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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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uns ein paar Minuten ins Wohnzimmer. Meine Geschichte klang zwar plausibel, ließ mir aber nicht viel Spielraum, um mich nach Toms Charakter zu erkundigen. Und wie kam ich überhaupt darauf, daß Cecilia irgend etwas darüber wissen könnte, was er am Abend seines Todes vorhatte? Ich merkte jedoch, daß sie meine Absichten nicht in Frage stellte, und je länger wir plauderten, desto deutlicher zeichnete sich ab, daß sie vollkommen bereitwillig über Tom und seine Frau, ihre Ehe und alles andere redete, wonach ich sie hatte fragen wollen.
    »Selma sagt, Tom sei in den letzten paar Wochen wegen irgend etwas bedrückt gewesen. Haben Sie eine Ahnung, was das gewesen sein könnte?«
    Cecilias Augen wurden schmal, während sie ein Stück Fußboden musterte. »Wie kommt sie darauf, daß er irgendwelche Probleme hatte?«
    »Also, genau weiß ich das auch nicht. Sie hat gesagt, daß er angespannt wirkte, mehr rauchte als sonst und sie auch den Eindruck hatte, daß er Gewicht verlor. Sie hat mir berichtet, daß er schlecht schlief und ohne Erklärung das Haus verließ. Soweit ich weiß, war das nicht typisch für ihn. Hat er Ihnen irgend etwas erzählt?«
    »Er hat mir nichts Spezielles anvertraut«, antwortete sie vorsichtig. »Darüber müßten Sie mit Macon reden. Die beiden standen sich wesentlich näher als ich ihnen.«
    »Aber was hatten Sie für einen Eindruck? Hatten Sie das Gefühl, daß er unter Anspannung stand?«
    »Möglich.«
    Ewig schade, daß ich mir keine Notizen mache, da doch so viele Informationen hervorsprudelten. »Haben Sie ihn je danach gefragt?«
    »Ich fand nicht, daß mir das zustand. Wir hatten kein solches Verhältnis zueinander. Er hat sich um seine Angelegenheiten gekümmert und ich mich um meine.«
    »Haben Sie irgendwelche Vermutungen, was ihn belastet haben könnte?«
    Sie zögerte einen Moment. »Ich glaube, Tom war unglücklich. Er hat es zwar mir gegenüber nie ausgesprochen, aber das ist meine Meinung.«
    Ich machte so etwas wie »Mmm«, ein verbales Füllsel, begleitet von einem Blick, der hoffentlich Mitgefühl ausdrückte.
    Sie faßte dies als Ermutigung auf und setzte zu ihrer Analyse an. »Es liegt mir fern, Selma zu kritisieren. Er hat sie geheiratet, nicht ich. Womöglich steckt ja mehr in ihr, als man auf den ersten Blick sieht. Jedenfalls müssen wir das hoffen. Falls Sie meine Meinung interessiert: Mein Bruder hätte etwas wesentlich Besseres haben können. Selma ist ein Snob, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
    Diesmal murmelte ich: »Tatsächlich.«
    Ihr Blick streifte über mein Gesicht und schweifte dann wieder ab. »Sie sehen aus, als hätten Sie eine gute Menschenkenntnis, also habe ich nicht das Gefühl, indiskret zu sein, wenn ich das sage. Sie ist nicht religiös, selbst wenn sie in die Kirche geht. Sie ist ein bißchen materialistisch und scheint sich einzubilden, sie könnte mit Anschaffungen die Leere in ihrem Leben füllen, aber das funktioniert nicht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Haben Sie den neuen Teppich im Wohnzimmer gesehen?«
    »Ja, habe ich.«
    Cecilia warf mir einen selbstzufriedenen Blick zu. »Den hat sie sich vor etwa zehn Tagen legen lassen. Ich fand es geschmacklos, das so früh zu tun, aber Selma hat mich gar nicht gefragt. Außerdem hat sie mir einmal erzählt, daß sie sich die Schneidezähne überkronen lassen will, was nicht nur eitel, sondern absolut unnütz ist. Geldverschwendung ist gar kein Ausdruck. Aber jetzt, wo sie Witwe ist, kann sie ja wohl machen, was sie will.«
    Ich fragte mich, was gegen Eitelkeit einzuwenden sei. Angesichts der Bandbreite menschlicher Verfehlungen ist Egozentrik doch harmlos im Vergleich mit einigen anderen, die ich anführen könnte. Warum sollte man nicht tun, was man wichtig fand, um sich in seiner Haut wohler zu fühlen — innerhalb vernünftiger Grenzen natürlich. Wenn Selma sich die Zähne Überkronen lassen wollte, warum sollte Cecilia das auch nur die Bohne interessieren? Was ich allerdings sagte, war: »Ich habe den Eindruck, sie hing sehr an Tom.«
    »Das ist ja wohl nicht mehr als recht und billig. Er übrigens auch an ihr, könnte ich hinzufügen. Tom hat sein Leben damit zugebracht, diese Frau zufriedenzustellen. Wenn es nicht das eine war, dann war es das andere. Zuerst mußte sie ein Haus haben. Dann wollte sie etwas Größeres in einer besseren Gegend. Dann mußten sie Mitglieder im Country Club werden. Es ging immer weiter und weiter. Und wenn sie einmal nicht bekam, was sie wollte? Tja, dann

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