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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Scholz
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Klang bekommt, den es einst vor Jahrhunderten besaß. Wobei das Hauptaugenmerk bei den Lebenden liegt — die anderen hat man ja schon.
    Das kann dauern.
    Doch damit schließt sich — zumindest für mich — der Kreis.
    Meine Zelle , die ich hier bewohne, ist karg. Aber zumindest ein Gegenstand wurde mir gewährt. So hängt mein alter gerahmter Sinnspruch neben meiner Schlafnische:
    „Was wir im Leben schaffen, klingt in der Ewigkeit nach!"
    Und mehr Motivation kann man sich wahrhaftig nicht wünschen, oder?

Die Welt ist im Wandel
     
    Der Schichtdienst, der lastet schon bleischwer in meinen Knochen. In den letzten Wochen wurde das — wie jedes Jahr — sogar noch schlimmer.
    Und der Kantinenfraß tut sein Übriges: ein permanentes Völlegefühl. Und dann noch die ständige Überzuckerung. Ständig übermüdet — und trotzdem gleichzeitig irgendwie total aufgedreht. An Schlaf ist irgendwie nicht zu denken.
    Multiplizieren Sie das mit zweitausendfünfhundert. Haben Sie JETZT eine Ahnung, wie es mit dem Rest der Belegschaft aussieht? Schön, schön.
    Und ich rede hier nur von der Belegschaft meiner Werksha lle!
    Eigentlich könnte man den gesamten Betrieb automatisi eren. Sinnvoll wäre das! Doch da haben der Chef und die PR-Abteilung was gegen!
    Warum?
    Erstens würde sich unsere Fertigungshalle dann nicht ein Jota von allen anderen da draußen unterscheiden. Und das würde die PR-Abteilung allein rotieren lassen. Hat sich dann was mit „außergewöhnlicher und einzigartiger Betrieb"! Wissen Sie, wie viel Weihnachtsspecials allein in diesem Jahr dort wieder produziert worden sind? Vergessen Sie's — das wollen Sie eigentlich gar nicht wissen. Letztens sogar auf Arabisch! Was tut man nicht alles zur Völkerverständigung!
    Und dann noch der Chef persönlich... Wie schwer es ihm gefallen ist, Computer zu akzeptieren. Wir wären fast in den ersten Streik unseres Bestehens ausgebrochen, wenn er dann nicht doch noch nachgegeben hätte.
    Aber jetzt stellen Sie sich eine Fertigungshalle vor, voll a utomatisiert. Das ging für den alten Mann gar nicht. Also haben wir hier ein wenig modernisiert und dort auch — aber die Fertigungsbänder mit uns sind geblieben.
    „ Das erfreut das Auge“, meint er.
    Kann man es ihm verübeln? Er ist halt schon ziemlich lange in dem Geschäft. Da gibt man manche Sac hen auch wirklich ungern auf...
    Erst gestern hab ich eine Karte von meinem Vetter erhalten. Alle 5 Jahre sind wir laut Vertrag zu einem einjährigen Bildungsurlaub verpflichtet. Ihn hat's im Zuge dessen im So mmer nach Taiwan und momentan nach China verschlagen. Da ist er jetzt im Textilgeschäft tätig. Drei Monate. Schicht ist von morgens sechs bis abends um acht. Geschlafen wird in werkseigenen Wohnungen, in komfortablen Mehrbettzimmern. Streng nach Geschlechtern getrennt. Hat so was von Jugendherbergsatmosphäre, schreibt er.
    Zu Ostern will er wieder hier sein.
    Da ist dann auch hier Ruhe angesagt. Freu mich schon!
    Oh, oh, oh... Ich glaube, da kommt der Werkschutz!
    Ich habe Ihnen ja gesagt, die sehen es gar nicht gern, wenn man ohne Wissen der PR hier Aufnahmen macht!
    Verhalten Sie sich unauffällig, löffeln Sie Ihre Lebkuchensuppe, nehmen Sie noch einen Schluck Eggnogg, stecken Sie die Kamera weg — ja, das Mikro auch... ...ja, schön...
    Das scheint ja noch einmal gut gegangen zu sein. Wir haben übrigens Glück gehabt, das wissen Sie vermu tlich noch nicht, oder?
    Nach der Hauptsaison soll ein visuelles Erfassung ssystem in allen Fertigungshallen installiert werden.
    „Um die Effektivität der Produktionswege zu gewäh rleisten", wie es so schön in der Info am schwarzen Brett heißt. Mal ehrlich: wir nennen das Bespitzelung. Haben Sie das in diesem Jahr in dieser Lebensmittelkette in Deutschland verfolgt? Hat man da noch Worte? Bis auf die Toilette!
    Ich glaube ja insgeheim, dass der Alte ein Paar Folgen „Big Brother" zu viel gesehen hat. Man hat da auch so was munkeln hören...
    So, ich glaube... ja, da kommt das Klingeln.
    Nach einhundertzwanzig Jahren in dem Laden hier b ekommt man ein Gefühl für die Pausenzeit.
    So, junge Frau — ziehen Sie wieder Ihre Mütze ein wenig schief. Und Sie, Herr Kameramann, knibbeln bitte nicht mehr an Ihrem Ohr. Das ist schon das Ersatzpaar, vergessen Sie das nicht. Das gäbe ein schönes Hallo, wenn Ihnen in der Elfenwerkstatt die Verkleidung abfällt, das kann ich Ihnen flüstern...
    Frisch ans Werk! Wie der Weihnachtsmann schon immer sagt.

Draußen vor der

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