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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Präsentierteller anbieten, willst du sie wohl wieder wegschicken? Außerdem könnten sie sich durch uns hindurchfressen.“
    „Wohl kaum. Der Sicherheitsschirm ist eingeschaltet.“
    Robi schüttelte ohne einen weiteren Kommentar den Kopf. Einem Schiff mit Sicherheitsschirm gingen die Dunklen aus dem Weg. Also konnte man sie so natürlich nicht einfangen. Aber Brand wollte diesmal auch keine fangen.
    „Schau mal“, sagte Brand.
    Der Sichtschirm war plötzlich wieder leer. Nichts als vereinzelte Sterne und zwei oder drei versprengte Blinkies mit ihren einsamen roten und blauen Signalen. Der Schwärm war fort. Genauso plötzlich kam er dann wieder ins Bild. Weit fort und immer kleiner werdend, ein schnell schrumpfender Nebel von Lichtern.
    Brand fixierte das Sichtgerät darauf; Robi stellte maximale Vergrößerung ein. Der Nebel dehnte sich aus, bis er den Schirm wieder füllte.
    Die Blinkies waren auf der Flucht vor ihren Feinden. Sie flohen schneller als die Chariot oder sonst ein von Menschenhand erbautes Schiff je geflogen war oder je aus eigener Kraft zu fliegen hoffen konnte. Sie bewegten sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit; schließlich bestanden sie selbst größtenteils aus Licht, aus einer einzigen Zelle und einer mikroskopischen Aura von Energie, die kurze, heftige Stöße sichtbarer Strahlung abgab.
    Trotz der Fixierung und der Vergrößerung war der Sichtschirm knapp eine Sekunde nachdem die Blinkies ihre Flucht begonnen hatten schon wieder leer. Sie waren zu weit und zu schnell geflogen.
    Robi wollte etwas sagen, ließ es aber sein. Statt dessen streckte sie die Hand aus und kniff Brand scharf in den Ellbogen. Auf dem Sichtschirm über ihnen begannen die Sterne sich zu verdunkeln.
    Ein Dunkles kann man nicht eigentlich sehen, aber Brand wußte, woran man sie erkannte, und oft genug hatten sie in seiner Vorstellung und in seinen Träumen vor ihm gestanden. Sie waren größer als die Blinkies, weitaus größer, fast so groß wie ein Mensch: pulsierende Kugeln aus dunkler Energie, die selten in das sichtbare Spektrum überstrahlte, erkennbar nur an den Flocken lebender Materie, die in ihren Sphären eingeschlossen umhertrieb.
    Aber sie machten etwas mit dem Licht, das durch sie hindurchfiel: Sie ließen die Sterne flackern und sich verdunkeln.
    Wie sie sich jetzt auf dem Schirm verdunkelten. Brand schaute ganz genau hin. Flüchtig, ach so flüchtig, glaubte er ein silbernes Aufblitzen zu erhaschen, als eine Flocke Dunkelmaterie das Sonnenlicht einfing und wieder entweichen ließ. Die alte Furcht erwachte und krampfte seinen Magen zusammen. Aber das Dunkle blieb in gehöriger Entfernung; die Sicherheitsschirme waren eingeschaltet.
    Robi schaute zu Brand hinüber. „Auf dem Präsentierteller“, sagte sie. „Es sitzt regelrecht auf dem Präsentierteller. Laß uns doch die Schirme ausschalten und es einfangen. Was kann es denn schaden?“
    Brands Gesicht war kalt. Irrationale Angst wühlte in ihm. „Es weiß Bescheid“, stieß er ohne zu überlegen hervor. „Es ist nicht hinter den Blinkies her. Es spürt, daß um uns etwas Besonderes ist. Ich sage dir, es weiß Bescheid.“
    Sie starrte ihn verwundert an. „Was ist denn mit dir los?“ fragte sie. „Es ist doch nur ein Dunkles. Komm schon, laß mich es einfangen.“
    Brand bekam sich in die Gewalt, wenn auch die Furcht in ihm wach und lebendig blieb, die Hades-Furcht, die Gefährtin des Jägers. Die Dunklen bestanden aus Energie und nährten sich von Materie. Ebenso wie die Blinkies reinigten sie die Grenzbereiche des Sonnensystems von verstreuten Staub- und Gasteilchen. Und durch die Blinkie-Schwärme fuhren sie wie Sensen hindurch und mähten Schneisen der Finsternis in diese Felder aus lebendigem Licht. Fanden sie einen Brocken Nickeleisen, der einsam durch das Nichts taumelte, nun, so war auch das Nahrung. Materie wurde in einem lautlosen, blendenden Aufblitzen zu Energie. Ein sprühendes Festmahl.
    Hundertmal hatte Brand die Furcht bekämpft, wenn er an seinem Computer saß und sich zum Ausschalten seiner Schirme anschickte. Wenn das Schiff entblößt war, wenn die Schirme fort waren, dann entschied nur die unbewußte Laune des Dunklen, ob der Jäger lebte oder starb. Kam das Dunkle langsam heran, bewegte es sich in aller Ruhe auf seine träge stählerne Mahlzeit zu, so blieb der Jäger Sieger. Wenn das Dunkle dicht genug heran war, dann schalteten sie die Sicherheitsschirme wieder ein, und die umschlossen das Schiff wie eine zweite Haut.

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