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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Ermittler vom Sheriffbüro und einem Ermittler der Staatsanwaltschaft von Nota County. Die gerichtsmedizinische Autopsie wird dann in der »Großstadt« von einem Pathologen vorgenommen, der jeden Monat mehrere Autopsien in Mordfällen durchführt und mehrmals im Jahr vor Gericht geladen wird, um dort auszusagen. Da es in Nota County nur etwa alle zwei Jahre einen Mord gibt, ist es dem Leichenbeschauer lieber, wenn bei Autopsien und gerichtlichen Aussagen eine unabhängige Stelle ihr Fachwissen beisteuert.
    Das Bestattungsunternehmen Kirchner & Sons schien früher einmal ein privates Wohnhaus gewesen zu sein, das vermutlich in den zwanziger Jahren gebaut worden war, während der Ort darum herum wuchs. Es war im Tudor-Stil gehalten und hatte eine Fassade aus blaßroten Backsteinen mit dunkelgestrichenen hölzernen Zierleisten. Dünnes, kaltes Sonnenlicht brach sich in den bleiverglasten Fenstern. Das Gras auf den umliegenden Wiesen war so matt und spröde wie braunes Plastik, nur die Stechpalmen verliehen der Landschaft noch etwas Farbe. Ich konnte mir vorstellen, wie das Haus früher einmal auf einem stattlichen Stück Land gestanden hatte, doch nun war das Grundstück geschrumpft, und rechts und links davon hatte sich Gewerbe angesiedelt: eine Immobilienfirma und ein bescheidenes Ärztehaus.
    Trey Kirchner kam in den Empfangsbereich heraus, als er mich hörte, und streckte mir zum Gruß die Hand entgegen, während er sich vorstellte. »Trey Kirchner«, sagte er. »Selma hat angerufen und mir gesagt, daß Sie heute kämen. Erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Millhone. Kommen Sie doch mit in mein Büro, dann können wir besprechen, wie ich Ihnen weiterhelfen kann.«
    Kirchner war Mitte Fünfzig, groß und breitschultrig und hatte eine Taille, die nur wenig schlaffer war als vermutlich vor zehn Jahren. Seine Haare waren von einem hellen Grau, seitlich gescheitelt und um die Ohren kurz geschnitten. Sein Lächeln war einnehmend und rief konzentrische Falten auf beiden Seiten seines Mundes hervor. Er trug eine Brille mit großen Gläsern und einer dünnen Metallfassung. Seine Augenwinkel sackten leicht ab und erzeugten irgendwie einen Ausdruck tiefsten Mitgefühls. Sein Anzug saß knapp, war perfekt gebügelt, und sein Hemd sah frisch gestärkt aus. Seine Krawatte war konservativ, aber nicht düster. Alles in allem bot er ein Bild tröstlicher Kompetenz. Er hatte etwas Solides an sich: ein Mann, der von Natur aus so aussah, als könne er sämtliche vom Tod hervorgerufenen Gefühle wie Schmerz, Verwirrung und Wut auffangen.
    Ich folgte ihm einen langen Flur entlang in sein Büro, das wohl früher als Eßzimmer gedient hatte. Der Teppich war blaß und der Holzboden zur Farbe gelaugter Kiefer gebeizt. Die Vorhänge waren beige, aus Seide oder Schantung, jedenfalls ein schimmernder Stoff. Leichenhallendekor beinhaltet oft eine Wandtäfelung und darüber Bilder, auf denen sanfte Berglandschaften zu sehen sind, immergrüne Wälder mit Wegen, die sich zwischen den Bäumen hindurchwinden. Hier lag eine Aquarellwelt vor mir: pastellfarbene Himmel voller Wolken und die Andeutung eines Lüftchens, das die Wipfel der Tapetenbäume streifte. Auf beiden Seiten des Flurs befanden sich in regelmäßigen Abständen breite Schiebetüren, die offenstanden und den Blick auf die Aufbahrungsplätze freigaben, allerdings ohne Bewohner und leer, abgesehen von mehreren Reihen grauer Klappstühle aus Metall und ein paar Farnen in Töpfen. Die Luft war frisch und durchzogen von Nelkenduft, obwohl keine Blumen zu sehen waren. Vielleicht war es irgendein merkwürdiger Duftstoff für Leichenhallen, der durch die Klimaanlage geblasen wurde. Die gesamte Umgebung schien auf schlafwandlerische Ruhe ausgerichtet.
    Das Büro, das wir betraten, war offenbar für Publikumsverkehr bestimmt, da kein Buch, kein Aktenordner und kein Blatt Papier zu sehen waren. Ich nahm an, daß Kirchner woanders im Haus ein Büro hatte, wo die wirkliche Arbeit erledigt wurde. Irgendwo außer Sichtweite mußten sich auch die Utensilien für die Autopsien befinden: Kameras, Röntgengeräte, ein rostfreier Stahltisch, Knochensäge, Skalpell und Hängewaage. Der Raum, in dem wir uns aufhielten, war so fad wie Pudding — kein Formalingeruch, keine trüben Deckelgläser voller Organschnipsel — und lieferte keinen Hinweis auf die Vorgänge, mittels deren eine Leiche zur Verbrennung oder Beerdigung vorbereitet wird.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er und zeigte auf zwei identisch

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