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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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es jedoch vollkommen vernünftig.
    Ich forderte DR und einen weiteren potenziellen gehobenen Angestellten, Guillermo Hernandez, auf, von einer zehn Meter hohen Klippe auf Mallorca in relativ flaches Wasser zu springen, um zu beweisen, dass sie die Cojones hatten, um mit mir zu arbeiten. Ich machte einen Rückwärtssalto, um ihnen zu zeigen, wie einfach es war. Das Gespräch würde weniger als fünf Minuten dauern und ich würde keine Zeit damit verschwenden müssen, ihre tiefere Psyche und Motivationslage monatelang zu ergründen und ihre aufpolierten Zeugnisse und Referenzen zu studieren. Alles was ich wissen wollte, war, ob Guillermo, mein potenzieller Chefhändler, keine unangemessenen, dummen Risiken eingehen würde. Er würde jedes Jahr ein mehrere Milliarden schweres Handelsvolumen bewältigen und ständig Risiken bewerten müssen. Ich konnte niemanden brauchen, der verrückte Dinge tat, wie sich von irgendwelchen Klippen ins Mittelmeer zu stürzen und sich dabei möglicherweise den Kopf, die Beine oder die Wirbelsäule zu brechen. Gracias a Dios weigerte sich Guillermo und so stellte ich ihn ein.
    DR arbeitete bereits für mich, aber ich war mir nicht sicher, ob er dem großen Druck standhalten würde. Ich war unentschlossen, ob ich ihn zum Eigenkapitalpartner machen sollte. Er würde springen müssen, um mir zu beweisen, dass er bereit war, Risiken einzugehen und Stress auszuhalten, weil er intensive Recherchen im Rahmen der Competitive Verification durchführen, wichtige Entscheidungen treffen und für mich einspringen musste, wenn ich auf Reisen war. Er sprang, trug aber einige blaue Flecken am Hintern davon und ging zwei Wochen lang wie John Wayne. »Perfektes Ergebnis«, dachte ich. Beide Jungs hatten die jeweils richtige Entscheidung getroffen. Das Einstellungsgespräch war beendet. Sie waren beide eingestellt und würden Kapitaleigner am Unternehmen werden. Sie wurden Millionäre und beide lernten, dass »das Leben ohne eine Spur Verrücktheit nicht komplett ist« (Paulo Coelho).
    Ich befand mich auf Necko-Mission. Wir würden triumphieren. Wir würden unsere Konkurrenten lächerlich und armselig aussehen lassen, während wir sensationelle Renditen erzielten und das verwaltete Fondsvermögen beträchtlich steigerten. Weniger als 100 Prozent Anstrengung und perfekte Ergebnisse würden eine umgehende Bestrafung und Demütigung zur Folge haben. DR erfüllte die Erwartungen und – wie zuvor Susan – erledigte alles, von der Fondsbuchhaltung über Office Management bis zur Programmierung und Analyse. Als Händler taugte er nicht, aber er war ein überdurchschnittlich guter Analyst und hatte aufgrund seiner früheren Tätigkeit als langjähriger ermittelnder Journalist keine Probleme mit Competitive Verification. In drei Jahren verdiente er mit mir einige Millionen, verkaufte seinen Anteil am Unternehmen aber noch vor dem Börsengang. Hätte er nur ein Jahr länger gewartet, hätte er auf einem Geldberg in zweistelliger Millionenhöhe gesessen.
    Ich hatte fünf Millionen Dollar an Eigenmitteln in den Fonds gesteckt und weitere fünf Millionen Dollar an Seed-Kapital von einem deutsch-schweizer Family Office erhalten, das mein Junior-Venture-Partner wurde. Morgan Stanley war erneut unser Prime-Broker, Fortis unsere Depotbank und Ernst and Young unsere Wirtschaftsprüfer. Ullrich Angersbach war mein Geschäftsführungspartner in der Schweiz. Er war ein äußerst reservierter Mann, aber einer der beharrlichsten und am härtesten arbeitenden Deutschen, die ich je kennengelernt habe, und somit ein unschätzbarer Vermögenswert.
    In den ersten drei Jahren arbeiteten wir bis zwei Uhr morgens und nahmen um acht Uhr erneut die Arbeit auf. Sonntags arbeiteten wir lediglich den halben Tag (neun Stunden). Ullrichs Beiträge waren von unschätzbarem Wert, aber nach drei Jahren in diesem Arbeitstempo drohte seine Ehe zu zerbrechen. Er fuhr seine Arbeitszeit auf 50 Wochenstunden herunter. Auf den ersten Blick war er der Prototyp eines Deutschen: organisiert, diszipliniert, zuverlässig, reserviert und nicht sehr humorvoll. Nachdem ich ihn zehn Jahre kannte, erzählte er mir dann eines Tages, seine Großmutter sei im Konzentrationslager umgekommen.
    Ich war in der europäischen Finanzwelt äußerst bekannt als ein Einzelkämpfer, der ultramoderne Bewertungssysteme und ausgezeichnete Industriekontakte nutzte, um erstklassige Ergebnisse zu erzielen. Ich war in Europa damals einer der wenigen erfahrenen und kompetenten

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