Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers

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Und weiter draußen bildeten die Fangschirme eine Blase. Das Dunkle war gefangen.
    Wenn aber das Dunkle sich schnell näherte …
    Die Blinkies flogen mit Lichtgeschwindigkeit. Die Dunklen ernährten sich von den Blinkies. Sie flogen schneller.
    Wenn das Dunkle sich schnell bewegte, so gab es keinen Schutz, keine Methode, keine Hoffnung. Weder Mann noch Frau noch Computer konnten dann die Schirme rechtzeitig aufbauen. Viele Jäger starben auf diese Weise. Das Schiff der ersten Hades-Expedition, das keine Schirme besessen hatte, war dutzendfach durchlöchert gewesen.
    „Laß mich es einfangen“, bat Robi wieder. Brand sah sie nur an. Robi war eine Jägerin, wie er ein Jäger war. Sie hatte die Furcht ebenso oft besiegt wie er, und sie hatte Glück. Aber vielleicht würde ihr Glück sie diesmal im Stich lassen.
    Er schnallte sich los, stand auf und sah auf sie nieder. „Nein“, entschied er. „Es ist das Risiko nicht wert. Wir sind zu nahe. Laß das Dunkle in Ruhe. Und hörst du, ändere nicht den Kurs, nicht um einen Meter. Ich gehe zum Engel.“
    „Brand!“ empörte sich Robi. „Geh doch zum Teufel! Und bring ja nicht dieses Ding hier herauf, hast du mich verstanden? Und …“ Aber er war schon fort, ohne sie noch einer Antwort zu würdigen.
    Sie wandte sich wieder dem Sichtschirm zu und beobachtete verärgert das Dunkle.

    Ob er schlief, ob er wachte, es machte keinen Unterschied. Die Vision suchte ihn heim. Man konnte sie einen Traum nennen – oder eine Erinnerung.
    Sie waren zu viert im Inneren der Wechselstation, auf dem Rad der Wiedergeburt. Die Station war ein hell erleuchteter, abgeschirmter Kringel. Um sie herum Schiffe in allen Richtungen – Jagdschiffe mit ihrer Beute, Köderschiffe, wie furchtsame Jäger sie mitschleppten, Frachtschiffe vom Triton, Kurierschiffe von Erde, Mars und Luna mit Botschaften über die Flitzer. Und Geisterschiffe. Hunderte von zerlöcherten, verlassenen Wracks, die wie kalter Schrott den Dschungel füllten.
    Zwischen den Schiffen bewegten sich die Flitzer.
    Die Luftschleuse, wo sie ihre Raumanzüge anlegten, hatte ein Fenster; es war eine große, leere Kammer, ein guter Ort für lange Blicke und Abschiedsgedanken. Brand und Melissa und ein dickes blondes Mädchen namens Canada Cooper hatten dort zusammen gestanden und den Dschungel und die Flitzer draußen betrachtet. Canada hatte gelacht. „Ich hatte wunder was erwartet“, sagte sie. „Dabei sehen sie einfach wie Leute aus, wie blöde, nackte Leute, die im Raum herumhängen.“
    So war es. Einige standen auf den Wracks, aber die meisten schwebten einfach in der Leere, bleich gegen die Sterne, klein und hart und ehrfurchtgebietend. Melissa zählte vierzehn.
    Der Mann von der Regierung hatte sie zur Eile gedrängt. Brand wußte kaum noch, wie er aussah, aber er erinnerte sich an die Stimme, die harte, tonlose Stimme, die sie auf dem ganzen Weg von der Erde bis hierher angetrieben hatte. Sie waren die Kandidaten, die Auserwählten. Sie waren ihrem Traum treu geblieben, sie hatten alle Prüfungen bestanden, und sie waren zwanzig. Das optimale Alter für eine erfolgreiche Verbindung, meinten die Experten. Manche jedenfalls. Adams, der Erst verbundene, war schon fast dreißig gewesen.
    Er erinnerte sich an Melissa, wie sie ihren Anzug anlegte. Sie sah schlank und frisch aus in ihrem weißen Overall mit dem tief heruntergezogenen Reißverschluß und ihrem Kristallanhänger, den die künstliche Schwerkraft der sich drehenden Station zwischen ihren goldbraunen Brüsten festhielt. Ihr Haar war sicher geknotet. Sie hatte es lang gelassen, um seine rotblonde Pracht zwischen den Sternen zu tragen.
    Sie tauschten noch einen Kuß, bevor sie die Helme aufsetzten.
    „Ich liebe dich“, hatte sie gesagt. „Ich liebe dich, was auch geschieht.“ Und er hatte die Worte wiederholt.
    Dann waren sie draußen, sie beide, Canada und der Mann von der Regierung; sie standen auf der Außenhaut der Station und blickten hinunter in die Grube. In die Arena, das Loch im Kringel, den von Energieschirmen umgebenen Mittelpunkt der ganzen Anlage, den Ort, wo Träume in Erfüllung gingen.
    Brand, der junge Brand, hatte lächelnd in die Tiefe geschaut, die ihn erwartete. Dort unten gab es nichts als Sterne. Er würde bis in alle Ewigkeit fallen, aber das machte ihm nichts aus. Die Sterne würden ihnen gemeinsam gehören.
    „Sie zuerst“, hatte der Mann von der Regierung Melissa aufgefordert. Sie funkte einen Kuß zu Brand hinüber und stieß sich