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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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gemacht haben. Er hatte weder eine ID- noch sonst eine Karte, und trotzdem blieb er lange Zeit unbehelligt. Er scheint etwas vom Polizeichef von Beverly Hills und auch von zahlreichen in Beverly Hills stationierten Bundesagenten gehabt zu haben.
    Er lebte zwei Jahre bei Mrs. Winnegan, dann verschwand er. Es geht das Gerücht, daß er LA verlassen und sich zu einem Stamm weißer Neoindianer gesellt hat, der sich die Spermaindianer nennt.
    Doch wieder zurück zu den Jungen (Anspielung auf Jung?) Rettichen. Sie revoltieren gegen das Vaterbild von Onkel Sam, den sie zugleich lieben und hassen. Onkel ist in ihrem Unterbewußtsein selbstverständlich mit unco gekoppelt, einem alten schottischen Wort, das soviel wie seltsam, unheimlich, merkwürdig bedeutet, was wiederum darauf hinweist, daß ihnen ihre Väter fremd waren. Alle entstammen Haushalten, in denen der Vater fehlte oder schwächlich war, ein Phänomen, das in unserer Kultur leider allzu häufig auftritt.
    Ich kannte meinen Vater auch nie … Tooney, lösch das wieder, es ist bedeutungslos. Unco bedeutet aber gleichzeitig Neuigkeiten oder Nachrichten, was darauf hinweist, daß die jungen Männer wahrscheinlich gespannt auf die Neuigkeit von der Rückkehr ihrer Väter warten und wahrscheinlich auch insgeheim auf eine Aussöhnung mit Onkel Sam, und damit auch mit ihren Vätern, hoffen.
    Onkel Sam. Sam ist die Kurzform von Samuel, was sich vom hebräischen Shemu’el ableitet, und das steht für den Namen Gottes. Alle Rettiche sind Atheisten, wenn auch einige, besonders Omar Runic und Chibiabos Winnegan, in ihrer Kindheit eine religiöse Erziehung genossen haben (panamorisch und römisch-katholisch).
    Die Revolte des jungen Winnegan gegen Gott und die kath olische Kirche wurde zweifellos mit durch die Tatsache herbeigeführt, daß ihm seine Mutter starke Kath artiks, also Abführmittel, verabreichte, als er an chronischer Verstopfung litt. Wahrscheinlich wollte er auch seinen Kate chismus nicht lernen und statt dessen lieber spielen. Und es wird auch von einem traumatischen Erlebnis berichtet, in dem ihm ein Kath eter eingeführt wurde. (Diese Weigerung zur Exkrementierung oder Ausscheidung wird in einem späteren Bericht analysiert werden.)
    Onkel Sam, die Vaterfigur. Figur ist ein so offensichtliches Wortspiel, daß ich hier nicht näher darauf einzugehen brauche. Eine Analogie zu Finger bietet sich ebenfalls an, im Sinne von ‚keinen Finger für dich krumm machen!’ – schlagen Sie das nach bei Dantes Inferno, ein Italiener oder sonstwer in der Hölle sagt: ‚Für Dich mache ich keinen Finger krumm, Gott!’ und beißt sich dann in der alten Geste von Trotz und Respektlosigkeit in den Daumen. Hmm? In den Daumen beißen – ein kindliches Charakteristikum?
    Sam ist auch eine facettenreiche Bezeichnung für phonetisch, orthografisch oder semantisch verbundene Worte. Es ist bezeichnend, daß der junge Winnegan es nicht ertragen kann, wenn er Liebes genannt wird. Er behauptet, seine Mutter hätte ihn so häufig so genannt, daß ihm nun beinahe davon übel wird. Und doch hat das Wort eine tiefere Bedeutung für ihn. Sprachliche Hintergründe: ‚Liebes’ heißt im Amerikanischen dear, wogegen deer ‚ Hirsch’ heißt. So ist Sambar beispielsweise ein asiatischer Hirsch mit dreifach gegabeltem Geweih (man beachte auch das Sam). Offensichtlich symbolisieren die drei Gehörne für ihn die Dreifache Revolution, das historische Ereignis, das den Beginn unseres Zeitalters kennzeichnet, das Chib angeblich so haßt. Die drei Enden sind gleichzeitig Archetypen der Heiligen Dreieinigkeit, die die Jungen Rettiche von Zeit zu Zeit lästern.
    Ich möchte darauf hinweisen, daß sich die Gruppe darin von anderen unterscheidet, die ich studiert habe. Die anderen brachten eine milde und gelegentliche Blasphemie zum Ausdruck, indem sie sich dem blassen und verblichenen religiösen Geist hingaben, der heutzutage vorherrschend ist. Starke Gotteslästerer werden nur aktiv, wenn starke Glaubensfragen eine Rolle spielen.
    Gleichzeitig steht Sam für same, was soviel heißt wie ‚gleich’ und was ausdrückt, daß die Rettiche unterbewußt wünschen, konform zu sein.
    Möglicherweise, obwohl diese spezielle Deutung sich als fraglich erweisen könnte, hängt Sam auch mit Samekh, dem fünfzehnten Buchstaben des hebräischen Alphabets, zusammen. (Sam! Ech!?) In der alten Weise des englischen Buchstabierens, in der die Rettiche in ihrer Kindheit unterrichtet wurden, ist der fünfzehnte

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