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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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plötzlichen Wutausbruch. „Das ist alles Quatsch! Denen entkommt man nicht. Sie haben ihn fertiggemacht, und zwar gründlich. Sie haben ihn geschnappt und ihm die Gedärme aus dem Leib geballert. Sie haben ihn in Klumpen geschossen!“ Er verstummte, wandte den Kopf ab und wich Tommys Blicken aus. Steve war in mancherlei Hinsicht ein verbitterter Junge. Im allgemeinen war er gutmütig, aber gelegentlich neigte er zu finsteren Wutausbrüchen, die ihn danach auf Stunden hinaus mit dumpfer Verlegenheit erfüllten. Sein Vater war vor zwei Jahren im Krieg in Bolivien gefallen.
    Tommy beobachtete Steve, und plötzlich wurde ihm kalt. Seine Erregung verflog, und an ihre Stelle trat wieder das dunkle Empfinden, das etwas Schlimmes geschehen würde, dem er nicht aus dem Weg gehen konnte. Er fühlte sich elend und ausgehöhlt, und der Wind drang ihm auf einmal bis ins Mark, obwohl er ihn bisher überhaupt nicht gespürt hatte. Er schauderte.
    „Ich muß nach Hause zum Abendessen“, sagte Eddie schließlich, nachdem alle eine Weile geschwiegen hatten, und Bobbie und Steve pflichteten ihm bei. Die Sonne hing wie ein glasiges rotes Auge über dem Horizont, aber wenn sie jetzt gingen, konnten sie es noch rechtzeitig schaffen – sie konnten direkt über die Uferstraße zurückgehen und würden so nur ein Drittel der Zeit brauchen, die sie für den Hinweg gebraucht hatten. Sie sprangen hinunter auf den Sand, aber Tommy rührte sich nicht – er blieb oben auf dem Felsen.
    „Kommst du?“ fragte Steve. Tommy schüttelte den Kopf. Steve zuckte die Achseln und errötete in neuerlicher Verlegenheit. Dann wandte er sich ab.
    Die drei Jungen wanderten den Strand hinauf auf die Straße zu. Bobbie und Eddie warfen hin und wieder einen Blick zurück zu Tommy, aber Steve drehte sich nicht mehr um.
    Tommy sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren. Er war nicht wütend auf Steve – er hatte nur noch etwas vor. Er wollte mit einem Thant reden, und dies war eine der „Stellen“, zu denen sie kamen und wo sie sich mit ihm treffen würden, vorausgesetzt, er war allein. Und er mußte jetzt mit einem von ihnen reden, denn es gab sonst niemanden, mit dem er über gewisse Dinge hätte reden können. Keinen Menschen jedenfalls.
    Er wartete eine Dreiviertelstunde lang, während die Sonne hinter dem Horizont versank und Licht und Wärme aus der Welt verschwanden. Der Thant kam nicht. Schließlich gab er auf und stand einfach da, in ungläubiger Verzweiflung. Er würde nicht kommen. Das war noch nie geschehen, nicht, wenn er allein an einer der „Stellen“ war – es war noch nie geschehen.
    Es war beinahe Nacht. Frierend stand Tommy auf seinem Felsen und sah gerade rechtzeitig hoch, um einen einzelnen Jet zu sehen, der sehr hoch und schnell flog und eine weiße Narbe in den verblassenden, blutenden Kadaver des Sonnenuntergangs riß. Erst jetzt, zum erstenmal seit Stunden, fiel ihm der Brief von Miß Fredricks ein, der in seiner Tasche steckte.
    Und als hätte jemand ein Band zerschnitten, sprang er von seinem Felsen und rannte den Strand hinauf.
     
    Am späten Nachmittag des ersten Tages waren eine Panzerdivision und eine Infanteriedivision mit unterstützender Artillerie rund um den Landeplatz im Delaware-Tal in Stellung gegangen, und hoch oben flogen Düsenjäger von der McGuire Air Force Base ihre Patrouilleneinsätze.
    Längs der Küste hatte eine massive Mobilmachung stattgefunden und man hatte Truppen in Marsch gesetzt, die Washington und New York im Falle feindlicher Aktivitäten verteidigen sollten. Bomber des Strategie Air Command unter USADCOM-Befehl waren auf näher am Landeplatz gelegene Einsatzbasen verlegt worden und füllten jetzt McGuire AFB sowie die unter Kriegsrecht gestellten Flughäfen John F. Kennedy, Port Newark und außerdem Logan International in Boston, der als Nachschubbasis diente. Der gesamte Zivil verkehr entlang der Küste war eingestellt worden. Pioniere der Armee rissen die leerstehende Autowerkstatt ab und planierten das ganze Gelände in einem Radius von zweihundert Metern rund um das fremde Raumschiff. Sodann wurde ein doppelter Ring von Panzerfahrzeugen gebildet, hinter dem die Infanterie Stellung bezog, während die Artillerie sich eine halbe Meile entfernt eingrub. Als es dämmerte, wurden starke Batterien von Klieg-Scheinwerfern an der Peripherie des Kreises aufgestellt. Ähnliche Vorbereitungen waren auch an den Landeplätzen in Ohio und Colorado im Gange.
    Als das Militär seine

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