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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Bombe – und wetteiferten darin, wer am spektakulärsten sterben konnte. Wie gewöhnlich gingen die meisten Runden an Steve, weil er am athletischsten war, oder an Tommy, weil er über die größte Phantasie verfügte, und deshalb war dieses Spiel ein bißchen langweilig. Aber für Tommy war es eine willkommene Abwechslung, denn es lenkte seine Gedanken von den Aliens und den Anderen Leuten ab, und es führte sie weiter am Meeresarm entlang. Es drängte ihn danach, an den Strand zu gelangen, ehe es Zeit wurde, nach Hause zu gehen.
    Sie überquerten das Wasser kurz vor einem Eisenbahnrammbock und folgten dem Gleis auf der anderen Seite. Es war eine alte Nebenlinie, die von der Sägemühle und von dem Güterbahnhof in der Stadt herunterführte. Sie war kaum noch befahren und von abgestorbenem Unkraut halb überwuchert, aber noch immer war sie der Schauplatz für ein Dutzend greulicher Geschichten über Kinder, die von Zügen überfahren und in Stücke geschnitten worden waren, und soviel Wahres war an diesen Geschichten, daß die meisten Eltern ihren Kindern verboten hatten, in der Nähe des Gleises zu spielen. Infolgedessen war die Eisenbahnstrecke naturgemäß der einzige Weg, den man nahm, wenn man zum Strand hinunter wollte. Steve führte sie mitten auf das Gleis. Er behauptete, er würde die warnenden Vibrationen der Schienen spüren können, ehe ein Zug tatsächlich herankommen könnte, obgleich er sich dessen insgeheim nicht so sicher war. Nur Tommy machte es wirklich nervös, über die Schienen zu laufen, aber er zwang sich dazu und versuchte, die Gedanken an zerfetztes Fleisch niederzukämpfen. Sie sprangen von Schwelle zu Schwelle und taten so, als wären die Zwischenräume tiefe Abgründe, und Tommy erkannte, plötzlich zum ersten Mal, daß Eddie und Bobbie zu phantasielos waren, um Angst zu haben, und daß Steve es tun mußte, um zu beweisen, daß er der Anführer war. Tommy zwinkerte, und verschwommen begriff er, daß er es tat, weil er mehr Angst davor hatte, sich zu fürchten, als vor irgend etwas anderem, aber dies war eine Vorstellung, die er nicht in Worte fassen konnte. Zunächst zog sich das Bahngleis neben den grasbewachsenen Hügeln eines Golfplatzes dahin, aber schon bald schob sich der Wald zu beiden Seiten heran und bildete einen dichten Tunnel aus Bäumen, und Gras und vermoderndes Laub hatte sich hüfthoch um die Telefonmasten geschichtet, die sich in einer Kette neben dem Gleis erhoben. Im Innern des Tunnels war es dunkel, und die Luft war erfüllt von einem trockenen, spukhaften Rascheln. Sie beschleunigten ihren Schritt, und jetzt war Tommy der einzige, den es nicht gruselte. Er kannte alles, was es im Wald gab – er wußte, welche der Anderen Leute welche Geräusche machten und wie gefährlich sie jeweils waren. Die Züge bereiteten ihm viel größere Sorgen. Die Bahnlinie führte sie zu der Landzunge, die das hintere Ufer der Bucht bildete, über die Landzunge hinweg und hinunter zum Meer. Hier verließen sie das Gleis, das im Bogen zur Stadt hinaufführte, und wanderten hinaus an die Spitze der Landzunge, die an drei Seiten von der See umgeben war. Das Wasser war grau und kalt, es sah aus wie ein schweres, stumpfes Metall in flüssiger Form. Es war mit einem wütenden Muster von kleinen weißen Spitzen bestickt, und in der Ferne bahnte sich ein Hafenschlepper seinen Weg durch die rauhe See draußen im Tiefwasserkanal. Draußen lagen ein paar zerklüftete Felseninseln, trotzig zusammengeduckt, während die hochaufschäumende Gischt der Brandung an ihren Flanken aufspritzte, und dahinter markierte eine tiefer und kälter gefärbt Linie den Anfang des offenen Nordatlantik. Danach kam nichts als eisiges, leeres Wasser, das sich über zweitausend Meilen erstreckte, bis man wieder auf Land stieß, und dann war man in Frankreich.
    Während sie zum steinigen Strand hinunterschlenderten, begann Bobbie eine wirre, unglaubwürdige Geschichte zu erzählen, die davon handelte, wie er einmal, als er mit seinem Vater zum Tauchen gegangen war, mit einem riesigen Kraken gekämpft hatte. Die anderen Kinder hörten ihm uninteressiert zu. Bobbie war ein mürrischer, unangenehmer Junge, vielleicht deshalb, weil sein Vater ein notorischer Trinker war, und seine Geschichten waren entweder langweilig oder beklemmend widerlich. Diese hier war beides. Endlich sagte Eddie: „Hast du nicht. Du hast nichts davon gemacht. Dein Vater kann nicht mal stehen, sagt mein Vater. Wie soll er denn da schwimmen?“ Sie

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