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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Fachchinesisch. Erklär mir, was es bedeutet.“
    „Es bedeutet, daß unsere menschliche Zeitbombe tatsächlich funktionieren wird“, sagte Donovan müde. „Nur, daß die Zündschnur ein ganzes Stück kürzer ist, als wir geglaubt haben. Dort, wo Johnson sich aufhält, wird es eine Katastrophe geben, eine ausgesprochen häßliche Katastrophe, aber es wird nicht erst in zwei Monaten sein.“
    Ich setzte mich senkrecht auf. „Sondern?“
    „Heute oder morgen“, sagte Donovan sehr ruhig. „Vielleicht gerade jetzt. So genau konnten sie den Kulminationspunkt nicht ermitteln.“
    „Sehr tröstlich“, sagte ich. „Aber nun können wir’s nicht mehr ändern. Der dicke Mann ist unterwegs. Ich hab’ ihn gestern nachmittag zum Flugzeug gebracht.“
    „O Gott“, sagte Donovan fromm.
    „Ja. Jetzt müßte er eigentlich …“ – ich sah auf die Uhr – „… jetzt müßte er eigentlich gerade in Hawaii gelandet sein. Du solltest ihnen besser ein Telex schicken.“
    „Ja. Viel mehr können wir wohl nicht machen“, sagte Donovan.
    „Eben. Ich ruf dich dann später noch mal an, wenn ich ausgeschlafen habe.“ Ich legte auf, ehe Donovan protestieren konnte.
    Hawaii … In meinem Kopf lief ein ganzer Reisebüroprospekt ab: Palmen, smaragdgrünes Meer und blendendweißer Sand, dunkelhäutige Schönheiten in Baströckchen und leuchtendbunten Blütenkränzen … Und die Pazifikflotte natürlich, aber die Burschen konnten schon allein auf sich aufpassen. Was sollte denn ausgerechnet in Hawaii schon groß passieren? Hol der Teufel Donovan und das ganze blödsinnige Projekt.
    Das sommersprossige Mädchen lächelte und kuschelte sich an mich. „An deiner Stelle würde ich die Zigarette ausmachen.“
    „Was?“
    „Irgendwie sind mir Männer lieber, die beide Hände gebrauchen können.“
    Ich drückte gehorsam die Kippe aus, nahm den Telefonhörer von der Gabel („Ich glaube Ihnen ja, daß es dringend ist, aber der Teilnehmer spricht gerade“) und zog das Mädchen an mich. Sie fühlte sich so hübsch an, wie sie aussah, und sie war mittlerweile ganz außerordentlich wach …
     
    Viel später zündete ich zwei Zigaretten für uns an, und das Mädchen langte über mich weg und schaltete das kleine Radio auf dem Nachttisch ein. Durch die geschlossenen Jalousien leuchteten mittlerweile Streifen von makellosem Himmelblau; es war ein ungewöhnlich schöner Dezembertag, selbst für kalifornische Verhältnisse.
    Es dauerte eine Weile, bis die Röhren warm wurden, und dann mußte das Mädchen noch nach einem Sender suchen, der am Sonntagmorgen schon Tanzmusik brachte. Schließlich fand sie irgendeine Swingband, die „Georgia on my Mind“ spielte, und klopfte mit geschickten Fingern auf meiner Brust den Takt mit. Ich konnte mich noch immer nicht erinnern, wie sie hieß.
    Ich schloß träge die Augen. Sollte doch der Teufel Mr. Johnson aus Louisville holen und die ganze gottverdammte Firma dazu. Ich hatte noch drei Tage Urlaub, und sie versprachen bemerkenswert zu werden, wenn das so weiterging …
    Die Musik brach mit einem häßlichen Knirschen mitten im Takt ab, als sei ein Betrunkener an den Tonarm gestoßen. Für einen Moment war es totenstill bis auf das leise Summen und Knistern der Röhren, dann zogen sie den Regler einen Sekundenbruchteil zu früh auf, und man hörte noch, wie der Nachrichtensprecher seinen Stuhl zurechtrückte und sich umständlich räusperte. Als er schließlich zu sprechen begann, klang es so atemlos, als sei er gerade eine Meile gerannt.
    „Meine Damen und Herren, wir unterbrechen unseren ‚Swing für Sonntagskinder’ wegen einer wichtigen Sondermeldung.
    Wie soeben bekannt wurde, haben gegen fünf Uhr Ortszeit starke japanische Luftstreitkräfte vollkommen überraschend die amerikanische Flottenbasis Pearl Harbour auf Hawaii angegriffen. Trotz des erbitterten Widerstands unserer Streitkräfte gelang es ihnen, verheerende Verwüstungen anzurichten. Die Verluste an Menschen und Material beziffern sich nach ersten Schätzungen auf mehr als …“
    Und so weiter und so weiter. Den Rest der Geschichte kennen Sie ja wohl.

 
Jörg Weigand
Pressekonferenz
     
    (Auszugsweise Niederschrift einer etwa einstündigen Pressekonferenz mit dem Minister für die Verwaltung von Fremdwelten der terrestrischen Zentralregierung/Verbund Besiedelter Welten (VBW); die Pressekonferenz fand auf Wunsch der in Terra-City akkreditierten Korrespondenten führender Print- und Video-Medien am 3. Tag des 6. Monats d. J. 865

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