KOR (German Edition)
Aufzug war leer.“
Simon erwiderte ihren Blick mit einem verstörten Ausdruck. „Leer? Es war alles voller Blut. Die Leiche am Boden. Haben Sie keine Augen im Kopf?“
Yui wandte sich verärgert von ihm ab. „Ich weiß, was ich gesehen habe, Mr. Radcliffe. Es befand sich niemand in der Kabine. Auch keine Leiche.“
„Aber ich habe sie doch gesehen!“
Yui verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Was reden Sie da überhaupt? Wahrscheinlich ist Ihre F antasie mit Ihnen durchgegangen. Rote Farbe, die Sie für Blut hielten, und ein Paket, das Ihnen einen unerwarteten Schrecken eingejagt hat.“
„Es handelte sich um eine Leiche, verflucht!“
Erneut öffnete sich die Aufzugstür.
Peter Mason schob gelassen die Sackkarre heraus. Als er Yui und Simon nur wenige Meter vor der Kabine stehen sah, blieb er überrascht stehen. „Ist etwas passiert?“
„Kein Blut und keine Leiche“, wandte sich Yui an den Biologen.
Simon wischte sich mit den Händen über das Gesicht. Er kam sich elendig vor. War er tatsächlich einem Trugbild erlegen? Das Blut und der zerfetzte Körper kamen ihm in seiner Erinnerung noch immer sehr real vor.
„Blut und Leiche?“, erkundigte sich Mason. „Anscheinend habe ich gerade etwas verpasst.“
Simon drehte sich beschämt um und marschierte ein paar Meter in Ric h tung Rampe.
„Mr. Radcliffe hat einen plötzlichen Schreck bekommen“, erklärte Yui. „Er dachte, die Kabine sei voller Blut und eine Leiche liege darin.“
Mason schüttelte den Kopf. „Weder das eine noch das andere. Als ich auf Deck Zwei ausstieg, schloss sich die Tür hinter mir und der Fahrstuhl fuhr wieder hinunter. Vielleicht ein kleiner Defekt im Motor.“
„Der Aufzug hat sich selb st ständig gemacht?“, rief Simon von der Rampe herüber.
Mason zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht? Kann manchmal vorko m men. Da fällt mir etwas ein. Oben kam es mir so vor, als würde ich Gerä u sche hören.“
„Miss Whitehead, die in einem der Zimmer rumorte“, meinte Yui.
Mason schüttelte den Kopf. „So klang es nicht, Miss Okada. Eher wie eine Art Schleifen oder Ziehen. Ich konnte die Quelle nicht genau ausmachen. Vielleicht handelte es sich auch einfach nur um Geräusche aus den Heizung s rohren.“
„Nennen Sie das etwa auch Wahnvorstellung?“, wollte Simon wissen. Der Schreck saß noch tief in ihm. Er hatte die Leiche und das Blut gesehen.
Yui vollführte eine wegwerfende Geste. Sie schritt an Mason vorbei zum Aufzug.
„Was … Was haben Sie vor?“ Simon kehrte langsam zurück. Er hatte Yui nicht kränken wollen. Überhaupt war er nicht der Mensch, der über andere ironische oder sogar spöttische Urteile fällte. Ihm lag es daran, mit Menschen klarzukommen, und nicht, mit ihnen in Kon flikt zu geraten – schon gar nicht bei einer Person wie Yui Okada.
„Ich sehe mir den Aufzug genauer an“, erwiderte Yui. Der Hauch eines L ä chelns huschte über ihre Lippen. „Um sicherzugehen, dass die Kabine wir k lich keine Sonderbarkeiten aufweist.“ Damit trat sie über die Schwelle. Wä h rend sie sich hinkniete, um den Boden zu untersuchen, schloss sich die Tür.
Kurz darauf setzte sich der Aufzug in Bewegung.
*
Die Stelle, in der die Dornier im Schnee steckte, zeigte keinerlei Spuren eines Kampfes. Im Licht der Scheinwerfer und Taschenlampen zeichneten sich die Kettenspuren des Chief t ains im Schnee ab. Es gab jede Menge Fußabdr ü cke. Diese stammten nicht nur von Robert Steele und Tom Wilson, sondern vom gesamten Team. Der Laderaum der Propellermaschine war leer. Im Schnee entdeckte Chad nicht den kleinsten Tropfen Blut.
„Man muss nur den richtigen Riecher haben.“ Richards bückte sich und grub mit seinen Händen im Schnee. Als er sich wieder aufrichtete, präsentie r te er ihnen eine Pistolenkugel. „Steele hat auf etwas geschossen. Neun Mill i meter. Die stammt aus seiner Glock.“ Er überreichte die Kugel John Arnold, der sie sich im Licht seiner Taschenlampe genauer ansah.
„Völlig unversehrt“, stellte er fest. „Gibt es da noch zwei andere? Steele schoss dreimal.“
„Bin schon am Graben, Sir.“
Chad setzte sich in Bewegung. „Kommen Sie, Miss Hodge. Sehen wir uns die nähere Umgebung an.“
„Glauben Sie, dass Wilson noch lebt?“, fragte sie.
„Folgen wir seinen Spuren“, antwortete er. „Es hat nicht geschneit. Also müssten wir ihn schnell auffinden können.“
Nach kurzem Suchen entdeckte Maggie eine Fußspur, die von dem Flu g zeug weg hinaus auf die
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