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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Sekunden später schwankte die Boeing 314 hinaus in die San Francisco Bay und hob schließlich überraschend graziös in einer Gischtwolke ab. Ich stand auf der Besucherterrasse und sah ihr nach, bis sie in den tiefhängenden Wolken verschwunden war. Was mich betraf, war das Jonas-Projekt abgeschlossen.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte eine Weile darüber nach, wie seltsam es doch war, einer Organisation anzugehören, die es fertigbrachte, innerhalb weniger Monate einen hundertzehnprozentigen Nazi und potentiellen Killer aus einem dicken, harmlosen Schnapsvertreter zu machen (was hatten die Deutschen schließlich anderes getan als genau das?). Aber das ist genau die Art von Grübelei, die man sich in meinem Geschäftszweig besser verkneift, wenn man glücklich bleiben und seinen Job behalten will.
    Ich zuckte die Schultern und ging zur Flughafenbar. Die letzten Tage waren so hektisch gewesen wie die Generalprobe einer Broadway-Show. Alles, was ich jetzt brauchte, waren ein anständiges Besäufnis und ein paar Tage Urlaub; Donovan konnte den Laden solange allein schmeißen. Nun, da unser Wundermann unterwegs war nach Deutschland, konnten wir ohnehin nichts tun als Däumchen drehen und hoffen, daß den Führer mit Gottes und Robert F. Johnsons Hilfe der wohlverdiente Schlag treffen würde.
     
    Das Zimmertelefon klingelte immer noch. Ich stöhnte und tastete im Halbdunkel auf dem Nachttisch herum, bis ich den Hörer zu fassen bekam. Das Mädchen neben mir seufzte leise im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite, ohne aufzuwachen. Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar und eine Menge Sommersprossen. Ich erinnerte mich vage, sie am Abend zuvor in irgendeiner Bar getroffen zu haben.
    „Ich dachte schon, du nimmst überhaupt nicht mehr ab.“ Donovan, natürlich. In der Leitung rauschte und knisterte es, als säße er direkt neben einem Wasserfall, aber selbst durch diesen Lärm war sein irischer Akzent unverkennbar.
    Ich sah auf die Uhr. „Hör mal, Pat, es ist Sonntag, es ist halb acht Uhr morgens, und ich bin im Urlaub. Außerdem versuche ich gerade meinen Kater auszuschlafen.“
    „Hier in Washington ist es halb zwölf. Obwohl ‚fünf vor zwölf wahrscheinlich passender wäre“, sagte Donovan ohne eine Spur von Mitleid. Schöne Freunde hatte man. „Und nun schenk der Lady zehn Dollar, zieh dich an und nimm die erste Maschine nach Osten, die du kriegen kannst. Rasieren kannst du dich noch im Flugzeug.“
    „Ist es so wichtig?“
    „Es ist so wichtig.“
    Ich stöhnte noch einmal und schüttelte mit der freien Hand eine Zigarette aus dem zerknüllten Päckchen auf dem Nachttisch. „Das Jonas-Projekt, richtig?“
    Das sommersprossige Mädchen bewegte sich unruhig und gähnte.
    Ich sah, daß sie jetzt auch wach war. Sie war wirklich verdammt hübsch; wenn ich mich bloß an ihren Namen erinnern könnte …
    „Steve, hörst du mir überhaupt zu?“
    „Aber sicher hör ich dir zu. Du bist in Washington, es ist was mit dem gottverdammten Jonas-Projekt, und du gibst dir gerade alle Mühe, mir den Urlaub zu versauen. Mach’s kurz bitte, ich habe eine Menge Schlaf nachzuholen.“
    „Schön für dich“, sagte Donovan spöttisch. „Also paß auf: Vorhin haben die Mathematiker bei mir angerufen. Sie haben diesen ganzen Formelkram noch mal überprüft und dabei auch die Zwischenfälle auf der Ranch berücksichtigt. Sie sagen, sie haben einen Fehler gemacht.“
    „Ach du liebe Scheiße“, sagte ich. „Können die denn überhaupt nichts richtig machen?“
    Das schwarzhaarige Mädchen gähnte noch einmal und grinste mich an. „Männer“, sagte sie verächtlich. „Könnt Ihr eigentlich nie aufhören, über eure blödsinnigen Geschäfte zu reden? Gib mir wenigstens ’ne Zigarette, ja?“
    Ich deutete stumm auf die Schachtel auf dem Nachttisch, und sie reckte sich über mich hinweg, um daran zu kommen. Ihre Brustwarzen kitzelten mich zwischen den Schulterblättern; es fühlte sich außerordentlich interessant an.
    „… mit anderen Worten“, dozierte Donovan auf der anderen Seite des Kontinents, „sie haben gewisse verborgene Parameter übersehen, deren entscheidender Einfluß auf die Form der Trendfunktion …“
    „Okay, Pat, wir wissen beide, daß du ein unheimlich schlauer Kopf bist, aber versuch bitte nicht mich damit zu beeindrucken, schon gar nicht am Sonntagmorgen. Laß einfach die nächsten hundert Seiten weg und erzähl mir, ob sie sich kriegen.“
    „Was?“
    „Spar dir das

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