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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sie und strahl­te aus ihr her­aus und flirr­te in un­be­kann­ten Far­ben, als es durch ih­ren kla­ren Kör­per drang. Er war nicht ganz si­cher, ob sie nicht auch Flü­gel ha­ben müß­te.
    Har­tes Ta­ges­licht am of­fe­nen En­de der Hal­le. Das ner­vö­se Brum­men der Rin­der. Ein Ge­ruch von Mist und Schweiß, dar­un­ter ein Hauch von al­tem Blut. Die an­de­ren Män­ner, die ihn neu­gie­rig be­ob­ach­te­ten. Sie hat­ten Mas­ken statt Ge­sich­ter und Au­gen wie Vi­pern. Vi­pe­rau­gen ver­folg­ten ihn durch die Hal­le. Hu­fe scharr­ten drau­ßen im Kies.
    Mit schwe­ren Li­dern, zit­ternd, nahm er sei­nen Platz ein.
    Sie trie­ben die ers­te Kuh des Ta­ges her­ein, di­rekt auf Ma­son zu. Er hob den Ham­mer.
    Die Kuh nä­her­te sich ru­hig. Ge­las­sen ging sie vor den Trei­bern her, mit er­ho­be­nem Kopf. Sie starr­te Ma­son ein­dring­lich an. Ih­re Au­gen wa­ren groß und tief – hei­ter, schön und vol­ler Ver­trau­en.
    Li­lith, sag­te er zu ihr, und dann traf der Ham­mer sie kra­chend zwi­schen die Au­gen.

 
Gerd Ma­xi­mo­vič Das Spinnenloch
     
    Es ist be­kannt, daß das Uni­ver­sum vol­ler Wun­der ist. Es liegt auf der Hand, daß ein so großer Raum ein Viel­fa­ches der For­men, Spiel­ar­ten, Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten des Le­bens im Son­nen­sys­tem mit sich brin­gen wird. Trotz­dem wä­re es tö­richt, glaub­te man, daß bis­her je­dem Raum­fah­rer ein sol­ches Wun­der be­geg­net sei. Das liegt aber nicht al­lein an der Un­er­meß­lich­keit des Raums – in dem sich ja leicht ein Wun­der ver­lie­ren kann –, son­dern auch dar­an, daß man Wun­der nur ent­deckt, wenn man auch se­hen kann.
    Im 23. Jahr­hun­dert war die Tech­nik der Mensch­heit so weit ver­voll­komm­net, daß ein Flug zu den Ster­nen – durch den Zwi­schen­raum – fast ein, wenn auch an­stren­gen­des, Ver­gnü­gen war, ein zwar stra­pa­zi­öser Trip, der mit­un­ter Stür­me, ma­gne­ti­sche Fal­len, Un­tie­fen und vie­ler­lei elek­tro­ma­gne­ti­sche Er­schei­nun­gen be­reit­hielt, der aber gleich­wohl schon so per­fek­tio­niert wor­den war, daß man nicht mehr nur im Ge­leit­zug, son­dern, wie die Fa­mi­lie Wa­gen­seil, auch schon auf Pri­vat­jach­ten den Zwi­schen­raum durch­quer­te.
    Es ist viel­leicht be­mer­kens­wert, daß die see­li­sche Ent­wick­lung der Mensch­heit mit der ih­rer Tech­nik nicht voll­stän­dig Schritt ge­hal­ten hat. Die Kon­struk­ti­on über­licht­schnel­ler Raum­schif­fe scheint ein­fa­cher als der be­hut­sa­me Um­gang mit an­de­ren Men­schen zu sein. Es ver­steht sich auch, daß, ob­wohl in der welt­wei­ten Ge­sell­schaft mehr Gleich­heit ge­schaf­fen wor­den ist, sich noch viel Ver­hal­tens­ma­te­ri­al aus der al­ten Ge­sell­schaft in den Her­zen und Köp­fen der Men­schen auf­fand.
    Hät­te man die Fa­mi­lie Wa­gen­seil, die auf dem Weg zum Co­lo­som war, un­ter ei­nem be­son­ders tief­bli­cken­den Elek­tro­nen­mi­kro­skop se­ziert, so hät­te man in ih­rem Nor­mal­ver­hal­ten al­ler­lei Un­zu­läng­lich­kei­ten, al­ler­lei Span­nungs­zu­stän­de, al­ler­lei ver­dräng­te Pro­ble­me fest­ge­stellt, de­rer sich nur ein Teil der Fa­mi­lie (und die­ser auch nur bis zu ei­nem ge­wis­sen Grad) be­wußt ge­wor­den war – aber wo­zu auch, so hät­ten die Wa­gen­seils die­sen Ge­dan­ken mo­niert, wird in uns her­um­ge­wühlt, wo an den Din­gen doch nichts zu än­dern ist. Oder aber: Es ist doch ent­schei­dend, daß das, was wir ma­chen, funk­tio­niert.
    So rich­tig die­ser Ge­dan­ke ist, so sehr bricht sein Bo­den ein, wenn ei­ne Fa­mi­lie wie die Wa­gen­seils, durch die Um­stän­de be­dingt, in ei­ne Si­tua­ti­on ge­rät, in der das al­te Ver­hal­ten nicht mehr wei­ter­hilft. Dies schi­en schon am drit­ten Tag ih­rer Rei­se, als die Ur­miel noch si­cher durch den blau­en, ein we­nig von Dunst über­wog­ten Zwi­schen­raum lief, der Fall zu sein. Ka­rin, die äl­te­re Toch­ter, hat­te es zu­erst ge­spürt.
    Sie hol­te schon vom ers­ten Tag ih­rer Rei­se an ihr Pen­sum an Ma­the­ma­tik nach, da sie sich sag­te, daß es so mit ih­ren schu­li­schen Leis­tun­gen nicht wei­ter­ging. Sie saß über ih­rem Al­ge­bra-Buch und rech­ne­te ei­ne

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