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Kopfgeldjagd

Kopfgeldjagd

Titel: Kopfgeldjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Homm
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Taubheitsgefühl in meinem linken Arm war verschwunden und die Märkte warteten mit Sicherheit auf meine glorreiche Rückkehr. Ich hatte die multiple Sklerose besiegt. Ich war gesund und hungrig. Mein Gehirn brannte darauf, sich wieder in die Arbeit zu stürzen. Nichts konnte mich nun aufhalten, außer mir selber natürlich. Es würde sechs Monate dauern, bis alle notwendigen Strukturen aufgebaut waren. Und dann würde ich wieder auf dem Schlachtfeld mitmischen und anderen die Eier zerquetschen.
    Selbst wenn mir jemand auf Mallorca den Satz »Du bist im Himmel« auf die Stirn gebrannt hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, es so zu sehen. Energiegeladen, gesund und dumm wie immer, lechzte ich nach finanziellen Herausforderungen, der elektrisierenden Spannung von Übernahmeschlachten und der Möglichkeit, mich in Leerverkaufsgefechten zu beweisen.
    *
    Wenn Sie wirklich hinter Geld her sind, warum sollten Sie dann irgendetwas anderes sein wollen als ein Hedgefondsmanager? Die Gebühren für das Management von Investmentfonds betragen ein Prozent. Nicht nur verlangen Hedgefonds zwei Prozent, außerdem kassieren sie 20 Prozent der Gewinne und halten dabei null Risiko. Das heißt, wenn Sie einen Investmentfonds mit 100 Millionen Dollar Fondsvermögen verwalten, der 30 Prozent Rendite erwirtschaftet hat, dann erzielen Sie knapp über eine Million Dollar. Der gleiche Hedgefonds würde Ihnen acht Millionen einbringen. Zwar war der Arbeitsaufwand doppelt so hoch, aber wenn man diesen Extraaufwand berücksichtigte, lag die Rendite immer noch um 400 Prozent höher.
    Im Jahr 2002 verfügte ich über rund zwölf Jahre Erfahrung im Eigenhandel und im Hedgefondsmanagement, daher war die Wahrscheinlichkeit, dass ich in die Luft fliegen würde, geringer als früher. Der European Value Fund von VMR war 1994 der beste europäische Hedgefonds. Unglücklicherweise wollte der Markt 1995 Blue Chips und Wachstumsaktien, und so gab der Fonds um 25 Prozent nach und lieferte eine extrem schlechte Performance ab. In jenen dunklen Tagen wollte ich einfach recht behalten, anstatt die Verluste zu begrenzen und Kapital zu erhalten, und verlor daher sehr viel Geld. In diesem Jahr lernten wir viel darüber, Verluste zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen. Wir lernten außerdem, dass ein zu großes Volumen und ein schneller Geldzufluss der Erzielung hoher Renditen und Strategien zum Handel mit Nebenwerten nicht zuträglich waren.
    In den folgenden fünf Jahren erzielten beide VMR-Hedgefonds dann sensa­tionelle schwankungsbereinigte Renditen. Zahlreiche Investoren waren jedoch bereits abgewandert. Diejenigen, die dabeigeblieben waren, ­konnten innerhalb von 16 Monaten nicht nur ihre Verluste wettmachen, sondern machten überdies fette Gewinne. Das waren allerdings nur wenige. Währenddessen erzielten die Long-Only-Fonds und die Kapitalmarktaktivitäten hervorragende Ergebnisse, solange die Märkte aufwärts tendierten. Dabei handelt es sich jedoch bekanntermaßen um äußerst zyklische Aktivitäten, um die man bei abwärts tendierenden Märkten einen großen Bogen machen sollte.
    Angesichts der äußerst positiven Zahlen sollte mein neues Unternehmen ein reiner Hedgefonds und eine weniger zyklische, dafür aber hochprofitable Aktivität sein. Wer braucht den ganzen zyklischen, gewinnarmen Mist? Wenn Sie schnell stinkreich werden wollen, müssen Sie Hedgefondsmanager, ein großer Waffenhändler, ein Internetgenie, ein Drogenbaron oder ein peruanischer Schwarzmarkt-Devisenhändler werden.
    Wie VMR begann Absolute Capital Management Holdings in meinem Billardzimmer. Unser erster Mitarbeiter war DR, der bei VMR in Investmentbanking und Research geschult worden war. Als er zu uns kam, verstand er sehr wenig von Unternehmensbewertung und nichts von Activist Investing. DR war ein komischer Kauz. Er war Mitglied des Houston Youth Symphonieorchesters und ein aufblühender Geigenvirtuose gewesen. Er hatte ein armseliges Selbstbild, gepaart mit einem übertriebenen Selbstwertgefühl. Er hatte fast nie Sex, weil er es vorzog, Frauen zu beleidigen, anstatt sie zu umgarnen. Vielleicht zog er Männer vor. Während andere versuchen, ihre Gefühle zu sortieren, denke ich über Wahrscheinlichkeit und das Chancen-Risiko-Verhältnis nach, während ich gleichzeitig versuche, das klügste Vorgehen zu kalkulieren. Dieses Verfahren wendete ich auch auf die Mitarbeitergewinnung an. Im Rückblick erscheint das folgende Einstellungsverfahren sonderbar. Damals erschien

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