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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Vermögen zu machen.
    Außerdem war da die Angst vor Monotonie und Stagnation, was bis zu einem gewissen Grad genau daran lag, dass ich mehrere Millionen auf der Bank hatte und sofort hätte aufhören können zu arbeiten. Wenn Sie aufhören zu lernen, hören Sie auf sich zu bewegen, und das ist eine Art Tod. Wenn der Verstand eingeschaltet ist, bleibt man jung, und man bleibt noch jünger, wenn das Herz eingeschaltet ist. Der harte Teil ist natürlich das Herz. Mein Herz war einzig und allein auf Susan fokussiert und in etwas geringerem Maße auf Kevin und meine verrückte Schwester. Ich war nach wie vor auf den Reichtumstrip fixiert, aber wenngleich dadurch einige der wichtigen emotionalen Aspekte des Lebens allmählich verdrängt wurden, befand ich mich noch nicht an dem Punkt des chronischen Werteverfalls. Allerdings begannen sich die charakterlichen Verfehlungen zu wiederholen, und so entfernte ich mich immer schneller von dem Jungen, der im Wald bei Oberursel Rehe gefüttert hatte. Ich glaubte jedoch, mich noch immer in sicherer Entfernung vom Abgrund zu bewegen.
    Wenn mich all das nicht davon überzeugt hätte, dass der Tag gekommen war, an dem ich endlich nach Belieben rauben und plündern konnte, dann gab es zumindest einen ausschlaggebenden Grund, dessen Logik unwiderlegbar war. Wenn man mehr als einmal wegen Nonkonformismus gefeuert wurde und nicht wegen mangelnder Leistung, dann muss man sein eigener Chef sein. Wenn man schon für ein Arschloch arbeitet, dann ist man das am besten selber.
    3 In etwa: Die Deutschen und die Zweifel. »Krauts« – abgeleitet von »Sauerkraut« – ist die abfällige Bezeichnung für Deutsche. (A. d. Ü.)
    4 Greenmailing ist eine Taktik, bei der ein Käufer zunächst ein Aktienpaket an einem Unternehmen erwirbt und anschließend ein komplettes Übernahmeangebot vorlegt, begleitet von dem Vorschlag, darauf zu verzichten, falls das Unternehmen sein Aktienpaket mit einem üppigen Aufschlag zurückkauft. Greenmailing ist in Deutschland nicht erlaubt. (A. d. Ü.)
    5 abfälliger Slangausdruck für »Weiße« (A. d. Ü.)
    6 In der Computerspiel-Branche beliebtes Schimpfwort für Zockerkollegen, die rumheulen, nachdem sie verloren haben. (A. d. Ü.)
    7 WASP (White Anglo-Saxon Protestant) ist die oft abfällig gemeinte Bezeichnung für englischstämmige, weiße, puritanisch-konservative Amerikaner. (A. d. Ü.)
    8 Übernahmetechnik, bei der versucht wird, über Stimmrechtsvollmachten Kontrolle über ein Unternehmen zu bekommen, ohne Aktien erwerben zu müssen. (A. d. Ü.)

Teil III: Raubzüge
    6. Abenteuerkapitalismus
    Unternehmer sind einfach diejenigen, die verstehen, dass es kaum einen Unterschied zwischen Hindernis und Chance gibt, und in der Lage sind, beides zu ihrem Vorteil zu nutzen.
    Niccolò Machiavelli
    Ich nannte mein Unternehmen Value Management and Research (VMR) nach meinem ehemaligen Arbeitgeber Fidelity Management and Research. Das klang rechtschaffen, aufrichtig, professionell und vertrauenswürdig. Kurzum, alles das, was ich nicht war. Das Unternehmen war ein Marktpenetra­tionsvehikel und ein ziemlich neuartiges Vorhaben. Es hatte ein Hedgefonds­element, zu einer Zeit, da es in ganz Europa lediglich rund 20 Hedgefonds gab, und keiner wurde von Deutschland aus gemanagt. Pionier zu sein macht Spaß.
    VMR begann in meinem Billardzimmer. Der Hauptgrund dafür war, dass ich von Anfang an die administrativen Kosten gering halten wollte. Außerdem hasse ich die täglichen Pendelfahrten zur Arbeit. Sie sind meiner Ansicht nach inhuman und eine völlige Zeitverschwendung. Bald darauf zogen wir in Büroräume im obersten Stockwerk eines Gebäudes in dem hübschen mittelalterlichen Städtchen Königstein am Fuße des Taunusgebirges nahe Frankfurt. Von meinen kathedralenartigen Fenstern aus hatte ich einen umwerfenden Blick auf die Burg und eine ernüchternde Aussicht auf das Pornovideogeschäft und das Büro eines Kredithais im Erdgeschoss. Wir quetschten acht Mitarbeiter in das 65 Quadratmeter große Büro, aber schon innerhalb von fünf Jahren beschäftigten wir alleine in der Frankfurter Hauptniederlassung 100 Kapitalmarktprofis. Unsere internationale Investmentbanking-Gruppe mit Büros in Madrid, Luxemburg und Los Angeles wurde inzwischen von einem sehr eleganten und respektablen ultramodernen Bürogebäude aus geführt, das wir uns mit Dow Chemical teilten. Und wir besaßen unsere eigene börsennotierte und hochprofitable Bank in München.
    Anfangs übernahm meine Frau

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