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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sind. Ihre Schuhe sind hellblau, die hochhackigen Absätze aus Topas.
    Benedictine ist so kostümiert, weil sie beim Folklorefestival singen möchte. Einzig ihr Sängerhut fehlt noch. Unter anderem ist sie deswegen hergekommen, um Chib Vorwürfe zu machen, weil er ihr einen Bauch gemacht und damit ihr Äußeres verunstaltet hat, wodurch er ihre Chancen für eine Karriere verringerte.
    Sie ist in Gesellschaft von fünf Mädchen zwischen sechzehn und einundzwanzig, die alle S (für Schädelpuster) trinken.
    „Können wir uns denn nicht ungestört unterhalten, Benny?“ fragt Chib.
    „Wozu?“ Ihre Stimme ist ein lieblicher Alt mit einer häßlichen Modulation.
    „Du hast mich nur hierherkommen lassen, um mir in aller Öffentlichkeit eine Szene zu machen“, sagt Chib.
    „Um Himmels willen, was für eine Szene ist denn hier schon?“ kreischt sie jetzt auf. „Seht ihn euch an, er will sich mit mir allein unterhalten!“
    Erst nun erkennt er, daß sie Angst davor hat, mit ihm allein zu sein. Mehr noch, sie ist überhaupt nicht imstande, allein zu sein. Jetzt weiß er, warum sie darauf bestand, daß die Schlafzimmertür offen und ihre Freundin Bela in Rufweite bleiben mußte. Und Hörweite.
    „Du hast gesagt, du würdest nur deinen Finger nehmen!“ brüllt sie. Sie deutet auf ihren rundlichen Bauch. „Ich bekomme ein Baby! Du verkommener, verlogener Scheißkerl!“
    „Das stimmt überhaupt nicht“, widerspricht Chib. „Du hast gesagt, es sei alles in Ordnung. Du liebst mich.“
    „,Liebe! Liebe!’ sagt er! Woher, zum Teufel, soll ich wissen, was ich alles gesagt habe, nachdem du mich so auf gegeilt hattest! Jedenfalls habe ich nicht gesagt, daß du ihn reinschieben kannst! Das habe ich niemals gesagt! Und was du dann erst gemacht hast! Was du gemacht hast! Mein Gott, ich konnte fast eine Woche nicht mehr richtig gehen, du Scheißkerl, du!“
    Chib schwitzt. Ausschnitte aus Beethovens Pastorale ertönen vom Fido, ansonsten ist es still im Zimmer. Seine Freunde grinsen. Gobrinus hat ihnen den Rücken zugewandt und trinkt Scotch. Madame Trismegista mischt ihre Karten und furzt eine teuflische Mischung von Bier- und Zwiebelausdünstungen. Benedictines Freundinnen betrachten ihre mandarinlangen fluoreszierenden Fingernägel oder funkeln ihn böse an. Ihr Schmerz und Stolz sind auch die ihren und vice versa.
    „Ich kann diese Pillen nicht nehmen. Ich verliere den Verstand und bekomme Augenschmerzen, und sie bringen meine Regel durcheinander! Das weißt du! Und einen mechanischen Uterus kann ich nicht ab! Außerdem hast du mich belogen! Du hast gesagt, du würdest die Pille nehmen!“
    Chib erkennt, daß sie sich selbst widerspricht, aber es ist zwecklos, logisch sein zu wollen. Sie ist wütend, weil sie schwanger ist. Sie will sich zu diesem Zeitpunkt nicht auf eine Abtreibung einlassen, und sie sinnt auf Rache.
    Wie aber, fragt sich Chib, wie konnte sie denn in jener Nacht schwanger werden? Keine Frau, egal wie fruchtbar, hätte das fertigbringen können. Sie muß schon davor oder danach gevögelt worden sein. Und doch schwört sie, daß es in dieser Nacht geschehen ist, in jener Nacht, als er gewesen ist.
     
    DER RITTER MIT DEM BRENNENDEN
    STÖSSEL ODER
    SCHAUM AM RICHTIGEN PLATZ
     
    „Nein, nein!“ kreischt Benedictine.
    „Warum nicht? Ich liebe dich“, sagt Chib. „Ich möchte dich heiraten.“
    Benedictine kreischt, und ihre Freundin Bela, die draußen auf dem Flur wartet, fragt: „Was ist denn los? Was ist geschehen?“
    Benedictine antwortet nicht. Wütend und zitternd, als hätte das Fieber sie im Griff, taumelt sie aus dem Bett und stößt Chib weg. Sie hastet zum kleinen Ei des Badezimmers in der Ecke. Er folgt ihr.
    „Ich hoffe, du wirst nicht das tun, was ich jetzt denke …?“ fragt er.
    Benedictine schreit auf. „Du verschlagener, elender Hurensohn!“
    Im Badezimmer zieht sie einen Abschnitt der Wand herunter, der zu einem Regal wird. Auf diesem sind, durch magnetische Knöpfe gehalten, vielerlei Fläschchen zu sehen. Sie wählt eine lange, dünne Kanüle mit Spermatoziden, öffnet sie und führt sie ein. Sie drückt den Knopf am anderen Ende, worauf sich der Schaum zischend daraus ergießt, auch wenn seine fleischliche Hülle nicht verstummen kann.
    Chib ist einen Augenblick wie betäubt. Dann brüllt er.
    „Bleib mir vom Leibe!“ schreit Benedictine. „Du Retnickel!“
    Von der Schlafzimmertür hört man Belas zaghaftes „Alles in Ordnung, Benny?“
    „Ich sorge schon dafür, daß

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