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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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er­zähl­te, fiel ihm Chibs kaum ver­hoh­le­nes Grin­sen auf, und er er­kann­te, daß es nun an ihm war, einen Rück­zie­her zu ma­chen. Chib hat­te sich nie­mals zum Nar­ren hal­ten las­sen, und er hat­te al­les oh­ne Schock über­stan­den. Bei­de lach­ten herz­lich dar­über, und dann fuhr Groß­pa­pa fort, ihm sei­ne Ge­schich­ten zu er­zäh­len.
    „Es gibt kei­ne Zeit­ma­schi­nen“, sagt Groß­pa­pa. „Ob es dir ge­fällt oder nicht, Mi­ni­ver Chee­vy, du mußt in die­ser dei­ner Zeit le­ben.
    Die Ma­schi­nen ar­bei­ten auf den Ebe­nen der Stadt­wer­ke­fa­bri­ken in völ­li­ger Stil­le, die nur dann und wann vom Schrei ei­nes Ele­fan­ten­trei­bers un­ter­bro­chen wird. Die großen Röh­ren am Grund des Mee­res sau­gen Was­ser und Grund­schlamm ein. Die­ses Ma­te­ri­al wird au­to­ma­tisch zu den zehn Pro­duk­ti­ons­ebe­nen von LA be­för­dert. Dort wer­den die an­or­ga­ni­schen Che­mi­ka­li­en in Ener­gie um­ge­wan­delt, dann in die Ma­te­rie von Es­sen, Trin­ken, Me­di­zin und sons­ti­gen Ge­gen­stän­den. Au­ßer­halb der Städ­te exis­tiert nur ganz we­nig Acker­bau und Vieh­zucht, und doch gibt es Über­fluß für al­le. Künst­lich her­ge­stell­te ex­ak­te Ko­pi­en der or­ga­ni­schen Ma­te­ria­li­en, wer soll­te den Un­ter­schied er­ken­nen?
    Es gibt we­der Hun­ger noch Not ir­gend­wo, mit Aus­nah­me un­ter den frei­wil­lig Ver­bann­ten, die die Wäl­der durch­strei­fen. Die Le­bens­mit­tel und Kon­sum­gü­ter wer­den dann zu den Pan­do­ras be­för­dert, und an die Emp­fän­ger der Pur­pur­nen So­zi­al­hil­fe ver­teilt. Die Pur­pur­ne So­zi­al­hil­fe. Ein Eu­phe­mis­mus der Ma­di­son Ave­nue mit Be­zie­hun­gen zu Per­sön­lich­keit und gött­li­chem Recht. Wird ein­fach durch Ge­burt ge­währt.
    An­de­re Zeit­al­ter wür­den un­se­res als De­li­ri­um be­zeich­nen, doch un­se­res be­sitzt Vor­zü­ge, die den an­de­ren ab­gin­gen. Um Ver­gäng­lich­keit und Ent­wur­ze­lung vor­zu­beu­gen, ist die Stadt als Me­ga­lo­po­lis in klei­ne Ge­mein­schaf­ten un­ter­teilt. Ein Mensch kann sein Le­ben lang an ei­nem Ort le­ben, oh­ne sich je­mals da­von ent­fer­nen zu müs­sen, wenn er et­was will. Dies hat einen Pro­vin­zia­lis­mus mit sich ge­bracht, einen Klein­stadt­pa­trio­tis­mus und Feind­se­lig­keit ge­gen­über Au­ßen­ste­hen­den. Auch die blu­ti­gen Kämp­fe zwi­schen Ju­gend­ban­den an­de­rer Städ­te. Aus­führ­li­chen und ge­häs­si­gen Tratsch. Das Be­har­ren auf Kon­for­mi­tät lo­ka­ler Mo­ral­be­grif­fe.
    Gleich­zei­tig ver­fügt der Klein­bür­ger aber auch über Fi­do, was ihm er­mög­licht, Er­eig­nis­sen über­all in der Welt bei­zu­woh­nen. Ver­mischt mit wert­lo­sem Plun­der und Pro­pa­gan­da, die die Re­gie­rung dem Vol­ke als zu­träg­lich er­ach­tet, kann er aus vie­ler­lei aus­ge­zeich­ne­ten Pro­gram­men aus­wäh­len. Vie­le kön­nen sich das Äqui­va­lent ei­nes Dok­tor­ti­tels ver­die­nen, oh­ne je­mals einen Fuß vor die Tür zu set­zen.
    Und es brach­te auch noch ei­ne wei­te­re Re­naissance mit sich, ein Auf­blü­hen der Kunst, das nur noch mit dem Athen von Pe­ri­kles oder den Stadt­staa­ten Ita­li­ens zur Zeit Mi­che­lan­ge­los oder Sha­ke­s­pea­res in Eng­land zu ver­glei­chen ist. Pa­ra­dox. Mehr An­al­pha­be­ten als sonst­wo in der Welt­ge­schich­te. Gleich­zei­tig aber auch mehr Schrift­stel­ler’. Heu­te spre­chen mehr Men­schen klas­si­sches La­tein als zu Cä­sars Zei­ten. Die Welt der Äs­the­tik birgt ei­ne gran­dio­se Frucht. Und, na­tür­lich, Frücht­chen.
    Um dem Pro­vin­zia­lis­mus vor­zu­beu­gen und um einen in­ter­na­tio­na­len Krieg noch un­wahr­schein­li­cher zu ma­chen, ha­ben wir das welt­po­li­ti­sche Prin­zip der Ho­mo­ge­ni­sie­rung. Da­mit ist der will­kür­li­che Aus­tausch ei­nes Teils der Be­völ­ke­rung ei­ner Na­ti­on mit dem ei­ner an­de­ren ge­meint. Gei­ßeln für Frie­den und brü­der­li­che Lie­be. Die­je­ni­gen Bür­ger, die mit der Pur­pur­nen So­zi­al­hil­fe nicht aus­kom­men oder die mei­nen, sie wä­ren an­ders­wo glück­li­cher, wer­den mit Schmier­gel­dern zum Aus­wan­dern

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