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Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition)

Titel: Kopf Geld Jagd: Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Ich war nicht wirklich sauer, aber ich hatte keine Lust, für die Schmiermaxe der Sampson-Familie den Clown zu spielen. Also verpasste ich ihm einen gut abgemessenen zärtlichen Klaps auf sein weiches Kinn, woraufhin er völlig ausgezählt war. Die ebenfalls bekifften Typen sahen mich an, als sei ich King Kong, und brachen dann in brüllendes Gelächter aus und klatschten Beifall. Nachdem Rich sich wieder aufgerappelt hatte, umarmten wir uns, dann machte der letzte Joint die Runde und wir fielen über die letzten Budweiser her.
    Ich war – was Wunder bei der »Erziehung«, die ich genossen hatte – nicht besonders gut darin, den Kontakt mit diesen einnehmenden Menschen zu wahren, nachdem ich nach Europa zurückgekehrt war. Die Fähigkeit, die Menschen zu vergessen, die mir am nächsten standen, und zu neuen Ufern aufzubrechen, sollte mir die meiste Zeit meines Lebens erhalten bleiben. Ich hatte immer Probleme mit Nähe und Beziehungspflege. Trennung war fast nie ein Problem.
    In meinem Abschlussjahr traf ich einen einflussreichen Recruiter von Harvard, der für die Universität sportlich Hochbegabte im Mittleren Westen aufspürte. Ich hatte kaum von Harvard gehört, wusste aber, dass mehrere Unis komplette kombinierte Sport-Studium-Stipendien vergaben. Harvard bot nicht einmal an, mir unter der Hand eine nennenswerte Summe zu zahlen, damit ich ihr Angebot in Betracht ziehe. 10.000 Dollar für einen No-show-Job für den Sommer schien ihnen ein fremdes Konzept zu sein. Tatsächlich schien der Recruiter beleidigt, als ich das Thema anschnitt. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, würde ich nicht einmal eine Garantie über meine Aufnahme erhalten, sollte drei Zulassungstests machen, eine TOEFL-Prüfung ablegen (einen Englischtest für Fremdsprachler) und drei Leistungstests absolvieren. Außerdem hatte ich bereits eine Absichtserklärung der National Collegiate Amateur Association für ein komplettes Basketballstipendium der Universität von Oakland unterschrieben. Der Harvard-Typ fand das nicht sehr lustig und dachte, ich würde ihn verarschen.
    »Wer, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde an so eine Uni gehen?«, dachte ich. Dann erzählte ich meinem Vater von Harvard und dem Recruiter. Unsere Beziehung hatte sich über 5.000 Meilen Entfernung erheblich verbessert. Er bot mir an, die Studiengebühren für Harvard zu bezahlen, falls ich dorthin ging. Anders als der Wunsch meiner Schwester, Psychologie zu studieren, über den er nie erfreut war, weil er fand, das werfe ein schlechtes Licht auf ihn, bedeutete ein Sohn, der in Harvard studierte, Statusgewinn. Kein Wunder, dass er bereit war zu zahlen, trotz der Tatsache, dass das Studium sehr teuer war. Der Dollar war damals noch eine echte Währung.
    Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits mehrere andere Unis besucht und eine Reihe Sportler kennengelernt, die über ein Stipendium an die Uni gekommen waren. Die Erfahrung war alarmierend. Die Hälfte der Typen konnte nicht einmal ihren eigenen Namen buchstabieren, Prüfungsnoten wurden verschenkt, nicht verdient und jeder, der größer war als 1,90 Meter, schien im Hauptfach Kommunikationswissenschaft oder Sporterziehung zu studieren. Ich kam zu dem Schluss, dass jemand, der »Kommunikationswissenschaft« nicht ohne Schwierigkeiten aussprechen konnte, es auch nicht als Hauptstudienfach wählen sollte. An der Universität von Detroit, San Diego State oder Oakland Basketball zu studieren war keine Option, falls das eigene Gehirn mehr als drei funktionierende Gehirnzellen hatte. Meines hatte damals vier, insofern schied ich aus.
    Ich hatte die letzte Chance für den Leistungstest verpasst und konnte mich 1977 daher nicht in Harvard bewerben. Also musste ich irgendwo für ein Jahr parken. Deutschland war zu trist und England zu steif, also beschloss ich, die Amerikanische Universität in Paris zu besuchen. Vielleicht, weil ich mit 15 meine Jungfräulichkeit bei einer untersetzten, aber charmanten Pigalle-Straßenhure verloren hatte, vielleicht, weil das Ausfüllen des Bewerbungsformulars für das Studienfach Politikwissenschaften nur eine Stunde dauerte, vielleicht, weil ich auf einige angenehme Einnahmen eines professionellen Basketballklubs schielte oder vielleicht, weil mir der Existenzialismus gefiel und ich Chateaubriand und das Pariser Kabarett Crazy Horse mochte: Egal was es war, es war mit Sicherheit sexier, als mit elf anderen geistig Minderbemittelten im Hauptfach Basketball zu studieren.
    Es war sensationell.

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