Kopfjagd
stürzte ein Mann mit der Wucht einer Dampfmaschine von links auf mich herab.
Ich feuerte zweimal wild los, ohne zu zielen. Dazu war keine Zeit mehr. Ich stolperte und fiel der Länge nach hin. Ich schrie auf, weil mich der Schmerz wie ein Blitz durchschnitt. Der andere, der auf mich zustürzte, schoß jedoch. nicht. Er wollte näher herankommen. Das war sein Verderben. Ich schoß ihn mitten ins Herz. Die schwere Kugel riß ihn um, und er fiel hintenüber die Böschung hinunter.
Es war nur noch eine Kugel in der Enfield und keine Zeit zum Nachladen. Als de la Plata und sein letzter Begleiter aus dem Gebüsch auftauchten, drehte ich mich um und rannte um mein Leben.
Sie schossen pausenlos, aber dank dieser wilden Jagd durch das Gestrüpp, der Kletterei hügelauf und hügelab hatte keiner mehr die Kraft, ruhig und genau zu zielen. Ich hielt meinen Kopf nach unten und lief weiter. Ich hoffte, bis zur Kirche zu kommen, und ich hoffte, daß mir Nachita zu Hilfe käme, ungeachtet dessen, was ich gesagt hatte.
Ich war schon fast am Brunnen, als ich wieder getroffen wurde. Diesmal ins rechte Bein. Es war zwar nur ein Streifschuß, aber es reichte, um mich stürzen zu lassen.
Als ich mich herumrollte, sah ich de la Platas Begleiter in einiger Entfernung von ihm, ein junger Mann in seiner vollen Kraft, und ein guter Läufer. Es war keine Zeit für Kunstschießen. Ich zielte einfach nur auf seine Mitte und drückte ab, war sofort wieder auf den Beinen und hastete zur Kirche, während er umfiel.
Er war wie ein Wesen aus einem Alptraum, das man nicht abzuschütteln vermag. Ich erreichte die Tür, als eine Kugel in die Mauer einschlug. Ich blickte über die Schulter. De la Plata war schon am Brunnen vorbei und lief sehr schnell, in jeder Hand eine Pistole.
Ich taumelte durch die kühle Dunkelheit im Innern und wagte nicht stehenzubleiben, suchte aber in meinen Taschen nach Munition. Es gelang mir, zwei Kugeln irgendwie ins Magazin zu bekommen, während ich einige andere verlor, weil meine rechte Schulter und der rechte Arm mittlerweile brannten wie alle Höllenfeuer zusammen, und ich meine Finger nicht mehr voll unter Kontrolle hatte.
Er war ebenfalls bereits im Innern und schoß, weil er nichts
sehen konnte, blindlings um sich. Ich verhielt mich wie ein Narr und feuerte zurück. Damit zeigte ich ihm nur, wo ich mich befand. Ich drehte mich wieder um und stolperte weiter in den Schatten, während er das Feuer erwiderte. Ich stürzte über eine Steintreppe und kroch verzweifelt hinauf. Sie führte um die Ecke, es war die Innenmauer des Glockenturms. Aus einem großen gezackten Loch flutete von oben Licht herein. Ich gelangte auf das Dach und hielt kurz inne, um wieder zu Atem zu kommen. Eine Kugel fuhr singend durch die Dachöffnung in die Luft. Ich schoß zweimal als Antwort in die Dunkelheit. Aber beim zweiten Mal klickte der Abzug nur noch.
Ich war am Ende und erledigt, und ich wußte es. Der kleine Emmet Keogh war endlich am Ende seiner Reise. De la Plata kam ohne Zögern die Treppe herauf. Ich wandte mich um und taumelte das Dach entlang ins Nichts, und als ich am äußersten Ende der Brüstung angekommen war, hatte ich nur noch die Wahl zwischen dem langen Fall in die Schlucht oder, auf der anderen Seite, dem Sturz auf den Dorfplatz.
Als ich mich umdrehte, stand er keine zehn Meter entfernt, schwer atmend, das Gesicht sehr bleich, nur noch eine Pistole in einer Hand. Und dann machte er am Ende den schlimmsten Fehler, den er machen konnte. Statt mich auf der Stelle niederzuschießen, mußte er noch reden.
»Wer hat Sie geschickt, Keogh?«
Die Antwort auf seine Frage bestand in einem einzigen Schuß, der von den Dächern widerhallte und die Raben in dunklen, erschreckten Kreisen hochflattern ließ. De la Plata schrie auf und drehte sich um. Seine Pistole fiel hinunter auf den Platz.
Am Brunnen stand Nachita mit der Winchester an seiner Schulter, und Victoria kauerte neben ihm. Plötzlich rief sie meinen Namen, dessen Echo sich mit dem Gekrächz der aufgescheuchten Raben vermischte.
Ich fuhr herum, und plötzlich warf sich de la Plata blind auf mich, mit Blut im Mund und ausgestreckten Händen, die töten wollten. Ich wich einfach nur zur Seite aus, und er stürzte über den Dachrand auf das Pflaster des Dorfplatzes.
Er lag mit dem Gesicht nach unten auf den Steinen. Nachita kniete neben ihm, stand dann auf, warf mir einen Blick zu, drehte sich um und folgte Victoria, die auf
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