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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
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überziehen begann, hatte ich genug.
    „Wir können ja Freunde bleiben ."
    Dieser letzte Satz von ihr , als sie mit ihren letzten Sachen unser gemeinsames Haus verließ, um zu ihm in den Wagen zu steigen.
    Er, der in der abgedunkelten Sicherheit seines W agens saß, hatte nur ein abgeklärtes Nicken für mich übrig.
    Und das war's dann.
    Der Weg zu dem gemeinsamen Nest der Jungverliebten war nicht weit — nur gerade 3 Häuser die Straße hinunter.
    Er hätte ihr die Sachen auch die wenigen Meter tragen kö nnen, aber diese Form der Bequemlichkeit zeichnet die Menschen hier in Kalifornien aus.
    Bloß keinen Schritt zu viel tun.
    Selbst der Weg zum Fitnessstudio wird hierzulande nie zu Fuß bewältigt.
    Vielleicht war dieses letzte Nicken von ihm einfach der Tropfen, der das Fass in mir zum Überlaufen brachte.
    Jedenfalls huschte ich nach einer durchwachten Nacht in der mich das Echo meines Versagens bis auf den Grund malträtiert hatte, kurz vor der Morgendämmerung in die Einfahrt meines vermeintlich besten Freundes. Dort angekommen schob ich mich unter seinen Wagen, einen großkotzigen Geländewagen, den ich immer gehasst hatte und kümmerte mich kurz um die Bremsleitungen.
    Anschließend ging ich beschwingt heim, will sagen: Ich schlich mich zurück nach Hause, fühlte mich allerdings so aufgeräumt, wie lange nicht mehr. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fand der Schlaf mich, ich hieß ihn willkommen und wir gingen gemeinsam zu Bett.
    Erst das Hämmern an der Haustür schreckte mich hoch.
    Es war später Vormittag, ich hatte den Wecker überhört, war zu spät für die Arbeit und irgendwie war mir alles egal.
    Liegenbleiben oder aufstehen? Als das Hämmern zunahm, schleppte ich mich zur Tür. Ich drückte die Klinke herunter, da flog sie mir auch schon entgegen, riss mich von den Beinen und ließ mich unsanft Bekanntschaft mit der Flurwand machen. Während ich zu Boden ging und dabei einige der schönsten gemeinsamen Momente, die man in trauter Zweisamkeit finden und rahmen kann mitriss, stürmte Mike herein. Mike, der nun all das besaß, was ich hatte. Mike, dessen Gesicht eine Mischung aus Trauer und ohnmächtiger Wut war. Mike, der — bevor er seine gebräunte geballte Faust in meinem Gesicht parken konnte — von uniformierten kräftigen Armen aus meiner Reichweite gezogen wurde.
    Mike, der von jetzt an wohl einiges an Nächten allein ve rbringen würde.
    Manchmal ist die Erkenntnis, jemand anderem einen ve rnichtenden Schlag zugefügt zu haben, mehr als befreiend.
    Wenn ich als Nichtamerikaner schon immer einen gesel lschaftlich vagen Stand in der Nachbarschaft hatte, so zementierte ich diesen in Gegenwart der Hüter des Gesetzes, indem ich anfing hysterisch zu lachen.
    Es heißt ja: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
    Doch wollte sich mir das in dieser Form nicht erschließen.
    Die Medien freuten sich — und wie sie sich freuten!
    „Jealous Husband Killed His Wife In Cold Blood!"
    Der eifersüchtige Ehemann, der dem neuen Partner hohnlachend gegenübersteht — das Urteil der Geschworenen war einstimmig und brachte die Meinung des kleinen Mannes auf der Straße auf den Punkt. Das war nicht mehr Kalifornien — das war Wahnsinnsfornien, kam mir die Erinnerung an die Aussage eines Präsidenten in einem Spielberg-Film. Ich konnte da nur beipflichten.
    Ich nahm das Urteil an, nur um meine Ruhe zu haben.
    Während man einen geeigneten Termin suchte, um mir die Giftspritze verpassen zu können, übte ich mich in Gleichmut.
    Während man in anderen Fällen Jahre in dem Tode strakt verbringen konnte, bis ein Gnadengesuch nach dreimaliger Abschmetterung dann doch von offizieller Stelle an akzeptiert werden konnte, machte man sich bei mir die Mühe, mir als Ausländer doch schnellstmöglich den Weg zu bereiten. Und so bin ich nun hier.
    In der Hölle — wo sonst?
    Es gab sogar einen entsprechenden Empfang für mich.
    Der Leiter dieser jenseitigen Einrichtung hatte den Eindruck gewonnen, dass die Menschheit irgendwie den Schrecken vor der Institution Hölle verloren hat.
    Deshalb ließ man mir die Wahl: Das Höllenfeuer der ewigen Verdammnis, oder eine Aufgabe, die jeden führenden Kopf der Verdammnis seit der Hohezeit der Inquisition verzweifeln ließ. Was für eine Aufgabe!
    Natürlich schlug ich ein — so etwas wünscht sich gewisse rmaßen jeder meiner Zunft.
    Ewige Erinnerung!
    So bin ich nun dafür zuständig, dass das Tor der Hölle im Bewusstsein eines jeden gläubigen Menschen den metaphorischen

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