Kopfueber in die Kissen Roman
gar nicht mal schlecht.
In den paar Monaten seit ihrer Eheschließung war Emma nicht nur Shelby, sondern auch Warren mehr und mehr ans Herz gewachsen. Wie es bei Männern nun einmal ist, sprachen er und Kenny nicht groß über die Tatsache, dass sich das Verhältnis zwischen ihnen endlich erholt hatte. Sie verbrachten einfach mehr Zeit miteinander: auf dem Golfplatz, beim Reiten, beim Spielen mit Peter oder beim Feiern von Kennys Siegen. Er gehörte derzeit zu den Spitzenverdienern seiner Sportart, obwohl er viel
wählerischer geworden war in Bezug auf die Turniere, an denen er teilnahm, weil er nicht von Emma getrennt sein wollte.
Und das gefiel ihr besonders an ihrer Vertretungsstelle als Lehrerin: Sie hatte die Freude, wieder unterrichten zu können, besaß aber dennoch die Freiheit, wann immer sie wollte, mit Kenny auf Reisen zu gehen. Sie plante, das Konzipieren von Unterrichtskursen fortzusetzen, wenn das Baby da war; außerdem arbeitete sie an der Entwicklung einiger Lehrerfortbildungsseminare, bei denen sie einige interessante neue Methoden in der Schulerziehung vermitteln wollte. Der erste Workshop hatte letzte Woche stattgefunden und war ein Riesenerfolg bei der Mittelschullehrerschaft von Wynette gewesen.
»Komm, Schätzchen«, sagte er und strich mit dem Daumen über ihre Nase, »der amtierende Champion der British Open will gefüttert sein.«
Eine Stunde später saßen sie zu acht um den großen Esstisch und feierten Emmas erstes amerikanisches Thanksgiving-Dinner. Der Tisch bog sich nur so unter all den Platten und Schüsseln, die die Gäste - nach Patricks Anweisungen - zubereitet und zum heutigen Dinner mitgebracht hatten. Peter saß in seinem Hochstühlchen zwischen Shelby und Warren, während Torie Dexter mit den besten Bissen von ihrem Teller fütterte. Patrick füllte die Schüsseln auf und jammerte über eine allzu dunkle Kruste auf einem der Kürbiskuchen, die er als Nachtisch servieren wollte; hierzu waren auch die Beaudines und Skeet Cooper eingeladen.
»Sie hat mich getreten!«, kreischte Torie mit vollem Mund. »Dex! Fühl mal!«
Dexter legte pflichtschuldigst die Hand auf Tories Siebenmonate-alten-Babybauch, und Shelby verdrehte die Augen. »Also wirklich Torie, man könnte glauben, du wärst die einzige Schwangere in der Geschichte der Menschheit. Das ist das vierte Mal, seit Patrick den Truthahn serviert hat, dass du Dex zwingst, deinen Bauch anzufassen.«
»Mir macht’s nichts aus.« Dexter beugte sich zu seiner schönen Frau und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange.
Torie erwiderte seinen Kuss und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf Shelby. »Hör lieber auf zu mosern, oder ich erzähl euch allen haarklein, was ich machen muss, um mich aufs Stillen vorzubereiten.«
Alle stöhnten bis auf Dexter, der aussah wie ein Mann, der eine Höchstleistung vollbracht hatte.
Kenny musste lächeln, als er an den Toast dachte, den seine Schwester auf ihrer Hochzeit mit Dexter ausgebracht hatte.
»Auf dich, Dex. Meinen dritten und letzten Ehemann und obendrein die Liebe meines Lebens! Weißt du noch, dass ich dir gesagt hab, ich hätte heute eine Überraschung für dich? Na, nun rate mal, du wundervoller Langweiler! Du hast mich geschwängert!«
Seitdem war es kein Aushalten mehr mit ihr. Sie stolzierte mit vorgerecktem Bauch umher und bestand darauf, dass jeder, von den Truckern, die im Roustabout speisten, bis zu Patricks neuem Freund Raymond, ihn befühlten. Und sie liebte nichts mehr, als beim Abendessen über die Funktionen ihres Magens und Darms Auskunft zu geben, was so weit führte, dass selbst Emma Dexter bat, sie doch noch mal zu verhauen.
Kennys Blick glitt ans andere Ende der Tafel, wo seine Frau saß. Seine eigene schwangere Frau. Ihre Liebe hatte einen besseren Menschen aus ihm gemacht, besser als er es je für möglich gehalten hätte. Und sie hatte endlich die Liebe und die Familie gefunden, von der sie in all den Jahren des Alleinseins geträumt hatte.
Sie tauschten eins von diesen heimlichen Lächeln, die seine Seele so herrlich streichelten. Niemals hätte er sich vorstellen können, eine Frau so zu lieben, wie er Emma liebte. Mit einer unmerklichen Kopfbewegung wies sie auf Torie und zog eine Augenbraue hoch.
Er begriff sofort, was sie meinte. Eigentlich hatten sie vorgehabt,
der Familie heute die große Neuigkeit von Emmas Schwangerschaft mitzuteilen; aber Torie genoss ihre Rolle als werdende Mutter so sehr - und nicht zuletzt die Prahlerei -, dass Emma der
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