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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mal!« brüllte ich ihn an.
      »Er sagte, er behält, was Ihnen am liebsten ist. Als Andenken an Sie. Er trug mir auf zu sagen, daß er hofft, es macht Sie zufrieden, wenn Sie des Nachts an ihn und sie denken.«
      Ich stand da und starrte ihn durch den Regen an. Das Grauen, das nach mir griff, machte mich sprachlos. Und dann hörte ich von jenseits der Mauer Jurados Stimme durch den Regenschleier.
    »Señor Keogh!«
    Ich rannte zum Tor, Nachita hinter mir, und sah hinaus.
    »Don Tomas schickt Ihnen Ihren Freund. Er wollte gerne den
    Christen spielen. Da schien es nur angemessen, ihm zu erlauben, auch wie einer zu sterben.«
      Ein einziger Schuß fiel, und ein Pferd kam aus dem Regen galoppiert. Es bäumte sich in Angst auf und rannte verwirrt vor dem Tor im Kreis herum.
      Van Horne war aufrecht an einem rohen Holzkreuz auf das Pferd gebunden worden, mit ausgestreckten Armen. Aus seiner alten Soutane tropfte Blut.
      Ich griff nach den Zügeln, um das Pferd zu beruhigen, und sah zu ihm empor. Ich erkannte plötzlich, daß er noch lebte. Er versuchte mit mir und mit niemandem sonst zu sprechen. Er versuchte es mit allerletzter Kraft, aber es gelang ihm nicht. Seine Augen rollten nach oben, und der Kopf sank zur Seite.
      Während das Getrappel von Jurados Pferd in der Ferne leiser wurde, kam Nachita wie ein Wirbelwind durch das Tor, schwang sich auf das nächstbeste Pferd und verfolgte ihn.
      Nicht, daß das von Bedeutung war. Nichts kam mir wirklich vor, selbst die Menge nicht, die nun seltsam schweigend aus dem Tor strömte. Sie sah ruhig zu, wie Moreno ein Messer nahm und die Stricke durchschnitt, mit denen van Horne angebunden war, und als der Tote vom Sattel sank, streckten sich ihm viele Hände entgegen, die bereit waren, ihn aufzufangen.
    Moreno wandte sich mit traurigen Augen, in denen keine Tränen mehr waren, an mich. »Er hätte am Leben bleiben können, Señor. Aber er hat statt dessen den Tod gewählt. Für uns. Für das Volk. Ist das nicht etwas ganz Bemerkenswertes? Unter uns ging ein Heiliger, und wir haben ihn nicht erkannt.«
    15

    Alles, was ich jetzt tun konnte, war, auf Nachitas Rückkehr zu warten. Denn es nützte sicherlich wenig, wenn ich mich jetzt auch noch auf den Weg machte. Ich ging in mein Zimmer, entkleidete mich, rieb mich ab und zog mir trockene Sachen an. Ich steckte eine Schachtel mit Munition in jede Tasche, ging dann in die Bar und bediente mich wieder mit Morenos Whisky, während ich die Enfield reinigte.
      Nach einer Weile erschien Moreno selbst. Er nahm auf die respektvollste Weise seinen Hut ab. »Señor, die Sachen in der Kirche, die ihm gehörten… Wir wissen nicht, was wir mit ihnen machen sollen. Sie waren sein Freund…«
    »Ist gut«, sagte ich, »ich gehe mit Ihnen zur Kirche.«
      Ich zog wieder den Poncho an und setzte den Sombrero auf, denn der Regen war immer noch stark. Auf dem Weg zur Kirche begegneten uns einige von Maultieren gezogene Wagen mit den Leichen von de la Platas Leuten.
      »Sie haben gottlos gelebt«, erklärte mir Moreno, »und wir werden sie ohne Segen begraben. In einem Massengrab für alle. Das genügt.«
    »Auch Señorita de la Plata?«
      »Señor, bitte!« Er war schockiert. »Sie werden wir natürlich mit allen Zeremonien beerdigen, wie es sich gehört. Wir müssen uns natürlich um ihren Vater kümmern, obwohl Gott allein weiß, wie der alte Mann auf die Nachricht von ihrem Tod reagieren wird.«
    Als wir auf den Platz kamen, wurden gerade Maultiere vor die toten Pferde gespannt, um sie wegzuziehen. Der heftige Regen hatte bereits das meiste Blut weggewaschen. Das Leben ging weiter.
      In der Kirche waren große Veränderungen vorgegangen. Alle Bänke waren zur Seite gestellt, nur in der Mitte waren zwei stehengeblieben. Auf ihnen lag ein roher Holzsarg mit geschlossenem Deckel.
      »Doña Chela, Señor«, erläuterte Moreno leise. »Man hielt es für schicklich, den Sarg zu schließen. Sie ist ins Gesicht geschossen worden. Verstehen Sie?«
      Ich verstand es nur zu gut. Ich ging nach vorne, wo sich ein Meer brennender Kerzen befand.
      Als ich seinerzeit in Mexiko angekommen war, fand in den Straßen von Vera Cruz gerade eine Marienprozession statt. Die Statue war eine der schönsten Figuren, die ich je gesehen hatte, einmal abgesehen davon, daß ihr ein Messer im Herzen steckte. Dies war mir seitdem immer als ein gelungenes Symbol der Summe dessen erschienen, was Mexiko darstellte, als Symbol für die

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