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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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bißchen.«
    »Was ist mit Cecilia? Was sagen Sie ihr?«
    »Das weiß ich noch nicht. Mir fällt schon was ein.«
    »Die wird Ihnen die Ohren vollquasseln. Im Grunde konnte sie mich nie leiden. Egal, worin Toms Probleme bestanden haben mögen, sie wird mich zur Schuldigen abstempeln, wenn sie kann. Bei seinem Bruder ist es das gleiche. Macon hat Tom ständig um irgend etwas gebeten — einen Kredit, einen Rat, ein gutes Wort für ihn im Büro. Wenn ich nicht eingeschritten wäre, hätte er Tom ausgesaugt. Tun Sie mir einen Gefallen: Nehmen Sie nicht alles, was die beiden sagen, für bare Münze.«
    Die Verdrossenen sind ideal. Sie erzählen einem alles, dachte ich.
    In der Küche angelangt, hängte Selma ihren Pelzmantel auf eine Stuhllehne. Ich sah ihr zu, wie sie die Lebensmittel auspackte und alles verstaute. Ich hätte ihr ja geholfen, doch sie lehnte mein Angebot mit der Begründung ab, daß es schneller ginge, wenn sie es selbst machte. Die Küchenwände waren hellgelb gestrichen und der Fußboden mit nahtlos verlegtem, weiß-gelbem Linoleum bedeckt. Eine gepolsterte Eßecke aus Chrom und gelbem Plastik füllte eine Nische mit einem Erkerfenster, das mit — ich äugte genauer hin — künstlichen Pflanzen geschmückt war. Sie wies mir einen Platz auf der anderen Seite des Tischs an, faltete die Tüte ordentlich zusammen und legte sie in ein Regal, das bereits von anderen Einkaufstüten überquoll.
    Dann ging sie an den Kühlschrank und öffnete ihn. »Was nehmen Sie in Ihren Kaffee? Ich habe Haselnuß-Kaffeeweißer oder ein bißchen Halb-und-halb.« Sie nahm eine kleine Milchtüte heraus und schnüffelte forschend am Ausgießer. Sie verzog das Gesicht und stellte die Tüte in die Spüle.
    »Schwarz ist mir recht.«
    »Ganz sicher?«
    »Ehrlich. Kein Problem. Ich bin nicht wählerisch«, sagte ich. Ich zog die Jacke aus und hängte sie an meine Stuhllehne, während Selma zwei Kaffeebecher, die Zuckerdose und einen Löffel für sich selbst holte.
    Sie schenkte Kaffee ein und stellte die gläserne Kanne wieder auf die Heizplatte der Kaffeemaschine. Ihre Absätze klapperten auf dem Fußböden, wenn sie im Raum hin und her ging. Ihre Energie strahlte einen Anflug von Nervosität aus. Sie setzte sich wieder und zückte auf der Stelle ein kleines goldenes Dunhill-Feuerzeug, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. Sie inhalierte tief. »Wo wollen Sie anfangen?«
    »Ich dachte, ich beginne mit Toms Arbeitszimmer. Vielleicht ist die Lösung ja ganz einfach und liegt offen herum.«

3

    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, mich durch Tom Newquists unerträglich schlampiges Arbeitszimmer zu wühlen. Ich überspringe die ermüdende Liste von Unterlagen, die ich durchsah, Akten, die ich sortierte, Schubladen, die ich ausleerte, und Quittungen, die ich nachprüfte, um irgendeinen Hinweis auf seine Probleme zu finden. In meinem Bericht gegenüber Selma übertrieb ich das Ausmaß meiner Bemühungen (leicht), damit sie zu schätzen wußte, was man heutzutage für fünfzig Dollar die Stunde bekam. Binnen zweier Stunden hatte ich es geschafft, mich durch die Hälfte dieses Durcheinanders zu kämpfen. Was auch immer Tom belastet hatte, er hatte — jedenfalls bis jetzt — ausgesprochen wenig an Hinweisen hinterlassen.
    Offenbar bewahrte er zwanghaft jeden Zettel auf, aber wie auch immer sein Ordnungssystem funktionierte, der Haufen, den er zurückgelassen hatte, war bestenfalls chaotisch zu nennen. Sein Schreibtisch war ein Wirrwarr von Aktendeckeln, Briefen, bezahlten und unbezahlten Rechnungen, Einkommensteuerformularen, Zeitungsartikeln und Unterlagen über Fälle, an denen er arbeitete. Die Schichten waren dreißig bis vierzig Zentimeter dick, und manche Stapel kippten bereits seitlich in die anderen Stapel hinein. Vermutlich wußte er, wo er fand, was er jeweils suchte. Dennoch war die Aufgabe, vor der ich stand, gewaltig. Vielleicht hatte er sich eingebildet, er hätte das Durcheinander im Handumdrehen sortiert und gebändigt. Wie die meisten Schlamper glaubte er wahrscheinlich, das Kuddelmuddel sei nur vorübergehend und er stünde kurz davor, all seine Papiere ordentlich zu sortieren. Leider hatte ihn der Tod überrascht, und nun lag es an mir, aufzuräumen. Ich nahm mir vor, sobald ich nach Hause kam, meine Unterwäsche zu sortieren.
    In der untersten Schublade seines Schreibtischs fand ich einiges von seinen Utensilien — Handschellen, Gummiknüppel und die Taschenlampe, die er dabeigehabt haben mußte.

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