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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Fett wirklich weg. Scheiße!“ sagte Eddie begrüßend zu Tommy. Steve grinste, und Bobbie sagte: „Miss Fredricks hat’s ihm ganz schön gegeben. Junge!“ Tommy nickte und errötete in dumpfer Verlegenheit. „Wartet bloß, bis er nach Hause kommt“, meinte Steve weise. „Von seiner Mutter kriegt er’s auch noch.“ Sie stießen ihm die Ellbogen in die Rippen, während sie den Schulhof verließen, und ihr Grinsen wurde immer breiter. Tommy nahm es mit stoischer Gelassenheit hin, wie man es von ihm erwartete, und nach einer Weile begann er sich irgendwie besser zu fühlen. Allmählich ließ das Gefeixe nach, und schließlich sagte Steve: „Um die mußt du dich nicht kümmern. Die ist doch bloß eine beschissene alte Tante“, und alle nickten zustimmend und voller Mitgefühl.
    „Sie ist mir auch egal“, antwortete Tommy, aber in seinem Magen lag immer noch ein Eisklumpen, der einfach nicht schmelzen wollte. Für die anderen war der Zwischenfall damit ausgestanden – sie hatten ihren Kommentar dazu gegeben, und die Sache existierte nicht mehr. Aber für Tommy war es immer noch eine sehr gegenwärtige, äußerst lebendige Kraft, und ihre Konsequenzen erstreckten sich vor ihm. Er fühlte, wie eine drohende, bleischwarze Finsternis über seinen persönlichen Horizont herauf gekrochen kam. Er bohrte die Hände in die Taschen und kreuzte die Finger, um das Unglück fernzuhalten. Falls es noch fernzuhalten war.
    „Na ja, macht nichts“, sagte Bobbie mit betonter Verachtung. „Wollt ihr wissen, was ich gehört habe? Die Weltraumwesen sind gelandet.“
    „Machst du Witze?“ fragte Steve mißtrauisch.
    „Kein Witz. Ehrlich. Die Leute aus dem Weltraum sind hier. Sie sind unten in New York. Da ist eine irre große Fliegende Untertasse und alles.“
    „Woher weißt du das?“ wollte Eddie wissen.
    „Ich habe in der Pause am Lehrerzimmer gelauscht. Sie waren alle drinnen und hatten den Fernseher laufen. Und da hat es geheißen, daß eine Fliegende Untertasse gelandet ist. Und Mr. Brogan sagt, er hofft, daß keine Monster drin sind. Monster! Junge!“
    „Scheiße“, murmelte Steve zynisch.
    „ Monster. Könnt Ihr euch das vorstellen? Ich wette, die sind riesengroß und so, ich meine, wirklich – so an die fünfzig Meter, versteht ihr? Wirklich riesengroße, häßliche Monster, und sie haben nur ein Auge und Tentakeln und so weiter. Ich meine, richtig schuppig, und sie haben Strahlenpistolen und das ganze Zeug. Und sie werden uns alle umbringen.“
    „Scheiße“, wiederholte Steve, diesmal entschiedener, aber keiner sagte etwas darauf.
    So sind sie nicht, dachte Tommy. Er wußte nicht, wie sie waren, er konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, aber er wußte, daß sie so nicht waren. Das Thema beunruhigte ihn, es bereitete ihm Unbehagen, und er wünschte sich, sie würden aufhören, darüber zu reden.
    Lustlos beteiligte er sich an der Unterhaltung und versuchte, nicht zuzuhören.
    Irgendwann zwischendurch hatten sie stillschweigend beschlossen, zum Strand hinunterzugehen. Eine Zeitlang ergingen sie sich in Erörterungen über die Aliens, wobei sie hauptsächlich das variierten, was schon gesagt worden war.
    Alle, sogar Steve mit seinem ausgeprägten Zynismus, glaubten an die Existenz der Monster. Sie hofften glühend auf Monster, mochten sie auch feindselig sein, denn so etwas würde alles, was sie wußten, und alles, was ihre Eltern ihnen erzählt hatten, widerlegen. Das ganze Gerede über die Monster führte dazu, daß sie sie schließlich darstellten, und unvermittelt befanden sie sich in einem Theaterstückchen, mit Charakteren und einem Plot und begleitet von einem kontinuierlichen Erzählkommentar des Anführers. Zumeist war Tommy der Anführer bei diesen Spielen, aber er war immer noch niedergeschlagen und mit seinen Gedanken woanders, so daß die Spielleitung, ebenfalls stillschweigend, an Steve fiel, der sie durch ein geradliniges, unkompliziertes Spiel voller action führte, recht zufriedenstellend, aber ohne die Motivationen, ohne die Details und ohne thematischen Kontrapunkt, wie Tommy sie gewöhnlich mit seiner eher barocken Phantasie einflocht.
    Die Hälfte von ihnen wurde zu Aliens, die andere Hälfte zu Soldaten, und gegen Ende des Nachmittags schossen sie einander mit Laserstrahlen zwischen den Felsen zu Boden.
    Tommy spielte mit unbeteiligter Wildheit. Er rannte umher, richtete den Finger auf die anderen, machte fftttzzz und schrie ausgelassen: „Du bist tot! Du bist tot!“ Aber er

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