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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schmollte und grollte sie, bis er nachgab und es für sie besorgte. In meinen Augen war es erbärmlich. Tom tat, was er konnte, aber es war einfach unmöglich, sie glücklich zu machen.«
    Ich sagte: »Du liebe Güte!« So rede ich immer in solchen Situationen. Doch mir fiel beim besten Willen nicht ein, wie ich nun weitermachen sollte. »Er war ein gutaussehender Mann. Ich habe drüben ein Bild von ihm gesehen«, fuhr ich anbiedernd fort.
    »Er war ausgesprochen attraktiv. Warum er Selma geheiratet hat, war mir ein Rätsel. Und dann noch dieser Sohn!« Cecilia zog den Mund zusammen wie einen Tabaksbeutel. »Brant war mir vom ersten Moment an zuwider. Er hatte eine Ausdrucksweise wie ein Fernfahrer und war maßlos frech. Widerworte und Unverschämtheiten! So was haben Sie noch nie gehört. War auch in der Schule schlecht. Hatte Probleme mit seinem Temperament und dem, was sie seine >Reizkontrolle< nannten. Selma hielt ihn natürlich für einen Heiligen. Sie ließ kein Wort der Kritik durchgehen, egal, was er anstellte. Der arme Tom war der Verzweiflung nahe. Ich glaube, irgendwie hat er es schließlich geschafft, den Jungen zur Vernunft zu bringen, aber ohne ihre Hilfe.«
    »Sie hat erwähnt, daß Brant als Sanitäter arbeitet. Das ist doch ein verantwortungsvoller Beruf.«
    »Ja, das stimmt wohl«, räumte sie widerwillig ein. »Wurde auch Zeit, daß er Fuß faßt. Das können Sie Tom zugute halten.«
    »Wissen Sie zufällig, wohin Tom an jenem Abend wollte? Soweit ich weiß, wurde er ein Stück außerhalb des Orts gefunden.«
    »Eineinhalb Kilometer nördlich von hier.«
    »Er ist nicht kurz bei Ihnen vorbeigekommen?«
    »Ich wünschte, er hätte es getan«, sagte sie. »Ich war zu Besuch bei einer Freundin drunten in Independence und bin erst kurz nach Viertel nach zehn oder so wieder hier gewesen. Ich habe den Krankenwagen vorbeifahren sehen, hatte aber keine Ahnung, daß er für Tom bestimmt war.«

4

    Am Dienstagmorgen um neun suchte ich das Büro des Leichenbeschauers von Nota County auf. Ich hatte in der Nacht zuvor nicht gut geschlafen. Die Hütte war schlecht isoliert und die Nachtluft frostig. Ich hatte den Thermostat auf 21 Grad aufgedreht, doch er tat nichts, als sich nutzlos ein- und wieder auszuschalten. Mit Jogginghose, Rollkragenpullover und einem Paar dicken Socken war ich ins Bett gekrochen. Die Matratze war so schwammig wie ein Trog Lehm. Ich rollte mich unter einer Daunendecke, einer Steppdecke und einer Wolldecke zusammen, beschwert von meiner massigen Lederjacke. Gerade als mir warm wurde, kündigte meine Blase an, daß sie ihre maximale Füllmenge erreicht hatte und meiner sofortigen Aufmerksamkeit bedurfte, da sonst ein nasses Bett die Folge wäre. Ich versuchte, diese Unannehmlichkeit zu ignorieren, merkte jedoch, daß ich kein Auge zutun würde, wenn ich der Botschaft keine Beachtung schenkte. Bis ich wieder unter die Decken schlüpfte, war sämtliche Wärme daraus verschwunden, und ich sah mich gezwungen, erneut die Kälte zu ertragen, bis ich einschlief.
    Als ich um sieben Uhr aufwachte, fühlte sich meine Nase an wie ein Eis am Stiel, und mein Atem zeichnete sich in Wölkchen gegen das matte Morgenlicht ab. Ich duschte unter lauwarmem Wasser, trocknete mich fröstelnd ab und zog mich hastig an. Dann trabte ich die Straße zum Rainbow Café hinunter, wo ich mir ein weiteres Frühstück gönnte, bei dem ich Orangensaft, Kaffee, Würstchen und mit Butter und Sirup getränkte Pfannkuchen vertilgte. Ich sagte mir, daß ich den vielen Zucker und das Fett brauchte, um meine erschöpften Reserven wieder aufzufüllen, doch in Wirklichkeit tat ich mir leid, und das Essen war die einfachste Form von Trost.
    Das Büro des Leichenbeschauers lag in einer Seitenstraße mitten im Ort. Der Leichenbeschauer ist in Nota County ein auf vier Jahre gewählter Beamter, der in diesem Fall zugleich als Bestatter für die einzige Leichenhalle des Bezirks fungierte. Nota County ist klein: Gerade einmal fünftausend Quadratkilometer umfassend, liegt es wie ein Nachsatz zwischen Inyo und Mono County. Der Leichenbeschauer William Kirchner III, allgemein Trey genannt, hatte die Position bereits seit zehn Jahren inne. Da keine formelle gerichtsmedizinische Ausbildung verlangt war, wurden alle Autopsien von einem Gerichtspathologen vorgenommen, der beim County unter Vertrag stand.
    Wenn im Landkreis ein Mord geschieht, übernimmt der amtliche Leichenbeschauer von Nota County die Spurensicherung zusammen mit dem

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