert? Du bist und bleibst die gleiche verdammte Stänkerin, als die du dich seit Jahren präsentierst.“
„Ich werde dir sagen, was sich verändert hat“, erwiderte sie. „Peter, bis vor ein paar Tagen haben wir beide gedacht, du wärst ein Versager. Aber das bist du nicht. Es war nicht deine Schuld. Nichts von alldem. Kein Pech, wie du immer wieder gesagt hast, und auch keine persönliche Unzulänglichkeit, wie du in Wirklichkeit gedacht hast. Bunnish hat das alles gemacht. Kapierst du denn nicht, was das für einen Unterschied macht? Du hast nie eine Chance gehabt, Peter, aber jetzt hast du eine. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht an dich glauben solltest. Wir wissen , daß du etwas Großes schaffen kannst! Bunnish hat es zugegeben. Wir können von hier wegfahren, du und ich, und ganz von vorn anfangen. Du könntest ein neues Buch schreiben, Stücke schreiben, all das tun, was du tun möchtest. Du hast das Talent. Es hat dir nie gefehlt. Wir können wieder träumen, wieder glauben, einander wieder lieben. Verstehst du nicht? Bunnish hat prahlen müssen, um seine Rache zu vollenden, aber durch seine Prahlerei hat der dich befreit !“
Peter saß sehr still in dem dunklen Zimmer, seine Hand schloß sich um die Armlehne des Sessels und öffnete sich wieder, während Kathys Worte einsickerten. Er war so von dem Schachspiel eingenommen, so besessen von Bunnishs Besessenheit gewesen, daß er das nie gesehen, nie erwogen hatte. Das war nicht ich, dachte er verwundert. All diese Jahre war das nicht ich. „Es ist wahr“, sagte er mit schwacher Stimme.
„Peter?“ fragte sie besorgt.
Er hörte die Besorgnis, hörte mehr als das, er hörte Liebe in ihrer Stimme. So viele Leute, dachte er, machen so große Versprechungen, versprechen Besseres oder Schlimmeres, versprechen mehr oder weniger Reichtum und steigen aus, sobald sich die Dinge in irgendeiner Beziehung auch nur das geringste bißchen übler als vorhergesehen herausstellen. Aber sie war geblieben, die ganze Zeit, während all dieser Fehlschläge, der Schande, der grausamen Worte und der giftigen Gedanken, der wöchentlichen Kämpfe, der Armut. Sie war geblieben.
„Kathy“, sagte er. Die nächsten Worte waren sehr schwer. „Ich liebe dich auch.“ Er stand auf und ging zu ihr hinüber und begann zu weinen.
Sie kamen am nächsten Morgen zu spät herunter. Sie duschten zusammen, und Peter zog sich mit ungewöhnlicher Sorgfalt an. Aus irgendeinem Grund fühlte er, daß es wichtig war, sich so gut wie möglich anzuziehen. Schließlich war es ein neuer Anfang. Kathy kam mit ihm. Sie betraten händchenhaltend das Wohnzimmer. Bunnish saß bereits am Brett, und Peters Uhr tickte. Die anderen waren auch da. E. C. saß ungeduldig in einem Sessel. Delmario ging auf und ab. „Beeil dich“, sagte er, als Peter die Treppe herunterkam. „Du hast schon fünf Minuten verloren.“
Peter lächelte. „Ruhig, Steve“, sagte er. Er ging hinüber und nahm vor den weißen Figuren Platz. Kathy stand hinter ihm. Sie sieht heute morgen großartig aus, dachte Peter.
„Du bist am Zug, Kapitän“, sagte Bunnish mit einem unangenehmen Lächeln.
„Ich weiß“, erwiderte Peter. Er bemühte sich nicht, sich zu bewegen, schaute überhaupt das Brett kaum an. „Bruce, warum haßt du mich? Ich habe darüber nachgedacht, und ich wüßte gern die Antwort. Bei Steve und E. C. kann ich es verstehen. Steve hatte die Unverschämtheit zu gewinnen, als du verloren hast, und er hat hinterher deine Nase in dieser Niederlage gerieben. E. C. hat dich zur Zielscheibe seiner Spaße gemacht. Aber
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